28.12.2012 Aufrufe

Umstrittene Schweizer Sicherheitspolitik ... - ETH Zürich

Umstrittene Schweizer Sicherheitspolitik ... - ETH Zürich

Umstrittene Schweizer Sicherheitspolitik ... - ETH Zürich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ausland<br />

angriffsweise zu bedrohen. Es gibt aber in ganz Europa nirgendwo eine<br />

entsprechende politische Absicht; eine solche ist nicht einmal in Andeutungen<br />

erkennbar. In vielen Staaten Europas ist durch bindende internationale<br />

Verträge gerade diese Option ausgeschlossen. In diesem Sinne ist<br />

eine politische strukturelle Nichtangriffsfähigkeit gegeben. In Deutschland<br />

ist gar in der Verfassung festgeschrieben, dass ein Angriff auf einen anderen<br />

Staat verboten ist; selbst die Beteiligung an der Vorbereitung hierauf steht<br />

unter Strafe.<br />

Ich kann es mir schlicht nicht vorstellen, dass ein europäisches<br />

Land ein anderes angreifen sollte. Ich kann mir auch keine Entwicklung<br />

vorstellen, dass Staaten Europas wieder in diese atavistische Form<br />

der Konfliktregelung zurückfallen würden. Ich meine sogar, dass auch<br />

Russland nicht zurückfallen wird. Russland hat gemerkt, wie desaströs<br />

der Georgien-Krieg für sie war: Das Einbrechen der Aktienmärkte in<br />

Russland nach der Operation in Georgien, die Geldverluste, welche die<br />

Damen und Herren Oligarche hinnehmen mussten, nachdem russische<br />

Streitkräfte zum ersten Mal eine Grenze gewaltsam verändert haben,<br />

waren abschreckender für die Zukunft als alles andere, was wir uns vorstellen<br />

können. Dies darf man in einer Welt, die sehr stark vernetzt ist,<br />

nicht ausser Acht lassen.<br />

Die strukturelle Nichtangriffsfähigkeit ist innerhalb Europas im<br />

Grunde genommen durch politische Einbindungen so zementiert, dass<br />

es nicht mehr denkbar ist, sie infrage zu stellen. Die Fragen, die man sich<br />

im Kontext mit Russland stellen muss, ob es eine Angriffsfähigkeit der<br />

NATO gegenüber Russland gibt, was der Generalstab in Moskau stets<br />

behauptet, müssen bei einer nüchternen Betrachtung der Fakten lauten:<br />

Hätte die NATO die Möglichkeit, Russland militärisch zu besiegen? Ja.<br />

Hätte die NATO die Möglichkeit, Russland zu besetzen und kontrollieren?<br />

Nein. Von daher gesehen, ist auch diesbezüglich eine strukturelle<br />

Nichtangriffsfähigkeit gegeben.<br />

Wir haben einen Zustand erreicht, bei dem wir weit über das Mass<br />

abgerüstet haben, das in den konventionellen Abrüstungsvereinbarungen<br />

in Europa festgelegt worden ist. Es gibt keinen zwingenden Nachholbedarf,<br />

was die konventionellen Waffen betrifft, noch weiter runter zu<br />

gehen. Ich sehe den Schwerpunkt im Bereich der nuklearen Abrüstung.<br />

674

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!