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Umstrittene Schweizer Sicherheitspolitik ... - ETH Zürich

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Verschiedene<br />

Jahren Existenz vermeintlich ausgedient. Freie Wirtschaft und Demokratie<br />

sollten weltweit herrschen. Armeen wurden in ihren Beständen, in<br />

ihren Budgets, in der Ausbildung und auch im Ansehen dezimiert. Erste<br />

Sinnkrisen wurden sichtbar: Armee, wozu eigentlich? Die UNO rief nach<br />

einem neuen Sicherheitsbegriff. Die «erweiterte Sicherheit» wurde postuliert,<br />

die nicht mehr Staaten, sondern Individuen schützt. Die Pflicht<br />

zur Intervention wurde beschworen. Diese friedfertige Zeit dauerte rund<br />

zehn Jahre. Dann setzte 2001 der zweite strategische Umbruch ein.<br />

Die Friedensrhetorik schlug um in Kriegsrhetorik: Der Feind war<br />

wieder da. Er hiess nun nicht mehr «Warschauer Pakt», sondern «Terror»<br />

oder «Terrorist». Feinde waren allgegenwärtig, selbst in den von zwei<br />

Ozeanen geschützten USA. Die neue strategische Doktrin, Bush-Doktrin<br />

genannt, stand unter dem Motto «Gehe zum Feind, sonst kommt er zu<br />

dir». Es galt, militärisch präventiv und präemptiv dort zuzuschlagen, wo<br />

Staaten nicht selbst fähig waren, Terroristen zu eliminieren. Deutschland<br />

wurde am Hindukusch verteidigt, der Irak geriet ins Visier. Die Streitkräfte<br />

lebten auf. Transformation war ihre neue Aufgabe. Von den USA<br />

geführt, sollten die Armeen interoperabel ausgerüstet, neu organisiert<br />

und ausgebildet werden zu Interventionsarmeen, tauglich für weltweite<br />

Antiterroreinsätze. In einer «Partnerschaft für den Frieden» genannten<br />

Organisation wurden auch Nichtmitglieder der NATO in diese Transformation<br />

eingebunden. Man wollte dabei nicht nur den Terrorismus<br />

bekämpfen, sondern Stabilität schaffen, indem man auf Bajonettspitzen<br />

Demokratie und freie Wirtschaft verbreitete. Die Rumsfeld-Doktrin<br />

prägte die Armeen, viel Hochtechnologie, wenig Stiefel am Boden, vernetzte<br />

Kampfführung. Sogenannte Kriege vierter Generation (Revolution<br />

in Military Affairs) brachten neuen Schwung ins Militärwesen. Nach<br />

spektakulären Anfangserfolgen in Afghanistan und im Irak häuften sich<br />

die Misserfolge, Kriegsmüdigkeit breitete sich aus. Aus den vermeintlichen<br />

Befreiern wurden Besatzer. Die Streitkräfte mussten ihre Doktrin<br />

wieder ändern, Aufstandsunterdrückung forderte neue operative und<br />

taktische Grundsätze. Die Neuorientierung ist noch nicht abgeschlossen.<br />

Die Soldaten wurden nicht nur ins Ausland geschickt, sie kehrten<br />

auch zurück: tot, verkrüppelt ,traumatisiert, den eigenen Familien und<br />

der Gesellschaft entfremdet, viele für den Rest ihres Lebens vom Staat<br />

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