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Umstrittene Schweizer Sicherheitspolitik ... - ETH Zürich

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Hans Bachofner<br />

zu betreuen. Die Kosten für Krieg und Kriegsfolgen stiegen. Strategische<br />

Ziele mussten reduziert werden. Überfordert, überdehnt und in der Ferne<br />

festgenagelt sei die britische Armee, titelte kürzlich der «Economist». Das<br />

Ansehen der Amerikaner sank, innerhalb der NATO tauchten Spannungen<br />

auf. In diese Situation platzte am 8. August 2008 der Georgien-Krieg.<br />

Der Georgien-Krieg hat das bewirkt, was jeder Krieg bewirkt: er hat<br />

mit aller Brutalität die aktuellen realen Machtverhältnisse aufgezeigt. Es<br />

stellte sich heraus, dass Russland militärisch handlungsfähig ist und auf<br />

strategischer Stufe sogar brillant operierte. Der Einmarsch traf exakt den<br />

Schwachpunkt der Amerikaner, der NATO, der EU und der Georgier.<br />

Die russische Botschaft an die Nachbarstaaten war unmissverständlich:<br />

die NATO kann euch nicht helfen. In der Tat war die NATO zerstritten<br />

und gelähmt. Die EU war stumm bis zum Kriegsende, um dann im<br />

Nachgang medial einigen Schaum zu schlagen. Die Russen kümmern<br />

sich noch heute nicht um das von der EU vermittelte Waffenstillstandsabkommen.<br />

Die Georgier waren vor dem Krieg Meister der Kooperation<br />

mit der NATO. Im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden waren sie<br />

ausgerüstet, ausgebildet und organisiert worden, allerdings nicht für die<br />

Verteidigung ihres Landes, sondern für die Teilnahme an Kriegen der<br />

USA. So stand denn auch bei Kriegsbeginn eine Brigade im Irak statt<br />

am Roki-Tunnel, durch den die Russen einfielen.<br />

Mit der grossen Krise des globalen Kapitalismus, der freien Wirtschaft,<br />

der Demokratien und der internationalen Organisationen sind<br />

wir nun eingetreten in den dritten strategischen Umbruch der letzten 20<br />

Jahre. Vielleicht verändert er die Welt nicht weniger als die beiden vorangegangenen.<br />

Verlauf und Ende sind nicht absehbar. Zu den möglichen<br />

schlechten Szenarien gehören Staatsbankrotte, gestürzte Regierungen,<br />

geschwächte Autorität bestehender Regierungen. Es ist zu rechnen mit<br />

Heeren von Arbeitslosen, hier und in armen Ländern, Aufruhr in Städten,<br />

gewalttätigem Volkszorn, inneren Unruhen, Wirtschaftskriegen mit<br />

und ohne Waffen, Hungersnöten, politischem Extremismus, Beschränkung<br />

von Bürgerfreiheiten. Es ist Renationalisierung zu erwarten. Das<br />

Verhältnis von Staat und Wirtschaft wird sich verändern, Staatsinterventionismus<br />

ist mittlerweile an der Tagesordnung, atemberaubende Schuldenberge<br />

werden aufgehäuft; alte Konflikte können wieder aufbrechen,<br />

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