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Umstrittene Schweizer Sicherheitspolitik ... - ETH Zürich

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Sicherheitspolitischer Stellenwert der Neutralität<br />

Center for Security Studies, <strong>ETH</strong>Z<br />

Zuerst muss darauf hingewiesen werden, dass sich die Neutralität innenpolitisch<br />

einer ungebrochen hohen Zustimmung erfreut (gemäss Umfragen:<br />

80 bis 90 Prozent). Die Neutralität gehört zum schweizerischen<br />

Selbstverständnis. Gleichzeitig erklärt das aber vielleicht auch, wieso<br />

wir auf der politischen Ebene einen Kampf um die Deutungshoheit der<br />

Neutralität haben. Hinter diesen unterschiedlichen Neutralitätsbildern<br />

verstecken sich auch unterschiedliche aussen- und sicherheitspolitische<br />

Leitbilder. Diese unterschiedlichen aussen- und sicherheitspolitischen<br />

Leitbilder sollten offener und aktiver diskutiert werden.<br />

Ich denke, dass angesichts der neuen Gefahrenlage die Neutralität<br />

viel von ihrer sicherheitspolitischen Funktionalität eingebüsst hat. Das<br />

heisst nicht, dass sie sich nicht mehr positiv auf das Sicherheitsempfinden<br />

der Bürgerinnen und Bürger auswirken kann. Aber im Kern ist<br />

die Neutralität ein Mittel gegenüber zwischenstaatlichen Konflikten im<br />

unmittelbaren Umfeld eines Staates. Vor diesem Hintergrund glaube ich,<br />

dass die Neutralität nicht mehr als umfassender Orientierungsrahmen<br />

für die Sicherheitsstrategie dienen kann.<br />

Es mag stimmen, dass die Neutralität teilweise eine eigenständige<br />

Dialog- und Vermittlungspolitik begünstigen kann, letztlich aber ist jede<br />

Konfliktlösung ein politischer Prozess, in dem sich auch der Vermittler<br />

exponiert. Zudem ist mit einer eigenständigen Dialog- und Vermittlungspolitik<br />

auch eine gewisse Distanznahme zur europäischen Position<br />

verbunden. Dies wiederum heisst, dass man sich der Grundsatzfrage<br />

stellen muss, in welcher internationalen Rolle die Schweiz ihre sicherheitspolitischen<br />

Interessen am effektivsten wahrnehmen kann.<br />

Weiter kann festgestellt werden, dass das Neutralitätsrecht der sicherheitspolitischen<br />

Kooperation nicht im Weg steht. Allein ein NATO-<br />

Beitritt wäre neutralitätswidrig, dieser ist aber meines Erachtens sicherheitspolitisch<br />

nicht notwendig.<br />

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