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Bericht - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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B2.3 Gewaltbetroffenheitsquote der B<strong>und</strong>esländer<br />

Im Folgenden werden die Daten der Gewaltbetroffenheit von <strong>Frauen</strong> aus der Prävalenzstudie „Lebenssituation,<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit von <strong>Frauen</strong> in Deutschland“ (Schröttle/Müller 2004, im Folgenden<br />

„Prävalenzstudie“) nach B<strong>und</strong>esländern aufgeschlüsselt. 7 Wenn im Folgenden auf Unterschiede<br />

in der Gewaltbetroffenheit zwischen B<strong>und</strong>esländern eingegangen wird, muss berücksichtigt<br />

werden, dass die Gewaltprävalenzrate in Deutschland im europäischen Vergleich generell hoch ist.<br />

Unabhängig von graduellen Unterschieden muss gr<strong>und</strong>sätzlich ausreichend Unterstützung vorgehalten<br />

werden. 8<br />

Im Vergleich der B<strong>und</strong>esländer zeigen sich Unterschiede im Ausmaß der Betroffenheit von <strong>Frauen</strong><br />

durch körperliche <strong>und</strong> sexuelle Gewalt, die statistische Signifikanz erreichen, zwischen den alten <strong>und</strong><br />

neuen B<strong>und</strong>esländern sowie zwischen Gemeindegrößenklassen. Diese Unterschiede sind erklärungsbedürftig.<br />

Repräsentative Studien zu Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> erfassen eine relativ große Stichprobe –<br />

die Untersuchung in Deutschland (Schröttle u.a. 2004) enthält über 10.000 Interviews – die ein repräsentatives<br />

Abbild der Gesamtbevölkerung geben. Ihre Ergebnisse sind als Mindestwert der Gewaltbetroffenheit<br />

anzusehen, hinter dem ein Dunkelfeld steht, das nicht ganz erhellt wurde. Die<br />

Größe des Dunkelfeldes wird von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen abhängen. Zu den Unterschieden<br />

zwischen den B<strong>und</strong>esländern kann daher angenommen werden, dass historische Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Strukturentwicklung eine Rolle bei der Aussagebereitschaft befragter <strong>Frauen</strong> spielen können.<br />

• Die besondere Tabuisierung, der Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> in der damaligen DDR unterlag, <strong>und</strong><br />

die starke Stigmatisierung von Gewaltopfern kann anhaltend Einfluss auf die Offenbarungsbereitschaft<br />

von <strong>Frauen</strong> der neuen B<strong>und</strong>esländer gehabt haben bzw. noch haben.<br />

• Unterschiede gibt es im Stadt-Land-Gefälle, insbesondere in den Großstädten deuten sich<br />

höhere Gewaltniveaus an. Hier können Faktoren wie die größere soziale Kontrolle in kleineren<br />

Ortschaften oder ländlichen Regionen, die die Bereitschaft erlebte Gewalt zu offenbaren<br />

einschränken kann, eine Rolle spielen, wohingegen die größere Anonymität von Städten, insbesondere<br />

Großstädten, die Mitteilungsbereitschaft fördern kann.<br />

• Die Unterschiede können Hinweise darauf geben, dass in einigen B<strong>und</strong>esländern bzw. Regionen<br />

weniger intensive Kampagnen <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit zu Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> durchgeführt<br />

wurden <strong>und</strong> das Thema stärker im Privaten belassen ist.<br />

Insofern ist es wichtig zu betonen, dass die Unterschiede sowohl Unterschiede in der Gewaltbetroffenheit<br />

anzeigen können, als auch Unterschiede in der Bereitschaft, über diese Dritten gegenüber zu<br />

berichten. Es könnte also auch sein, dass in Regionen mit intensiver <strong>und</strong> guter Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>und</strong> einem guten Netz von Unterstützungsangeboten mehr <strong>Frauen</strong> Unterstützung suchen <strong>und</strong> auch in<br />

Befragungen eher über eigene Gewalterfahrungen berichten.<br />

7 Wir danken Dr. Monika Schröttle <strong>für</strong> die Sonderauswertung.<br />

8 „Im europäischen Vergleich beträgt die Spanne der Viktimisierung von <strong>Frauen</strong> durch körperliche Gewalt im<br />

Erwachsenenleben bei Untersuchungen, die Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> auch unabhängig vom Täter-Opfer-Kontext<br />

erhoben haben, zwischen 14% <strong>und</strong> 30%. Damit liegen die Werte der deutschen Studie mit 37% bezogen auf<br />

körperliche Gewalt hoch.“ (Schröttle u.a. 2004: 11)<br />

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