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Umstrittene Schweizer Sicherheitspolitik ... - ETH Zürich

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Verschiedene<br />

Wie weiter mit der Armee?<br />

Dass die Armee aus demographischen Gründen kleiner wird, ist unbestritten.<br />

Die Rekruten, die ihren Militärdienst im Jahr 2025 beginnen<br />

werden, sind schon geboren und ausexerziert werden es nur noch 16’500<br />

sein gegenüber heute 21’000. Fakt ist auch, dass der Kadernachwuchs<br />

seit vielen Jahren mit jährlich 200 bis 250 Leutnants im Minus ist. Nur<br />

wegen des unglaublichen Überbestandes von gegen 200’000 aktiven<br />

Armeeangehörigen war dieses Manko statistisch verkraftbar. Aber in vier<br />

bis fünf Jahren ist auch damit Schluss. Wenn Appelle an Wirtschaftsführer<br />

und anderes Gesundbeten bis heute nichts genützt hat, wird sich<br />

das künftig nicht bessern. Milizkarrieren sind eben letztlich freiwillig<br />

und die gesetzliche Pflicht zur Annahme eines Grades lässt sich wie der<br />

Amtszwang im Zivilen schon lange nicht mehr durchsetzen. Attraktiv<br />

ist der Entschluss zum Weitermachen dort sicher nicht, wo es manifeste<br />

Sinnkrisen im Militärdienst gibt. Die «chronique scandaleuse» des letzten<br />

Sommers beim Schlauchbootunglück an der Kander, das Zecken-<br />

Nachtlager, die vielen ungewollten Schussabgaben im Wachtdienst und<br />

sexuelle Übergriffe in einem Spitalbataillon haben den Fokus auf die zu<br />

vielen Verbände der zu grossen Armee gerichtet, die nichts Sinnvolles zu<br />

tun haben, sei es weil die früheren Risiken offensichtlich weggefallen sind,<br />

die Aufgaben nur noch professionell gelöst werden können oder weil es<br />

unserem Wehrsystem verwehrt bleibt, soviel Personal aufzubieten, wie<br />

man für die Aufgabenerfüllung eigentlich brauchte. Für die EURO 08<br />

wurden 15’000 Armeeangehörige aufgeboten, aber nur 10’000 standen<br />

effektiv im Einsatz. Die Miliz mit ihrem Arbeitsethos und Leistungsdruck<br />

aus dem Zivilen will etwas leisten und erträgt Langeweile schlecht. Den<br />

Spruch «zu Hause hätte ich Gescheiteres zu tun» habe ich als Truppenkommandant<br />

auch gehört. Pisten stampfen am Lauberhorn erscheint<br />

vielen Soldaten sinnvoller als auf einer Alp improvisierte Panzerziele aus<br />

Holzlatten gebastelt zu bekämpfen.<br />

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