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Umstrittene Schweizer Sicherheitspolitik ... - ETH Zürich

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Verschiedene<br />

neue entstehen. Die Krise zeigt die Qualität der politischen Führungsstrukturen<br />

innerhalb der Nationalstaaten und in den internationalen<br />

Organisationen.<br />

Es ist nicht nötig, in Alarmismus zu verfallen. Es gäbe auch Best<br />

Case-Szenarien. Klar ist aber schon jetzt, dass aus dieser Krise eine<br />

neue Machtordnung der Welt hervorgehen wird. Es zeichnet sich eine<br />

Machtverschiebung von Europa nach Asien ab. Neue Mächte wie China,<br />

Russland, Indien, Brasilien wachsen heran, alle werden aber ihrerseits von<br />

den Wirren der Krise gebremst. Die Streitkräfte werden auf manche ihrer<br />

Hochtechnologie-Projekte verzichten müssen, weil sie zu teuer sind. Es<br />

werden kostengünstigere Kampfformen gesucht. Die nach den letzten<br />

beiden Umbrüchen überbordende Interventionslust des Westens und<br />

der UNO wird schrumpfen. Die westliche Vorbildfunktion, auch die<br />

europäische, hat Schaden gelitten. Die Blauhelmeuphorie ist verflogen.<br />

Die grossen Kontingente werden zu hinterfragen sein. Gibt es Krisen, die<br />

mit Blauhelmsoldaten nicht bewältigt werden können? Sind Blauhelmeinsätze<br />

nicht oft nur ein Alibi für fehlende politische Lösungen? Was<br />

bedeutet die Aussage, die UNO sei mit ihren Blauhelmeinsätzen «an den<br />

Rand ihrer Möglichkeiten» gelangt?<br />

Rückblickend kann man die Phase nach 1989 als das leichtfertige Jahrzehnt<br />

bezeichnen und die Jahre nach 2001 als das kriegerisch-interventionistische<br />

Jahrzehnt. Das nächste Jahrzehnt hat noch keinen Namen.<br />

Es wird geprägt sein von Unsicherheit, Ungewissheit, Überraschungen<br />

und Instabilität. Alles wird davon abhängen, wie sich die einzelnen Staaten<br />

aus der Wirtschaftskrise herausarbeiten. Indizien sprechen für eine<br />

multipolare Weltordnung mit einem immer noch starken, aber erheblich<br />

geschwächten Amerika, das sich für Jahre in gigantische Reformvorhaben<br />

verstrickt. Der philanthropische Imperialismus und der moralische<br />

Überschwang der beiden letzten Jahrzehnte sind verpufft. Die Erkenntnis<br />

wächst, dass es nicht gegen jedes Unrecht auf der Welt ein Mittel gibt<br />

und schon gar nicht ein militärisches.<br />

Ich erwarte, dass der Sicherheitspolitische Bericht den neutralen<br />

Kleinstaat Schweiz klug, zurückhaltend und berechenbar positioniert in<br />

diesem neu heranwachsenden instabilen Machtgeflecht. Ich erwarte eine<br />

Distanzierung von den überholten Vorstellungen, wie sie vorgestern im<br />

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