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Parteitag der SPD in Hannover

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anzustreben, damit die öffentlichen Haushalten<br />

und die wirtschaftliche Kreisläufe<br />

gestärkt werden. E<strong>in</strong>e steuerliche Mehrbelastung<br />

ist <strong>in</strong> den Bereichen hoher<br />

Private<strong>in</strong>kommen, nicht<strong>in</strong>vestierter<br />

Gew<strong>in</strong>ne und bei den Kapitale<strong>in</strong>künften<br />

aus ökonomischen Gründen s<strong>in</strong>nvoll. Die<br />

<strong>SPD</strong> muû klarmachen, daû die Rück-<br />

Umverteilung von oben nach unten und<br />

h<strong>in</strong> zu den öffentlichen Haushalten e<strong>in</strong>e<br />

notwendige Voraussetzung für ökonomische<br />

Prosperität ist.<br />

Unternehmensbesteuerung<br />

(10) Bei <strong>der</strong> Besteuerung <strong>der</strong> Unternehmen<br />

(und an<strong>der</strong>er Vermögense<strong>in</strong>kommen)<br />

s<strong>in</strong>d unter <strong>der</strong> Dom<strong>in</strong>anz neoliberaler Leitbil<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>ternationale Steuersenkungswettläufe<br />

ausgelöst worden. Allerd<strong>in</strong>gs wi<strong>der</strong>stehen<br />

auch e<strong>in</strong>e Reihe von Län<strong>der</strong>n dem<br />

davon ausgehenden Druck; <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e ist<br />

<strong>in</strong> den meisten europäischen Län<strong>der</strong>n das<br />

Besteuerungsniveau noch relativ hoch, die<br />

Bundesrepublik liegt im Mittelfeld. Die<br />

Strategie von Steuersenkungswettläufen<br />

führt unweigerlich zu verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Steuere<strong>in</strong>nahmen<br />

und Haushaltsdefiziten. Im<br />

neoliberalen Konzept s<strong>in</strong>d solche Steuersenkungen<br />

deswegen auch folgerichtig mit<br />

dem Rückzug des Staates auf allen Ebenen<br />

und mit e<strong>in</strong>er historischen Beendigung des<br />

Sozialstaatsprojekts verbunden. Sozialstaat<br />

und leistungsfähiger öffentlicher Sektor<br />

vertragen sich pr<strong>in</strong>zipiell nicht mit Niedrigsteuerkonzepten.<br />

Für die <strong>SPD</strong> kann e<strong>in</strong>e<br />

Anpassung an <strong>der</strong>artige Strategien nicht <strong>in</strong><br />

Frage kommen. Gerade die wirtschaftlich<br />

starke Bundesrepublik muû hier für den<br />

nationalen und europäischen Rahmen die<br />

erkennbar gegenteiligen Signale setzen. Es<br />

gibt auch ke<strong>in</strong>e Veranlassung, sich von<br />

e<strong>in</strong>em oberflächlichen Blick auf die hohen<br />

deutschen Direkt<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> die Irre<br />

führen zu lassen. Diese s<strong>in</strong>d ± jedenfalls im<br />

Kern ± unternehmerischen Expansionsstrategien,<br />

den anhaltenden Handelsbilanzüberschüssen<br />

und <strong>der</strong> langfristigen DM-Aufwertung<br />

geschuldet.<br />

(11) Die Steuerlast <strong>der</strong> Unternehmen ist <strong>in</strong><br />

den letzten e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahrzehnten ± so das<br />

DIW ± um fünfzehn Prozentpunkte (!)<br />

abgesenkt worden ± gleichzeitig haben wir<br />

zerrüttete F<strong>in</strong>anzen und steigende Massenarbeitslosigkeit.<br />

Die beabsichtigte o<strong>der</strong><br />

auch nur versprochene Wirkung auf Investitionen<br />

und Arbeitsplätze ist nicht e<strong>in</strong>getreten.<br />

Die konservativ-liberale Konzeption<br />

ist pleite und von <strong>der</strong> Wirklichkeit blamiert!<br />

(12) Notwendig ist e<strong>in</strong>e tendenzielle<br />

Umkehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lastenverteilung und e<strong>in</strong>e<br />

Strukturreform <strong>der</strong> Unternehmensbesteuerung.<br />

Wer <strong>in</strong>vestiert und das Geld im<br />

Unternehmen läût, soll begünstigt se<strong>in</strong>,<br />

wer nicht <strong>in</strong>vestiert und/o<strong>der</strong> viel entnimmt,<br />

soll zahlen!<br />

(13) Eher relativ hohe Steuersätze verbunden<br />

mit eher hohen Abschreibungssätzen<br />

(geme<strong>in</strong>t ist hier nicht die Vielfalt von Son<strong>der</strong>abschreibungen<br />

im Steuerdschungel!)<br />

belohnen den Investor. Diese Konstruktion<br />

ist traditionell im deutschen Steuerrecht<br />

angelegt, von ihr sollte nicht abgegangen<br />

werden. Von e<strong>in</strong>zelnen Korrekturen abgesehen,<br />

bedarf es hier ± weil es sie schon<br />

gibt ± ke<strong>in</strong>er zusätzlichen Entlastungen.<br />

Wie jede betriebliche Investitionsför<strong>der</strong>ung<br />

entfaltet auch diese ihre Wirkung aber erst<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gesamtwirtschaftliche expansiven<br />

Umfeld, d.h. wenn Absatzmärkte mitwachsen<br />

(Verdrängungswettbewerb, vgl. E<strong>in</strong>gangsbemerkungen).<br />

(14) Wenn e<strong>in</strong>erseits so <strong>der</strong> Investor durch<br />

Abschreibungen begünstigt wird, soll ferner<br />

bessergestellt se<strong>in</strong>, wer Geld im Unternehmen<br />

läût statt hohe Entnahmen zu tätigen.<br />

Das ist <strong>der</strong> S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er generellen<br />

Betriebsteuerkonzeption.<br />

(15) Die Betriebsteuer ist <strong>der</strong> Körperschaftsteuer<br />

nachgebildet und ersetzt bzw.<br />

erweitert diese. Gew<strong>in</strong>ne aus Unternehmen<br />

unterliegen dann e<strong>in</strong>heitlich und rechtsformunabhängig<br />

als ¹E<strong>in</strong>künfte aus Betriebª<br />

<strong>der</strong> Betriebsteuer. Die bisher verschiedenen<br />

E<strong>in</strong>kunftsarten Land- und Forstwirtschaft,<br />

Gewerbebetrieb, selbständige Tätigkeit<br />

und Vermietung und Verpachtung (Fremdvermietung<br />

von Immobilien) können dann<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fachheit halber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen<br />

E<strong>in</strong>kunftsart zusammengefaût werden. Das<br />

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