Parteitag der SPD in Hannover
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len. Soll die Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit<br />
<strong>der</strong> deutschen Hochschulen<br />
gewahrt o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>gewonnen werden,<br />
muû auch e<strong>in</strong> universales Studiengangspektrum<br />
erhalten werden, anstatt e<strong>in</strong>seitig<br />
wirtschaftsorientierte Schmalspurhochschulen<br />
zu schaffen.<br />
Der Bildung kommt e<strong>in</strong>e Schlüsselposition<br />
bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Gesellschaft zu. Sie<br />
hat e<strong>in</strong> Bewuûtse<strong>in</strong> von zentralen Problemen<br />
<strong>der</strong> Gegenwart und Zukunft zu vermitteln.<br />
Die Erforschung <strong>der</strong> Ursachen globaler<br />
Probleme und die Erarbeitung von<br />
Lösungsstrategien stehen im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Das Bildungssystem muû von gleichberechtigter<br />
Teilhabe ausgehen und darf ke<strong>in</strong>e<br />
Unterschiede nach <strong>der</strong> Herkunft o<strong>der</strong> Mittelausstattung<br />
<strong>der</strong> Lernenden machen. Bildung<br />
muû f<strong>in</strong>anziell so ausgestattet se<strong>in</strong>,<br />
daû Chancengleichheit gewahrt bleibt.<br />
3. Die <strong>SPD</strong> for<strong>der</strong>t die Bundesregierung<br />
auf, mit den Län<strong>der</strong>n unverzüglich Verhandlungen<br />
über e<strong>in</strong> kurzfristiges Aktionsprogramm<br />
vordr<strong>in</strong>glicher Maûnahmen und<br />
e<strong>in</strong> mittel- und langfristiges Sanierungsund<br />
Mo<strong>der</strong>nisierungsprogramm für die<br />
Hochschulen aufzunehmen. In diese Beratungen<br />
s<strong>in</strong>d die Vorschläge <strong>der</strong> Studierendenverbände,<br />
<strong>der</strong> Hochschulorganisationen<br />
und <strong>der</strong> Hochschulen e<strong>in</strong>zubeziehen. Die<br />
Probleme <strong>der</strong> Hochschulen rechtfertigen<br />
ke<strong>in</strong>en weiteren Aufschub.<br />
Die Koalitionsfraktionen haben bei <strong>der</strong><br />
abschlieûenden Beratung des Bundeshaushalts<br />
1998 e<strong>in</strong> solches Verhandlungsangebot<br />
<strong>der</strong> <strong>SPD</strong> ausgeschlagen. Statt dessen<br />
haben sie e<strong>in</strong>en Beschluû über ihre ¹e<strong>in</strong>malige<br />
Aktionshilfe für e<strong>in</strong> Hochschul-Bibliotheksprogramm<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>ª verabschiedet.<br />
E<strong>in</strong> solches Trostpflaster für die Studierenden<br />
löst die Probleme <strong>der</strong> Hochschulen<br />
und <strong>der</strong> Studierenden nicht. Der Bund<br />
wird so se<strong>in</strong>er Verantwortung für die<br />
F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> Hochschulen nicht<br />
gerecht.<br />
Der Bund hat <strong>in</strong> den letzten Jahren ke<strong>in</strong>e<br />
ausreichende f<strong>in</strong>anzielle Ausstattung für die<br />
Hochschulen sichergestellt (Geme<strong>in</strong>schaftsaufgaben<br />
Hochschulbau, Forschungsför<strong>der</strong>ung).<br />
Die Län<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d nicht mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Lage, angesichts <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Haushalte die Kürzungen des Bundes<br />
zu kompensieren.<br />
4. Die jahrelange Vernachlässigung <strong>der</strong><br />
Hochschulen ist unverantwortlich:<br />
± weil wir als rohstoffarmes Land auf Wissen<br />
und Qualifikation elementar angewiesen<br />
s<strong>in</strong>d;<br />
± weil wir die Studierenden auf diese<br />
Weise zu den langen Studienzeiten nötigen,<br />
die die Bundesregierung dann<br />
beklagt;<br />
± weil wir e<strong>in</strong> Interesse daran haben, daû<br />
viele junge Menschen gute Qualifizierungen<br />
erhalten;<br />
± weil wir den jungen Menschen e<strong>in</strong>e gute<br />
Ausbildung schulden.<br />
In den nächsten Jahren wird die Zahl <strong>der</strong><br />
Studierenden weiter ansteigen. E<strong>in</strong>e<br />
Gesellschaft, die den Bildungswillen ihrer<br />
Jugend als Last o<strong>der</strong> gar als ¹Überlastª<br />
empf<strong>in</strong>det, darf sich über Protest nicht<br />
wun<strong>der</strong>n.<br />
Allen Überlegungen, die hohe Belastung<br />
unserer Hochschulen durch e<strong>in</strong>e<br />
Erschwerung des Zugangs zum Studium zu<br />
reduzieren, erteilen wir e<strong>in</strong>e klare Absage.<br />
Wenn wir e<strong>in</strong>e zukunftsorientierte Wirtschafts-<br />
und Gesellschaftspolitik verwirklichen<br />
wollen, haben wir nicht zu viele, son<strong>der</strong>n<br />
zu wenig Studierende. Die<br />
Begrenzung <strong>der</strong> Studentenzahlen durch<br />
E<strong>in</strong>führung von Studiengebühren lehnen<br />
wir daher ebenso ab wie e<strong>in</strong>e Privatisierung<br />
<strong>der</strong> Hochschulen. Gleichzeitig treten wir<br />
für e<strong>in</strong>e bedarfsgerechte Ausbildungsf<strong>in</strong>anzierung<br />
e<strong>in</strong>.<br />
5. Die Universitäten und Fachhochschulen<br />
bedürfen <strong>der</strong> demokratischen Umgestaltung.<br />
Hochschulgremien müssen von e<strong>in</strong>er<br />
kollegialen Entscheidungsf<strong>in</strong>dung ausgehen<br />
und dürfen nicht durch autokratische<br />
Strukturen zerstört werden. Für die Sozialdemokraten<br />
steht fest, daû unter dieser<br />
Bed<strong>in</strong>gung die Hochschulen mehr Autonomie<br />
und mehr Gestaltungsspielraum erhalten<br />
sollen. Die Hochschulen müssen die<br />
Autonomie nutzen, um auch selbst dafür<br />
zu sorgen, daû die öffentlichen Mittel effi-<br />
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