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Umstrittene Schweizer Sicherheitspolitik ... - ETH Zürich

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Verschiedene<br />

der Gedenktafel gestritten. Vorgeschlagen wurde «Für Frieden, Recht<br />

und Freiheit» und gefragt wird: Wessen Frieden, welches Recht, wessen<br />

Freiheit? Wer nicht weiss, was er zu verteidigen hat, kann keine <strong>Sicherheitspolitik</strong><br />

betreiben. Der Bericht wird sich dieser Frage stellen müssen.<br />

Meine persönliche Antwort lautet, dass wir eine weltoffene, unabhängige<br />

Schweiz verteidigen, das Privileg, als Bürger und Souverän die letzte<br />

Instanz der politischen Beschlussfassung zu sein; das rechtsstaatlich<br />

kontrollierte Gewaltmonopol; ein Territorium ohne fremde Truppen<br />

und ohne fremde Richter.<br />

Wie jeder andere Staat hat auch die Schweiz eine eigene strategische<br />

Kultur entwickelt, die auf der Geographie, der Geschichte, der Gesellschaft<br />

und der Wirtschaft basiert. Damit ist auch schon gesagt, dass jeder<br />

Vergleich mit dem Ausland hinkt. Man muss mir doch nicht sagen, was<br />

die andern tun – sie haben ihre eigene strategische Kultur, welche auf ihrer<br />

ganz anderen Geographie, Geschichte, Gesellschaft und Wirtschaft ruht.<br />

Aus diesen Wurzeln wuchsen Inhalte wie: Unabhängigkeit; Unversehrtheit<br />

des Territoriums; Neutralität; eine starke Armee; die Idee des Igels,<br />

der niemanden angreift und den man nicht verdauen kann, sollte man<br />

ihn fressen wollen; die Miliz als Bürgeraufgabe; die Teilung und Dezentralisierung<br />

der Staatsgewalt; die direkte Demokratie; der Wille, anders zu<br />

sein; der Wille, als Kleinstaat auch Grossen zu trotzen; die Notwendigkeit<br />

des inneren Friedens, weil wir keine gewachsene Nation sind. Und wo<br />

ist denn der Feind? Zuerst einmal in uns selbst. Alle genannten Punkte<br />

sind beschädigt durch Herdentrieb, Vorurteile, Grössenwahn, Rückwärtsblicken,<br />

Aktivismus, Interventionismus und durch das immer wieder<br />

hervorbrechende Unbehagen am Kleinstaat (dabeisein, mitentscheiden,<br />

mitgestalten, die Geschichte nicht versäumen). Ausserhalb unseres<br />

Landes droht Feind, wo immer jemand an diese Wurzeln und dieses<br />

Konzept rührt. Wo Stolz verletzt wurde, Furcht herrscht oder Interessen<br />

kollidieren, lauert Kriegsgefahr. Auch vermeintlich befreundete Staaten<br />

können plötzlich zu einer Bedrohung unserer Werte werden. Wenn wir<br />

wissen, was wir zu verteidigen haben, können wir Bedrohungsszenarien<br />

entwerfen für leichte und schwere Fälle. Nicht überall hat die Armee die<br />

Antwort. Ich erwarte vom Bericht Antworten auf diese Fragen.<br />

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