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Parteitag der SPD in Hannover

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mehr Arbeitskräfte nachgefragt werden (2,5<br />

bis 3 Prozent). Seit Anfang <strong>der</strong> 80er Jahre<br />

wuchs das Brutto<strong>in</strong>landsprodukt real um<br />

nicht mehr als durchschnittlich 1,8 Prozent.<br />

Jedes Zehntel Prozent unterhalb des<br />

Produktivitätszuwachses bedeutet aber den<br />

Verlust von mehr als 35 000 Arbeitsplätzen.<br />

Die Inlandsnachfrage wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

gedämpft wenn Wirtschaft und Staat e<strong>in</strong>en<br />

rigiden Sparkurs fahren, <strong>der</strong> gerade die<br />

Gruppen trifft, die gerne mehr konsumieren<br />

würden. Das real (im Verhältnis zur<br />

niedrigen Inflationsrate) immer noch hohe<br />

Z<strong>in</strong>sniveau hemmt auûerdem die Investitionen<br />

und übt zusätzlichen Druck auf Löhne<br />

und Transfere<strong>in</strong>kommen aus. Zur Zeit<br />

trägt die unnötig strikte Auslegung <strong>der</strong><br />

Maastricht-Kriterien ihren Teil zur Konjunkturzügelung<br />

bei.<br />

1.4 For<strong>der</strong>ungen<br />

Wir for<strong>der</strong>n deshalb alle <strong>SPD</strong>-Funktionäre<br />

und -Mandatsträger <strong>in</strong> Kommunen, Län<strong>der</strong>n,<br />

auf Bundesebene und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Europapolitik<br />

auf, sich die wirtschaftlichen<br />

Zusammenhänge bewuût zu machen und<br />

<strong>der</strong> neoliberalen Ungleichheitsideologie<br />

e<strong>in</strong>e Absage zu erteilen. Der E<strong>in</strong>satz von<br />

nachfragestützenden Maûnahmen und<br />

Investitionsprogrammen muû Schwerpunkt<br />

e<strong>in</strong>er sozialdemokratischen Wirtschaftspolitik<br />

se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>telligente Verteilungspolitik,<br />

die wie<strong>der</strong> für e<strong>in</strong>en Ausgleich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommen<br />

und Besitzstände e<strong>in</strong>tritt, muû<br />

den Konsum beleben und so Arbeit schaffen.<br />

Daneben ist <strong>der</strong> öffentliche Konsum<br />

<strong>der</strong>maûen zu organisieren, daû ökologische,<br />

soziale, kulturelle, Gesundheits- und<br />

Bildungsbedürfnisse breiter Schichten<br />

befriedigt werden und <strong>der</strong> öffentliche Sektor<br />

weitere Arbeitskräfte absorbiert. Doch<br />

nicht nur Waren und Dienste (ausgedrückt<br />

<strong>in</strong> Gelde<strong>in</strong>kommen) s<strong>in</strong>d gerecht zu verteilen;<br />

verteilt werden muû auch Arbeitszeit.<br />

Nur so geraten die enormen Produktivitätsfortschritte<br />

unserer Volkswirtschaft zum<br />

Nutzen aller.<br />

Die Abwärtsspirale aus Sparpolitik, Entlassungen,<br />

Nachfragedämpfung, Konjunkturzügelung<br />

und Steuerausfällen muû unterbrochen<br />

werden. Investitionsprogramme<br />

müssen das schleppende Wachstum anheizen.<br />

F<strong>in</strong>anzierungsquellen für staatliche<br />

Investitionen und für e<strong>in</strong>e öffentliche<br />

Beschäftigungspolitik müssen durch e<strong>in</strong>e<br />

gezielte Steuerpolitik konsequent genützt<br />

werden. Die rigide Geldpolitik <strong>der</strong> Bundesbank<br />

muû von e<strong>in</strong>er europäischen Geldpolitik<br />

abgelöst werden, die demokratischer<br />

Steuerung zugänglich gemacht werden soll.<br />

Sozialdemokratische Wirtschaftspolitik<br />

muû die Gewerkschaften im Kampf um<br />

Arbeitszeitverkürzung und Kaufkrafterhalt<br />

unterstützen und sich gegen den Abbau des<br />

Sozialstaates stellen. Die europäische Wirtschaftspolitik<br />

muû es sich zum Ziel<br />

machen, das e<strong>in</strong>seitige Maastricht-Abkommen<br />

durch Übere<strong>in</strong>künfte zur Sozial- und<br />

Beschäftigungspolitik und durch e<strong>in</strong>e europäische<br />

Steuerharmonisierung auf ausreichend<br />

hohem Niveau zu ergänzen.<br />

2. Wege zur Vollbeschäftigung<br />

2.1 Mo<strong>der</strong>nisierungs- und Beschäftigungsprogramm<br />

(MOB)<br />

Sozialdemokratische Beschäftigungspolitik<br />

kann schnell entscheidende Fortschritte <strong>in</strong><br />

Richtung Vollbeschäftigung bewerkstelligen.<br />

Als effektives Mittel haben sich Investitionsprogramme<br />

erwiesen, die die Nachfrage<br />

beleben und zugleich die<br />

Investitionsschwäche bekämpfen. Die steigende<br />

Massenarbeitslosigkeit ist seit langem<br />

kaum mehr konjunkturell zu erklären,<br />

denn nach je<strong>der</strong> Konjunkturflaute blieb e<strong>in</strong><br />

höherer Sockel an Arbeitslosen zurück.<br />

Deswegen halten wir kurzfristige, antizyklische<br />

Maûnahmen für nicht ausreichend<br />

und plädieren für e<strong>in</strong> mittelfristiges Programm:<br />

Wir for<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Mo<strong>der</strong>nisierungsund<br />

Beschäftigungsprogramm mit e<strong>in</strong>er<br />

Laufzeit von 10 Jahren und e<strong>in</strong>em Gesamtvolumen<br />

von m<strong>in</strong>destens 400 Mrd. DM,<br />

d. h. den E<strong>in</strong>satz von 40 Mrd. DM jährlich.<br />

E<strong>in</strong> solches Programm hat das Wirtschaftsund<br />

Sozialwissenschaftliche Institut des<br />

DGB konzipiert und bereits durchgerechnet.<br />

Im Rahmen dieses Programmes tritt <strong>der</strong><br />

Staat als Investor auf. Er verwendet die<br />

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