Parteitag der SPD in Hannover
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Frauen nicht bzw. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 610 DM-Job<br />
arbeiten. Deshalb ist das Ehegattensplitt<strong>in</strong>g<br />
abzuschaffen. Auch die K<strong>in</strong><strong>der</strong>freibeträge<br />
s<strong>in</strong>d sozial ungerecht, durch sie werden<br />
Besserverdienende stärker entlastet als<br />
alle<strong>in</strong>erziehende Mütter. Auch das Dienstmädchenprivileg,<br />
dessen Anhebung zur<br />
Zeit diskutiert wird, verstärkt und erhält<br />
alte Rollenbil<strong>der</strong> und ist schon alle<strong>in</strong> deshalb<br />
abzulehnen. Durch die gegenwärtige<br />
Arbeitszeitmodelle werden Frauen ebenfalls,<br />
noch zusätzlich zur Lohndiskrim<strong>in</strong>ierung<br />
benachteiligt, sie s<strong>in</strong>d deshalb grundlegend<br />
zu reformieren. In Teilzeitarbeit<br />
werden fast ausschlieûlich Frauen (berufstätige<br />
Mütter) gedrängt. Teilzeitarbeit wird<br />
als nicht vollwertige Arbeit gesehen, ist<br />
karrierehemmend, nicht sozialversicherungspflichtig<br />
und nicht existenzsichernd.<br />
Die fehlende Sozialversicherungspflicht ist<br />
e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Gründe für die gravierende<br />
Altersarmut von Frauen. Deshalb for<strong>der</strong>t<br />
die <strong>SPD</strong>, daû alle Arbeitsplätze (auch die<br />
sogenannten Mac-Jobs) sozialversicherungspflichtig<br />
werden.<br />
Um die oben geschil<strong>der</strong>ten Miûstände<br />
abzuschaffen for<strong>der</strong>t die <strong>SPD</strong> u.a. e<strong>in</strong>e<br />
Frauenför<strong>der</strong>ung als Bestandteil von (regionaler)<br />
Strukturpolitik. Die gegenwärtige<br />
Strukturpolitik wirkt durch e<strong>in</strong>ige ihrer<br />
Ziele und Elemente bislang eher frauenfe<strong>in</strong>dlich.<br />
So z. B. dadurch, daû sie e<strong>in</strong>seitig<br />
auf Sachkapital<strong>in</strong>vestitionen setzt. Auch die<br />
zur Ermittlung för<strong>der</strong>ungswürdiger Regionen<br />
herangezogenen Indikatoren wie<br />
Durchschnittse<strong>in</strong>kommen <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten s<strong>in</strong>d negativ<br />
zu bewerten.<br />
Als erster Bestandteil e<strong>in</strong>er neuen Strukturpolitik<br />
ist daher e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Berechnung<br />
für die Ermittlung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>würdigkeit<br />
gültigen Indikatoren zu for<strong>der</strong>n. Vor allem<br />
for<strong>der</strong>n wir e<strong>in</strong>e Strukturpolitik, die auf<br />
das bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region bestehende<br />
Potential setzt, somit Elemente e<strong>in</strong>er<br />
Dezentralisierung trägt. Die AkteurI<strong>in</strong>nen<br />
<strong>der</strong> Region formulieren ihre Interessen.<br />
Unbed<strong>in</strong>gt müssen hier Gleichstellungsstellen<br />
sowie Frauen-Beschäftigungs- und<br />
Qualifizierungsprojekte beteiligt werden.<br />
220<br />
E<strong>in</strong>e solche Strukturpolitik würde auch<br />
Investitionen <strong>in</strong> das ¹Humankapitalª <strong>der</strong><br />
ArbeitnehmerInnen, nicht nur <strong>in</strong> das Sachkapital<br />
enthalten und vor allem Frauenarbeit<br />
als <strong>in</strong>tegralen Bestandteil enthalten.<br />
Selbstverständlich muû bei Umstrukturierungsmaûnahmen<br />
die Beschäftigungsperspektive<br />
von Frauen und Männern berücksichtigt<br />
werden.<br />
Um e<strong>in</strong>e wirklich relevante Neuverteilung<br />
von Erwerbs- und Reproduktionsarbeit zu<br />
erreichen, muû es e<strong>in</strong>e Abkehr von dem<br />
Bezug auf die männlich zentrierte Normalarbeitsbiographie<br />
und dem Modell des<br />
männlichen Familienernährers geben. Um<br />
unsere For<strong>der</strong>ung zu erreichen, daû jede<br />
Person selbst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong> muû, ihren<br />
Lebensunterhalt zu verdienen und gleichzeitig<br />
die zu ihrer Reproduktion zu erledigenden<br />
Aufgaben zu erledigen, s<strong>in</strong>d<br />
Arbeitszeitverkürzungen und Neustrukturierungen<br />
von Arbeit unverzichtbar. Wir<br />
for<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e weitreichende Arbeitszeitverkürzung<br />
für alle auf 30 (o<strong>der</strong> weniger Stunden)<br />
die Woche. Für die Unternehmen, die<br />
ihren MitarbeiterInnen aufgrund <strong>der</strong><br />
Arbeitszeitverkürzung Überstunden abverlangen,<br />
anstatt neue MitarbeiterInnen e<strong>in</strong>zustellen,<br />
for<strong>der</strong>n wir die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er<br />
Überstundensteuer. Bei diesen Steuern<br />
geht es nicht darum, e<strong>in</strong> Aufkommen zu<br />
erzielen, son<strong>der</strong>n die Arbeitszeitverkürzung<br />
durchzusetzen. Um e<strong>in</strong>en entsprechenden<br />
Anreiz zu setzen, ist <strong>der</strong> Tarif so drastisch<br />
auszugestalten, daû das angestrebte Ziel ±<br />
ke<strong>in</strong>e Überstunden ± erreicht wird und das<br />
Aufkommen entsprechend bei Null liegt.<br />
Wichtig ist auch <strong>der</strong> Anstoû zur Neugewichtung<br />
<strong>der</strong> Arbeit, so daû gesellschaftlich<br />
s<strong>in</strong>nvolle Arbeit e<strong>in</strong>en höheren Stellenwert<br />
erhält, als gesellschaftlich unnötige und<br />
entsprechend besser bezahlt wird. Auf<br />
jeden Fall muû <strong>der</strong> Abstand zwischen den<br />
Lohngruppen verr<strong>in</strong>gert und nicht im prozentualen<br />
Lohnerhöhungen erhöht werden.<br />
Der Sozialstaat <strong>der</strong> BRD setzt <strong>in</strong> Fragen<br />
<strong>der</strong> Versorgung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Pflegebedürftigen,<br />
sowie bei <strong>der</strong> Erledigung <strong>der</strong><br />
Hausarbeit immer noch auf die unentgeltliche<br />
Arbeit <strong>der</strong> Frauen. E<strong>in</strong>e Neuverteilung<br />
von Erziehungs-, Pflege- und Hausarbeit