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Parteitag der SPD in Hannover

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den Produktivitätsfortschritten teilhaben<br />

und setzen uns im Rahmen des neuen<br />

Gesellschaftsvertrages dafür e<strong>in</strong>, die <strong>in</strong>dividuelle<br />

Zeitautonomie, d.h. die Verfügbarkeit<br />

über die eigene Lebensarbeitszeit, zu<br />

erhöhen. Die Verwirklichung dieser allgeme<strong>in</strong>en<br />

Zielsetzung erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e neue<br />

Arbeitszeit- und E<strong>in</strong>kommenspolitik, durch<br />

die e<strong>in</strong> Recht auf immer weniger Erwerbsarbeit<br />

für alle verbunden wird mit e<strong>in</strong>em<br />

Recht auf zeitweilige Nichtarbeit und entsprechende<br />

Transferleistungen für erwerbsarbeitsfreie<br />

Perioden.<br />

5.5. Die Produktivitätssteigerungen<br />

ermöglichen objektiv weitgehende<br />

Erwerbsarbeitszeitverkürzungen, durch die<br />

die Massenarbeitslosigkeit von Millionen<br />

Menschen transformiert werden könnte zu<br />

e<strong>in</strong>em Recht auf weniger Erwerbsarbeit für<br />

alle. Die bisher von den Gewerkschaften<br />

erkämpften Arbeitszeitverkürzungen haben<br />

nachweisbar positive Beschäftigungseffekte<br />

gehabt. Sie s<strong>in</strong>d vergleichsweise ger<strong>in</strong>g ausgefallen,<br />

weil sie <strong>in</strong> zu kle<strong>in</strong>en Schritten<br />

und über zu lange Zeiträume realisiert<br />

wurden und so teilweise durch Rationalisierungen<br />

neutralisiert werden konnten.<br />

5.6. E<strong>in</strong>e gesamtwirtschaftliche Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Erwerbsarbeitszeit um etwa 20 %<br />

<strong>in</strong> vier Stufen, verbunden mit e<strong>in</strong>er aktiven<br />

Beschäftigungspolitik, führt zu e<strong>in</strong>er weitgehenden<br />

Lösung <strong>der</strong> Erwerbsarbeitskrise.<br />

Der technologische Fortschritt und <strong>der</strong><br />

wirtschaftliche Strukturwandel sowie die<br />

immer kürzer werdende Halbwertzeit des<br />

erlernten Wissens machen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

e<strong>in</strong> ständiges Um-, Weiter- und Neulernen<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Lebenslanges Lernen<br />

erhält für die Beschäftigten und <strong>der</strong>en Entwicklungsmöglichkeiten<br />

am Arbeitsplatz<br />

e<strong>in</strong>e zentrale Bedeutung. In e<strong>in</strong>em ressourcenarmen<br />

Land ist daher die Qualifizierung<br />

<strong>der</strong> Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen, also die ¹Investition<br />

<strong>in</strong> die Köpfe <strong>der</strong> Menschenª e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Aufgabe. Angesichts <strong>der</strong> weltwirtschaftlichen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen im<br />

<strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb und <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie brauchen wir<br />

e<strong>in</strong>e bundesweite Bildungsoffensive. Daher<br />

162<br />

s<strong>in</strong>d Zeiten <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzung auch<br />

verstärkt für Weiterbildung zu nutzen.<br />

E<strong>in</strong>e Politik des ¹Weiterbilden und E<strong>in</strong>stellenª,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Beschäftigte, auch über längere<br />

Zeiträume, ihre Arbeitszeit verkürzen<br />

und an Weiterbildungsveranstaltungen teilnehmen,<br />

soll gleichzeitig dazu beitragen,<br />

daû Arbeitslose im Rahmen <strong>der</strong> für<br />

Beschäftigung freigewordenen Zeit e<strong>in</strong>gestellt<br />

und <strong>in</strong> die Unternehmen <strong>in</strong>tegriert<br />

werden können. Auf diesem Weg lieûen<br />

sich auch kont<strong>in</strong>uierliche Weiterbildungsprozesse<br />

<strong>in</strong> rollierenden Systemen von<br />

Arbeit und Weiterbildung organisieren.<br />

Diese Strategie <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzung<br />

und Weiterbildung muû abgestützt werden<br />

durch die Zahlung von Lohnersatzleistungen<br />

zum teilweisen Ausgleich <strong>der</strong> Nettolohnverluste.<br />

Durch e<strong>in</strong>e solche Strategie<br />

würden E<strong>in</strong>kommen und Erwerbsarbeitszeit<br />

teilweise entkoppelt. Wir wollen vielfältige<br />

Formen <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzungen<br />

ermöglichen, die den spezifischen Notwendigkeiten<br />

<strong>der</strong> Betriebe ebenso wie den<br />

lebensgeschichtlichen Situationen <strong>der</strong><br />

Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen gerecht werden.<br />

Durch die Schaffung von mehr sozialversicherten<br />

Teilzeitarbeitsplätzen kann die<br />

Politik <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzung ergänzt<br />

werden. In Dänemark erhalten z. B. nach<br />

dem 1993 beschlossenen Urlaubsgesetz<br />

Beschäftigte, die sich bei vollem Rückkehrrecht<br />

<strong>in</strong> beliebigen Zeitabschnitten für <strong>in</strong>sgesamt<br />

e<strong>in</strong> Jahr freistellen lassen, für diese<br />

Zeit e<strong>in</strong>en Lohnausgleich etwa <strong>in</strong> Höhe<br />

<strong>der</strong> Arbeitslosenhilfe <strong>in</strong> Deutschland. Diese<br />

Möglichkeit konnte <strong>in</strong> Dänemark <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Betrieben so umgesetzt werden, daû<br />

die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten um bis zu 25 %<br />

stieg.<br />

5.7. Zum teilweisen Ausgleich <strong>der</strong> Nettolohnverluste<br />

muû bei <strong>der</strong> Bundesanstalt für<br />

Arbeit e<strong>in</strong> ¹Arbeitszeitverkürzungs- und<br />

Qualifizierungsfondsª gebildet werden, <strong>der</strong><br />

aus ihren Mitteln mitf<strong>in</strong>anziert wird. Mittelfristig<br />

muû auch <strong>der</strong> Produktionsfaktor<br />

Kapital zur F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> Arbeitsmarktpolitik<br />

herangezogen werden. Wir erwarten<br />

von <strong>der</strong> <strong>SPD</strong> auf Bundesebene, daû sie entsprechende<br />

Konzepte entwickelt. Kurzfri-

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