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Umstrittene Schweizer Sicherheitspolitik ... - ETH Zürich

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Michael Rühle<br />

sen öffentliche Ordnung destabilisieren, ohne dass auch nur ein einziger<br />

feindlicher Soldat die Landesgrenze überschritten hätte.<br />

Die Verbreitung nuklearer Waffen ist ein weiteres Merkmal der<br />

kommenden Jahrzehnte. Wie stark auch hier die Globalisierung die Lage<br />

verändert, hat ja gerade die Schweiz erfahren müssen – ich erwähne hier<br />

nur den Fall der Familie Tinner mit ihrer Verbindung zum A. Q. Khan<br />

Netzwerk, und die Vernichtung von brisanten Konstruktionsplänen für<br />

einen Nuklearsprengkopf durch die <strong>Schweizer</strong> Behörden. Man wagt nicht<br />

daran zu denken, wenn diese Pläne in die falschen Hände gefallen wären.<br />

Nordkorea und Iran zeigen uns gerade in diesen Tagen wieder einmal,<br />

wie weit das Ideal von der nuklearwaffenfreien Welt entfernt bleibt.<br />

Pjöngjang will gar nicht mehr reden, sondern nur noch rüsten; Teheran<br />

dagegen will reden und rüsten. An diesen beiden aktuellen Beispielen<br />

zeigt sich, wie tief das Nichtverbreitungsregime in der Krise steckt. Das<br />

alles wird vermutlich nicht zu einem sprunghaften Anstieg von Nuklearmächten<br />

führen; aber viele Staaten, zuerst und vor allem im Nahen Osten,<br />

werden sich über ihre zivilen Nuklearprogramme die Option verschaffen,<br />

bei einer Verschlechterung der regionalen Grosswetterlage rasch auf<br />

eine militärische Nutzung umzustellen. Die weltweite Renaissance der<br />

Kernenergie, in deren Verlauf in den nächsten Jahrzehnten vermutlich<br />

mehrere Hundert neue Kernkraftwerke gebaut werden, dürfte die Zahl<br />

dieser «virtuellen» Nuklearmächte weiter erhöhen. So weit die Liste der<br />

internationalen Gefahren, die mir in den nächsten 15 Jahren besonders<br />

wichtig erscheinen.<br />

Viele dieser Herausforderungen sind globaler Natur. Es ist daher nur<br />

folgerichtig, wenn allenthalben der Ruf nach globalen Lösungsansätzen<br />

laut wird. Aber wie wahrscheinlich sind solche globalen Lösungen? Dass<br />

sich der internationale Regelungsbedarf erhöhen wird, ist unstreitig. Die<br />

Entwicklung des Völkerrechts, die der Staatengemeinschaft ein immer<br />

breiteres Handlungsspektrum bis hin zu «humanitären Interventionen»<br />

erlaubt, reflektiert diese Tatsache bereits. Aber die Regelungsfähigkeit<br />

der Staatengemeinschaft wird mit dem Bedarf nicht Schritt halten. Ein<br />

Grund dafür ist gerade die von vielen geforderte «Demokratisierung»<br />

internationaler Organisationen. Die Vereinten Nationen, denen die<br />

Schweiz angehört, ist natürlich das wichtigste Beispiel. Ihre Steuerungs-<br />

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