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Bericht - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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2) Die Unterstützungsangebote – <strong>Frauen</strong>häuser <strong>und</strong> Fachberatungsstellen – sind nicht <strong>für</strong> alle<br />

Betroffenen gleichermaßen zugänglich: Es sind Probleme bei der Versorgung einzelner<br />

Gruppen von Betroffenen zu erkennen, vor allem bei <strong>Frauen</strong>, die (a) psychisch erkrankt<br />

sind <strong>und</strong> bei (b) suchtkranken <strong>Frauen</strong>. Auch <strong>Frauen</strong> mit (c) Beeinträchtigungen <strong>und</strong> Behinderungen<br />

haben nur teilweise barrierefreien Zugang, <strong>für</strong> die Arbeit mit Migrantinnen (d)<br />

fehlt es an Geldern <strong>für</strong> Sprachmittlung (vgl. B3.1.4).<br />

<strong>Frauen</strong>häuser <strong>und</strong> Fachberatungsstellen haben schon immer (a) <strong>Frauen</strong> versorgt, die mit psychischen<br />

Belastungen – teilweise dezidiert behandlungsbedürftig – die Einrichtungen aufsuchen (ein<br />

<strong>Frauen</strong>haus hat sich auf die Unterstützung dieser Zielgruppe spezialisiert). Sie kommen an ihre<br />

Grenzen, wenn die Symptomatik der Frau eine Intensität an Betreuung oder aber eine Sicherung<br />

vor Selbst- <strong>und</strong> Fremdgefährdung erreicht, die die Einrichtung nicht bieten kann. Bei <strong>Frauen</strong>häusern<br />

spielt zudem eine Rolle, inwieweit die Symptomatik der Frau andere Bewohnerinnen unzumutbar<br />

belasten würde. Da <strong>Frauen</strong>häuser in der Regel außerhalb der üblichen Dienstzeiten der<br />

Mitarbeiterinnen nur eine telefonische Bereitschaft oder einen Bereitschaftsdienst der Bewohnerinnen<br />

haben, können Risiken, die psychische Beeinträchtigungen mit sich bringen, kaum in Kauf<br />

genommen werden.<br />

Gleiches gilt <strong>für</strong> (b) die Aufnahme suchtkranker oder aktuell stark Alkohol konsumierender <strong>Frauen</strong>.<br />

Nicht auf Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> spezialisierte Einrichtungen erwiesen sich in der Befragung<br />

ebenfalls als nur sehr begrenzt geeignet <strong>für</strong> diese Zielgruppen. Für die Zukunft wäre abzuklären,<br />

wie eine professionelle Besetzung der <strong>Frauen</strong>häuser – allen voran größerer Einrichtungen – zu<br />

jeder Tageszeit gewährleistet werden kann. Dies würde die Aufnahme Schutz suchender <strong>Frauen</strong><br />

mit diesen Problemen (möglicherweise in begrenzter Anzahl) erlauben. In Großstädten <strong>und</strong> Ballungsgebieten<br />

kann die Spezialisierung einzelner <strong>Frauen</strong>häuser auf diese Gruppen die anderen<br />

Einrichtungen entlasten. Dann wäre es nicht erforderlich, <strong>Frauen</strong> mit psychischen Belastungen zu<br />

ihrer Sicherheit in psychiatrische Einrichtungen zu verweisen, wenn es vermeidbar ist, <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong><br />

mit einer Suchtproblematik könnten Schutz <strong>und</strong> Unterstützung in Anspruch nehmen, ohne sofort<br />

an ihrem Drogen- bzw. Alkoholabusus <strong>und</strong> den Gewalterlebnissen zu arbeiten, <strong>und</strong> sich mit<br />

der gleichzeitigen Konfrontation mit beiden Problemen zu überfordern oder sich unmittelbar in<br />

einen Entzug begeben zu müssen, um im <strong>Frauen</strong>haus aufgenommen zu werden. Fachberatungsstellen<br />

sind auf eine gute Kooperation mit anderen, auf die jeweilige Problematik spezialisierte<br />

Stellen angewiesen. Seitens der befragten Schutz- <strong>und</strong> Beratungseinrichtungen wird der Mangel<br />

an Alternativen zur Psychiatrie bzw. Angeboten zwischen <strong>Frauen</strong>haus <strong>und</strong> Psychiatrie beklagt. Eine<br />

Verbesserung dieser Situation würde ebenfalls zur Entlastung des Unterstützungssystems beitragen.<br />

<strong>Frauen</strong> mit Beeinträchtigungen <strong>und</strong> Behinderungen (c) sind in besonderem Maße von Gewalt betroffen.<br />

Für sie ist der Zugang zu Schutz <strong>und</strong> Unterstützung in mehrfacher Hinsicht schwieriger.<br />

Neben Umbauten, die Fachberatungsstellen <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>häuser rollstuhlgerecht machen, werden<br />

mehr Kompetenzen im Umgang mit Kommunikationshilfen benötigt. Eine Folge der Untersuchung<br />

zu Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> mit Beeinträchtigungen <strong>und</strong> Behinderungen (Schröttle et al 2011)<br />

könnte eine Sensibilisierung im Bereich der Behindertenhilfen sein, die zu einer stärkeren Inanspruchnahme<br />

der Schutz- <strong>und</strong> Unterstützungsangebote führen kann. Eine Herausforderung stellen<br />

der Schutz <strong>und</strong> die Unterstützung von <strong>Frauen</strong>, die in stationären Einrichtungen leben, dar.<br />

Fachberatungsstellen bieten im Einzelfall aufsuchende Beratung an, haben aber zu geringe Res-<br />

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