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Umstrittene Schweizer Sicherheitspolitik ... - ETH Zürich

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Michael Rühle<br />

Aus all diesen Gründen gehe ich davon aus – und habe das vor einigen<br />

Wochen auch in der «Neuen Zürcher Zeitung» ausgeführt –, dass<br />

auch in den nächsten 15 Jahren nur der Westen internationale Ordnungspolitik<br />

betreiben kann. Nur der Westen ist in der Lage, andere in eine<br />

gemeinsame Politik zu «ko-optieren». Die USA bleiben hier die Triebfeder.<br />

Weder Russland noch China, weder Indien noch Brasilien werden<br />

diese Form des Leadership ausüben können oder wollen. Die Kritik an<br />

der Arroganz der westlichen Führungsmacht USA wird natürlich nicht<br />

verstummen – weder innerhalb des Westens noch ausserhalb. Aber keiner<br />

anderen Grossmacht ausser den USA traut man letztendlich zu, Führung<br />

in einer Weise zu praktizieren, die mit dem aufgeklärten Eigeninteresse<br />

der Geführten im Einklang steht.<br />

Für die Schweiz ergeben sich aus diesen Entwicklungen drei konkrete<br />

Folgerungen: Erstens, <strong>Sicherheitspolitik</strong> im Zeitalter der Globalisierung<br />

ist Stabilisierungspolitik – präventiv wenn möglich, interventionistisch<br />

wenn nötig. Anders ausgedrückt, es geht um die Teilnahme an der<br />

Gestaltung einer internationalen Ordnung, die im Einklang steht mit<br />

den Interessen der Schweiz. Eine direkte militärische Bedrohung der<br />

Schweiz im Sinne einer klassischen Invasion durch eine feindliche Macht<br />

sehe ich nicht – nicht heute, und auch nicht morgen. Natürlich muss<br />

auch die Schweiz mit Terroranschlägen im eigenen Land rechnen und<br />

sie zu verhindern suchen, doch dies ist nicht die Aufgabe des Militärs.<br />

Dagegen sehe ich ein konkretes Interesse an polizeilicher wie auch militärischer<br />

Absicherung einer funktionierenden internationalen Ordnung.<br />

Die <strong>Schweizer</strong> Beteiligung an der Pirateriebekämpfung vor der somalischen<br />

Küste ist das beste Beispiel für eine solche Rolle. Aber auch die<br />

Beteiligung an KFOR, durch die die Schweiz eine Ordnungsrolle in ihrer<br />

unmittelbaren europäischen Nachbarschaft wahrnimmt, ist ein gutes Beispiel.<br />

Dass eine solche Beteiligung für die Schweiz oft schwierig bleiben<br />

wird, ist evident. Die Schweiz ist zwar Vollmitglied der UNO, doch wie<br />

ich dargelegt habe, sind es letztlich die EU und die NATO, die wirklich<br />

etwas bewegen. Beide Institutionen operieren unter UNO-Mandat,<br />

aber sie nutzen ihre spezifischen Planungs- und Abstimmungsverfahren<br />

– und das macht es für Nicht-Mitglieder wie die Schweiz nicht immer<br />

leicht. Wir sehen dies ja gerade an der von der EU geführten Operation<br />

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