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Parteitag der SPD in Hannover

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e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Umstrukturierung <strong>der</strong> Bundeswehr<br />

von e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en Verteidigungsarmee<br />

zu weltweit operierenden Krisenreaktionskräften<br />

notwendigen Nachrüstung um neue<br />

Waffenbeschaffungsprogramme zu r<strong>in</strong>gen.<br />

Daû diese Lobby nach wie vor mit groûem<br />

Erfolg operiert, zeigt beson<strong>der</strong>s eklatant<br />

das Beispiel des vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong><br />

verän<strong>der</strong>ten Sicherheitslage militärstrategisch<br />

und angesichts <strong>der</strong> Parallelentwicklungen<br />

<strong>in</strong> an<strong>der</strong>en verbündeten Staaten<br />

auch f<strong>in</strong>anziell vollkommen s<strong>in</strong>nlosen<br />

Eurofighter 2000.<br />

Wie gezeigt, gestaltet sich die Def<strong>in</strong>ition<br />

des Begriffes ¹Rüstungskonversionª durchaus<br />

unterschiedlich. Ist e<strong>in</strong>erseits nur von<br />

e<strong>in</strong>er Ablösung unrentabler <strong>in</strong>dustrieller<br />

Sektoren und <strong>der</strong> Erschlieûung neuer<br />

Wachstumsfel<strong>der</strong> die Rede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form,<br />

daû mit dem vorhandenen Produktionspotential<br />

zivile statt militärische Güter produziert<br />

werden können, gilt an<strong>der</strong>erseits, daû<br />

die ökonomische und friedenspolitische<br />

Dimension mit e<strong>in</strong>em Prozeû e<strong>in</strong>er weitgehenden<br />

Demokratisierung verknüpft wird.<br />

Rüstungskonversion ist für uns Hand <strong>in</strong><br />

Hand mit Abrüstung gehende friedenssowie<br />

gesellschaftspolitische Aufgabe. Als<br />

Akteure s<strong>in</strong>d neben den betroffenen Unternehmen<br />

beson<strong>der</strong>s e<strong>in</strong>e steuernde Regional-<br />

und Strukturpolitik sowie e<strong>in</strong>e entsprechen<strong>der</strong><br />

bundespolitischer Rahmen<br />

gefor<strong>der</strong>t. Dieser Prozeû darf daher nicht<br />

kurzfristigen ökonomischen Interessen<br />

unterworfen se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n muû gezielt<br />

gesteuert werden, um gesellschaftlich s<strong>in</strong>nvolle<br />

Alternativen zu entwickeln. Bei <strong>der</strong><br />

Rüstungs<strong>in</strong>dustrie handelt es sich um e<strong>in</strong>en<br />

zwar politisch brisanten Sektor, sie stellt<br />

jedoch nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil des verarbeitenden<br />

Gewerbes <strong>in</strong> <strong>der</strong> BRD. Stark<br />

abhängig von <strong>der</strong> Rüstungs<strong>in</strong>dustrie s<strong>in</strong>d<br />

nur die Luft- und Raumfahrt<strong>in</strong>dustrie,<br />

<strong>der</strong>en Umsatz zu e<strong>in</strong>em Drittel auf<br />

Beschaffung <strong>der</strong> Bundeswehr beruht, und<br />

<strong>der</strong> Schiffbau mit 20 % des Umsatzes.<br />

Daher ist die bundesdeutsche Rüstungs<strong>in</strong>dustrie,<br />

obwohl sie <strong>in</strong>ternational betrachtet<br />

e<strong>in</strong>e Spitzenstellung e<strong>in</strong>nimmt, gesamtwirtschaftlich<br />

nur von ger<strong>in</strong>ger Bedeutung und<br />

kann nicht mit den groûen Wirtschaftszweigen<br />

wie Chemie, Masch<strong>in</strong>enbau und<br />

36<br />

<strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie verglichen werden.<br />

Hier liegt auch die Chance, auf e<strong>in</strong>em<br />

überschaubaren Gebiet Erfahrungen zu<br />

sammeln, die auf an<strong>der</strong>e Konversionsbereiche<br />

anwendbar s<strong>in</strong>d.<br />

Konversion ist e<strong>in</strong>e ökonomische Antwort<br />

auf die vor uns liegenden Strukturanpassungskrisen.<br />

Aufgebaute Überkapazitäten<br />

müssen aus ökonomischen Gründen abgebaut<br />

werden. H<strong>in</strong>zu kommen ökologisch<br />

dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>liche Umstrukturierungen<br />

<strong>der</strong> Produktion und <strong>der</strong> Produkte. So müssen<br />

z.B. <strong>der</strong> Ausstieg aus <strong>der</strong> Automobil-<br />

Fixierung unserer Volkswirtschaft und <strong>der</strong><br />

Umbau des Energiesektors gel<strong>in</strong>gen. Dieses<br />

wird nur dann durchsetzbar se<strong>in</strong>, wenn<br />

wir Konversionskonzepte vorweisen können,<br />

die nicht weitere Arbeitslosigkeit produzieren.<br />

An<strong>der</strong>nfalls werden die bevorstehenden<br />

Strukturkrisen ohne Rücksicht auf<br />

Beschäftigte den Nie<strong>der</strong>gang solcher Industriezweige<br />

erzw<strong>in</strong>gen.<br />

II. Rüstungs<strong>in</strong>dustrie und Rüstungsexport<br />

Die Rüstungs<strong>in</strong>dustrie hat <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren erhebliche Beschäftigungse<strong>in</strong>brüche<br />

erfahren. Es wurden seit 1989 etwa<br />

140 000 Arbeitsplätze abgebaut. E<strong>in</strong><br />

Groûteil <strong>der</strong> Entlassungen ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

rationalisierungsbed<strong>in</strong>gt. Nur rund 48 000<br />

<strong>der</strong> abgebauten Stellen s<strong>in</strong>d auf verr<strong>in</strong>gerte<br />

Rüstungsanstrengungen zurückzuführen.<br />

Rüstungs<strong>in</strong>dustrie zeichnet sich im allgeme<strong>in</strong>en<br />

durch e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Marktferne<br />

aus. Wo <strong>der</strong> Staat als so gut wie e<strong>in</strong>ziger<br />

Auftraggeber fungiert, ist ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Flexibilität gefragt. Diese höheren Preise<br />

und e<strong>in</strong>en sicheren Abnehmer garantierende<br />

Annehmlichkeit verkehrt sich bei<br />

s<strong>in</strong>kenden staatlichen Rüstungsaufträgen<br />

jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e prekäre Abhängigkeit.<br />

Beson<strong>der</strong>s kraû werden dadurch die kle<strong>in</strong>en<br />

und mittleren (Zuliefer-)Firmen betroffen<br />

aufgrund <strong>der</strong> stark e<strong>in</strong>seitig ausgerichteten<br />

Fertigung, <strong>der</strong> oft ger<strong>in</strong>gen Kapitaldecke<br />

und <strong>der</strong> mangelnden Fähigkeit, <strong>in</strong>ternational<br />

zu agieren, so daû es unmöglich<br />

sche<strong>in</strong>t, kurzfristig Abfe<strong>der</strong>ungs- und<br />

Umsteuerungsprozesse zu beg<strong>in</strong>nen. Groûe

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