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Umstrittene Schweizer Sicherheitspolitik ... - ETH Zürich

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Klaus Naumann<br />

über die Möglichkeiten von Streitkräften hinausgeht. Der Verbund aller<br />

Kräfte eines Staates ist hier gefordert.<br />

Thalmann Anton: Ist es realistisch, dass die international von der Schweiz<br />

erwartete Solidaritätsleistung von der Schweiz nur mit zivilen Mitteln<br />

erbracht werden kann?<br />

Könnten Sie die strukturell bedingte Nichtangriffsfähigkeit der europäischen<br />

Staaten untereinander zuhanden der <strong>Schweizer</strong> Öffentlichkeit<br />

noch näher erläutern?<br />

Wie könnte ein sinnvolles Abrüstungsprogramm für Europa für die<br />

kommenden Jahre aussehen?<br />

Naumann Klaus: Keine internationale Organisation wird irgendeinem<br />

Land jegliche Vorschriften machen, mit welchen Beiträgen es zu einer internationalen<br />

Organisation zuarbeiten soll. Den Grundsatz, den ich vorhin<br />

erwähnt habe, dass je nach Beitrag auch der Einfluss auf Entscheidungen<br />

bestimmt wird, kann niemand in Abrede stellen. Wenn es Situationen<br />

gibt, die von der internationalen Organisation mehr als den Einsatz von<br />

zivilen Mitteln erfordern, wird ein Land, das sich nur auf zivile Beiträge<br />

einschränkt, entsprechend wenig Einfluss haben. Es wird weniger in die<br />

Entscheidung darüber involviert sein, wie man einem Konflikt zunächst<br />

begegnen will, und eher eingebunden sein, wenn es um die Konfliktnachsorge<br />

geht. Da die Konfliktnachsorge am längsten dauert, ist sie der bedeutend<br />

teuerste Bereich der Konfliktbewältigung. Dennoch hat ein Land, das<br />

nur Konfliktnachsorge «anbietet», nur geringen Einfluss zu Beginn einer<br />

Konfliktbewältigung. Die Entscheidung, in welchem Bereich von Konfliktbewältigung<br />

sich ein Land engagieren will, muss jedes Land selber treffen.<br />

Die strukturelle Nichtangriffsfähigkeit der europäischen Staaten definiert<br />

sich über die Führungs- und Aufklärungsfähigkeit einer Nation und<br />

aus der Fähigkeit, eine Angriffsoperation zu nähren – sustainability – und<br />

die Logistik sicherzustellen, die je nach Geographie bestimmte Fähigkeiten<br />

haben müsste. Blickt man auf die heutigen Streitkräfte Europas, ist<br />

die Fähigkeit der europäischen Grossländer nicht gegeben, gegeneinander<br />

angriffsweise Krieg zu führen. Natürlich könnten theoretischerweise die<br />

grösseren Staaten die militärische Kapazität entwickeln, kleinere Staaten<br />

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