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Bericht - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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Thema Zwangsverheiratung beraten haben. Dabei ist zu beachten: Es wurde eine weite Definition<br />

von Zwangsverheiratung zugr<strong>und</strong>e gelegt. Eine nicht genauer zu beziffernde Anzahl an Personen<br />

wurde voraussichtlich mehrfach erfasst.<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Mädchen mit Behinderungen sind in besonders hohem Maße gefährdet, Opfer von Ge‐<br />

walt <strong>und</strong> sexualisierter Gewalt zu werden. Die 2011 abgeschlossene vom <strong>B<strong>und</strong>esministerium</strong> <strong>für</strong> Fa‐<br />

milie, <strong>Senioren</strong>, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong> beauftragte Studie „Lebenssituation <strong>und</strong> Belastungen von <strong>Frauen</strong><br />

mit Beeinträchtigungen <strong>und</strong> Behinderungen in Deutschland“ 21 zeigt die Wechselwirkung zwischen<br />

Gewalt <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen im Lebensverlauf auf. Nach den Ergebnissen dieser<br />

repräsentativen Befragung haben <strong>Frauen</strong> mit Behinderungen nicht nur ein höheres Risiko, Opfer von<br />

Gewalt zu werden; auch umgekehrt dürften (frühe) Gewalterfahrungen im Leben der <strong>Frauen</strong> maß‐<br />

geblich zu späteren ges<strong>und</strong>heitlichen <strong>und</strong> psychischen Beeinträchtigungen <strong>und</strong> Behinderungen bei‐<br />

getragen haben: Mit 58 bis 75 Prozent haben fast doppelt so viele <strong>Frauen</strong> im Erwachsenenalter kör‐<br />

perliche Gewalt erlebt als <strong>Frauen</strong> im Bevölkerungsdurchschnitt; von sexueller Gewalt im Erwachse‐<br />

nenleben waren die <strong>Frauen</strong> der Befragung etwa zwei‐ bis dreimal häufiger betroffen als der weibliche<br />

Bevölkerungsdurchschnitt. Gewalterfahrungen in Kindheit <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong> tragen maßgeblich zu späte‐<br />

ren ges<strong>und</strong>heitlichen <strong>und</strong> psychischen Belastungen im Lebensverlauf bei: Sexuelle Übergriffe in Kind‐<br />

heit <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong> durch Erwachsene gaben 20 bis 34 Prozent der befragten <strong>Frauen</strong> an. Sie waren da‐<br />

mit etwa zwei‐ bis dreimal häufiger davon betroffen als <strong>Frauen</strong> im Bevölkerungsdurchschnitt. Psychi‐<br />

sche Gewalt <strong>und</strong> psychisch verletzende Handlungen in Kindheit <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong> durch Eltern haben etwa<br />

50 bis 60 Prozent der befragten <strong>Frauen</strong> mit Behinderungen erlebt.<br />

An diesen insgesamt gut gesicherten <strong>und</strong> differenzierten Wissensstand zur Prävalenz von Gewalt<br />

gegen <strong>Frauen</strong>, der allerdings weiterhin der systematischen Aktualisierung <strong>und</strong> Fortentwicklung be‐<br />

darf, kann dieser <strong>Bericht</strong> anknüpfen.<br />

Demgegenüber sind die Erkenntnisse über das Hilfesystem bislang wenig systematisch <strong>und</strong> in vieler‐<br />

lei Hinsicht vertiefungsbedürftig. Im Fokus des <strong>Bericht</strong>s steht daher Systematisierung der Erkenntnis‐<br />

se über das Hilfesystem als Ganzes.<br />

1.2.4 Bedarfsgerechte Differenzierung des Hilfesystems<br />

Entsprechend der Unterschiedlichkeit der individuellen Lebenslagen von <strong>Frauen</strong> im Lebensverlauf<br />

gibt es eine große Heterogenität <strong>und</strong> Differenziertheit in den Hilfebedarfen gewaltbetroffener Frau‐<br />

en. Dies führt dazu, dass bei der Gewährleistung des notwendigen Hilfespektrums nicht nur quantita‐<br />

tive, sondern auch qualitative Differenzierungen erforderlich sind:<br />

Ziel muss es sein, dass möglichst viele unterschiedliche <strong>Frauen</strong> dann, wenn sie Hilfe benötigen, ein<br />

ihrer Bedarfslage entsprechendes differenziertes Unterstützungsangebot erreichen können.<br />

Aus Sicht der B<strong>und</strong>esregierung ist es daher wichtig, dass gesicherte Rahmenbedingungen <strong>für</strong> ein be‐<br />

darfsgerechtes Angebot an <strong>Frauen</strong>häusern <strong>und</strong> an spezialisierten Fachberatungsstellen gewährleistet<br />

sind. Zugleich bedarf es ausreichender Flexibilität innerhalb dieses Unterstützungssystems, um auch<br />

weiterhin ausreichenden Spielraum <strong>für</strong> eine Anpassung des Angebotsspektrums an neue gesell‐<br />

schaftliche Herausforderungen <strong>und</strong> an Veränderungen in den Bedarfslagen der Nutzerinnen zu eröff‐<br />

nen.<br />

Um die Bereitstellung derjenigen Hilfen, die gewaltbetroffene <strong>Frauen</strong> brauchen, quantitativ wie qua‐<br />

litativ bedarfsgerecht organisieren zu können, bedarf es verlässlicher Informationsgr<strong>und</strong>lagen, die es<br />

21 Kurzfassung der Studie s. http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationsliste,did=186150.html<br />

‐ VII ‐

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