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Parteitag der SPD in Hannover

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duktion notwendigen Arbeiten erledigen zu<br />

können.<br />

Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen selbstbestimmter<br />

Erwerbsarbeit und Freizeit müssen<br />

geschaffen werden. Dabei stehen die<br />

Gestaltung <strong>der</strong> Erwerbsarbeit und <strong>der</strong> Freizeit<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em engen Zusammenhang.<br />

Gerade junge Frauen streben e<strong>in</strong>en ganzheitlichen<br />

Lebensentwurf an und formulieren<br />

Ansprüche an die Qualität von<br />

Erwerbsarbeit und Freizeit.<br />

3.3. Sozialstaat umbauen!<br />

Auch wenn die Neubewertung und Umverteilung<br />

von Arbeit <strong>der</strong> strategisch wichtigste<br />

Ansatzpunkt für die Umgestaltung e<strong>in</strong>er<br />

Gesellschaft ist, die auch den Lebensentwürfen<br />

junger Frauen gerecht wird, s<strong>in</strong>d<br />

flankierende Maûnahmen im sozialstaatlichen<br />

Bereich ebenso notwendig. Denn<br />

auch die <strong>der</strong>zeitige Konstruktion des<br />

Sozialstaats fuût auf den Elementen<br />

geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung, d. h.<br />

die männliche Erwerbsbiographie und die<br />

Ehe als Versorgungs<strong>in</strong>stitut für Frauen s<strong>in</strong>d<br />

die geltenden Normen des westlichen<br />

Sozialstaatsmodells, die nicht nur aus Sicht<br />

<strong>der</strong> Frauen längst überholt se<strong>in</strong> sollten.<br />

Die Folgen <strong>der</strong> Politik des Abbaus sozialer<br />

Leistungen durch die Bundesregierung s<strong>in</strong>d<br />

gekennzeichnet durch e<strong>in</strong>e drastische<br />

Zunahme von Armut. Armut zeigt sich <strong>in</strong><br />

massiver Unterversorgung <strong>in</strong> zentralen<br />

Lebensbereichen wie Arbeit, Bildung,<br />

Wohnen, Gesundheit und Teilhabe am<br />

gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen<br />

Leben.<br />

Wesentliche For<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>es frauenorientierten<br />

Umbau des Sozialstaates bleiben:<br />

± Öffentliche Dienstleistungen zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung müssen<br />

bedarfsdeckend zur Verfügung gestellt<br />

werden. Jedes K<strong>in</strong>d muû ± nicht nur im<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenalter ± e<strong>in</strong>en Rechtsanspruch<br />

auf wohnortnahe, bezahlbare,<br />

öffentliche, h<strong>in</strong>reichend personell und<br />

mit Sachmitteln ausgestattete Betreuung<br />

haben.<br />

± Öffentliche E<strong>in</strong>richtungen und ambulante<br />

Angebote zur Betreuung und<br />

Pflege kranker und alter Menschen s<strong>in</strong>d<br />

quantitativ und qualitativ so auszubauen,<br />

daû die Pflegebedürftigen e<strong>in</strong> selbstbestimmtes<br />

und aktives Leben führen können.<br />

± Das K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld ist auf e<strong>in</strong> Niveau anzuheben,<br />

welches den tatsächlichen Kosten<br />

des Unterhalts, <strong>der</strong> Erziehung und <strong>der</strong><br />

Ausbildung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n Rechnung<br />

trägt.<br />

± Ehegattensplitt<strong>in</strong>g und K<strong>in</strong><strong>der</strong>freibeträge<br />

s<strong>in</strong>d zugunsten e<strong>in</strong>es dreijährigen Elternurlaubs<br />

mit Elterngeld und Arbeitsplatzgarantie<br />

abzuschaffen. Da Frauen <strong>in</strong> vielen<br />

Partnerschaften noch immer die<br />

schlechter Verdienenden s<strong>in</strong>d, müssen<br />

Anreize und gesetzliche Regelungen<br />

geschaffen werden, damit die traditionelle<br />

Arbeitsteilung, nach <strong>der</strong> Frauen<br />

den ganzen o<strong>der</strong> den gröûten Teil des<br />

Erziehungsurlaubs nehmen, überwunden<br />

wird und damit Männer sich m<strong>in</strong>destens<br />

zur Hälfte am Erziehungsurlaub beteiligen.<br />

± Als Kernelement e<strong>in</strong>er umfassenden<br />

Reform <strong>der</strong> sozialen Sicherung ist e<strong>in</strong>e<br />

bedarfsorientierte M<strong>in</strong>destsicherung als<br />

erster Schritt e<strong>in</strong>zuführen. Sie kommt<br />

dann zum Zuge, wenn die Existenzsicherung<br />

durch Erwerbsarbeit <strong>in</strong> bestimmten<br />

Lebenslagen, wie z.B. Studium, Ausbildung,<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung, nicht möglich<br />

ist. Notwendig ist die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er<br />

sozialen Grundsicherung für alle. Sie<br />

ermöglicht allen Menschen unabhängig<br />

von Lohnarbeit die Teilhabe am gesellschaftlichen<br />

Leben.<br />

Die sozialen Sicherungssysteme dürfen<br />

sich nicht mehr an dem traditionellen,<br />

schon längst überkommenen Bild <strong>der</strong><br />

Familie mit männlichem Erwerbstätigen,<br />

<strong>der</strong> das Familiene<strong>in</strong>kommen verdient,<br />

orientieren. Das Konzept <strong>der</strong> sozialen<br />

Grundsicherung ± für alle unabhängig<br />

von <strong>der</strong> Erwerbsarbeit ± ermöglicht<br />

Frauen die volle Gleichberechtigung und<br />

e<strong>in</strong>e selbstbestimmte Lebensgestaltung.<br />

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