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Umstrittene Schweizer Sicherheitspolitik ... - ETH Zürich

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Klaus Naumann<br />

kräfte unterhalten zu müssen. Bleiben also die drei Dimensionen Land,<br />

Luft und Cyberspace. Auf der operativ-strategischen Ebene würden Sie<br />

sich möglicherweise Selbstbeschränkungen auferlegen, wenn Sie sich in<br />

der Ausrichtung der Fähigkeiten ausschliesslich auf die Verteidigung des<br />

<strong>Schweizer</strong> Territoriums konzentrieren würden. Ich bin mir bewusst, dass<br />

ich mit dieser Teilantwort die mir selbst auferlegte Grenze der Beachtung<br />

der <strong>Schweizer</strong> Neutralität überschritten habe. Ich bitte, mir das zu verzeihen.<br />

Die Frage war aber so pointiert gestellt.<br />

Die zweite Ebene betrifft die taktisch-militärischen Ausbildung.<br />

Ich bin diesbezüglich der Meinung, dass der Soldat, der kämpfen kann,<br />

der seine Techniken beherrscht, der fähig ist, in extremsten Situationen<br />

höchste psychische und physische Anstrengungen zu bewältigen, der<br />

fähig ist, aus der Reaktion wieder in die Aktion zu kommen – nur mit<br />

dem Ergreifen von Initiative kann man am Ende wieder gewinnen –,<br />

auch in der Lage sein wird, seinen Mann in Stabilisierungsoperationen<br />

zu stehen. Ich habe als Generalinspekteur die Linie vertreten, dass man<br />

kämpfen können muss und dass die Ausrichtung auf den Kampf ausgerichtet<br />

bleiben muss, damit man in den Situationen geringerer Anspannung<br />

auch in der Lage ist, zu bestehen. Die Erfahrungen, die ich hieraus<br />

gewonnen habe – ob das in Somalia war oder in Ex-Jugoslawien, ja gar<br />

in Kambodscha war –, bestätigen das. Gerade in den Stabilisierungsoperationen<br />

schickt man den Soldaten in eine Situation, die ungemein<br />

problematisch ist: Man gibt ihm tödliche Gewalt in die Hand, die er<br />

gegebenenfalls auch gegen anfangs nicht kombattant auftretende Gegner<br />

anwenden muss, und verlangt von ihm, dass er diese Waffengewalt mit<br />

äusserster Zurückhaltung anwendet, damit er nicht unser Rechtssystem<br />

verletzt oder bricht. Dabei zwingt man einen Soldaten letztlich zu warten,<br />

seine Waffen erst einzusetzen, wenn er selbst in Gefahr geraten ist. Das<br />

geht nur, wenn der Soldat auf die extremsten Situationen, die vorstellbar<br />

sind, vorbereitet ist. Nur dann wird er die innerliche Ruhe finden, in<br />

einer schwierigen Lage Waffen mit Bedacht anzuwenden. Das wiederum<br />

ist die Voraussetzung dafür, dass man in einem Interventionsgebiet am<br />

Ende doch die Herzen und Köpfe der Menschen gewinnen kann. Ohne<br />

das, wird es niemals möglich sein, Konflikte zu bewältigen.<br />

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