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Umstrittene Schweizer Sicherheitspolitik ... - ETH Zürich

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Hans-Ulrich Ernst<br />

zip, wobei ich für eine Definition der Miliz plädiere, die der heutigen<br />

Gesellschaft entspricht. Wenn die Miliz nicht mehr den Anforderungen<br />

der Gesellschaft entspricht, wird sie von selber sterben.<br />

Ernst Hans-Ulrich: (zu Fäh Paul). Unser prägendes Erlebnis ist der<br />

Zweite Weltkrieg; viele geltende Regelungen beruhen immer noch auf<br />

diesen als traumatisierend empfundenen Erfahrungen. Man muss sich<br />

aber vor Augen halten, dass die damalige Schweiz eine andere war als die<br />

heutige: Die Schweiz hatte nur etwa 4 Millionen Einwohner, statt heute<br />

rund 7,5 Millionen; 30 Prozent der Arbeitskräfte waren Landwirte. Bei<br />

einer solchen Struktur der Arbeitswelt konnte ein Bauernhof auch von<br />

der Familie durchgeschleppt werden. Der grösste Nachteil der Miliz ist,<br />

dass sie nicht nachhaltig sein kann und somit die Durchhaltefähigkeit<br />

nicht garantiert. Das haben wir im Zweiten Weltkrieg erlebt. Im Juni<br />

1940 eroberte die Deutsche Wehrmacht völlig unerwartet Frankreich,<br />

worauf unsere Armee demobilisiert hat. Der Grund waren damals die<br />

militarisierten Pferde. Der Landesbestand belief sich im Jahre 1940 auf<br />

rund 100’000 Pferde, von welchen 50’000 Pferde Militärdienst leisteten.<br />

Da auch die Landwirtschaft damals hippomobil war, war es notwendig,<br />

die Pferde zu entlassen, da man sie für das Einbringen der Ernte benötigte.<br />

Die Armee hat zudem zu einem Zeitpunkt demobilisieren müssen, an<br />

dem sie am falschen Ort positioniert war, nämlich an der Limmat, während<br />

Guderian mit seinen Panzern beschäftigungslos vor Vallorbe und<br />

Genf auf französischem Boden bereit stand. Das war die mit Abstand<br />

gefährlichste Lage für die Schweiz. Die mehrfach beanspruchte Miliz hat<br />

schon damals nicht genügt, weil sie das schlicht nicht konnte. Seit 1940<br />

hat sich die Arbeitswelt markant verändert. Bei den hoch spezialisierten<br />

Berufen, die wir heute in der Regel ausüben, kann die Arbeit nicht durch<br />

andere Familienmitglieder weitergeführt werden. Und die wenigsten<br />

üben von der Grundausbildung bis zur Pensionierung den gleichen Beruf<br />

aus. Wenn man zwischendurch einige Jahre als Zeitkader in der Armee<br />

dient, ist man deswegen nicht weniger Milizionär.<br />

Catrina Christian: Meine Frage bezieht sich auf die strategische Führung.<br />

Die Entscheidungskompetenz liegt entweder direkt beim Bun-<br />

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