Bericht - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
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Zum anderen findet dies Rückhalt in den vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Ausmaß,<br />
Erscheinungsformen <strong>und</strong> Schweregraden von Gewalt gegen <strong>Frauen</strong>:<br />
Die im Jahr 2004 durch das <strong>B<strong>und</strong>esministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>, <strong>Senioren</strong>, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong> veröffent‐<br />
lichte Repräsentativstudie „Lebenssituation, Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit von <strong>Frauen</strong> in Deutsch‐<br />
land“ 17 , die vergleichende Sek<strong>und</strong>äranalyse zur ges<strong>und</strong>heitlichen <strong>und</strong> Gewaltsituation von <strong>Frauen</strong><br />
mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> in Deutschland „Ges<strong>und</strong>heit‐Gewalt‐Migration“ aus dem Jahr<br />
2008 18 <strong>und</strong> die sek<strong>und</strong>äranalytische Auswertung „Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> in Paarbeziehungen“ aus dem<br />
Jahr 2009 19 belegen, dass <strong>Frauen</strong> aller Bildungs‐<strong>und</strong> Sozialschichten von einem hohen Ausmaß an<br />
Gewalt in unterschiedlichen Formen betroffen sind. Alle Formen von Gewalt sind mit (zum Teil er‐<br />
heblichen) ges<strong>und</strong>heitlichen, psychischen <strong>und</strong> psychosozialen Folgen verb<strong>und</strong>en.<br />
37% aller befragten <strong>Frauen</strong> haben mindestens einmal körperliche Gewalt seit dem 16. Lebensjahr<br />
erlebt; 13% der befragten <strong>Frauen</strong> haben seit dem 16. Lebensjahr sexuelle Gewalt erlitten. Insgesamt<br />
haben damit 40% der befragten <strong>Frauen</strong> körperliche oder sexuelle Gewalt oder beides mindestens<br />
einmal seit dem 16. Lebensjahr erlebt. 58% der Befragten haben unterschiedliche Formen von sexu‐<br />
eller Belästigung erfahren. 42% aller befragten <strong>Frauen</strong> haben Formen von psychischer Gewalt wie<br />
systematische Abwertung, Demütigung, Ausgrenzung, Verleumdung, schwere Beleidigung, Drohung<br />
<strong>und</strong> Psychoterror erlebt. R<strong>und</strong> 25% der in Deutschland lebenden <strong>Frauen</strong> haben Formen körperlicher<br />
oder sexueller Gewalt oder beides durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner erlebt; differen‐<br />
ziert nach der Schwere der Gewalt haben 2/3 dieser von häuslicher Gewalt betroffenen <strong>Frauen</strong><br />
schwere bis sehr schwere körperliche <strong>und</strong>/oder sexuelle Gewalt erlitten.<br />
Die Studien ergeben deutliche Hinweise darauf, dass <strong>für</strong> <strong>Frauen</strong> mit Migrationshintergr<strong>und</strong> ein signi‐<br />
fikant höheres Gewaltrisiko besteht; so liegt bei Gewalt in Paarbeziehungen die Betroffenheit türki‐<br />
scher <strong>Frauen</strong> deutlich über dem Durchschnitt der weiblichen Bevölkerung in Deutschland. So hatten<br />
insgesamt 25% aller befragten <strong>Frauen</strong> angegeben, Gewalt durch aktuelle oder frühere Beziehungs‐<br />
partner erlebt zu haben, während <strong>Frauen</strong> türkischer Herkunft dies zu 38% angaben. Sichtbar wurde<br />
auch, dass insbesondere <strong>Frauen</strong> mit türkischem Migrationshintergr<strong>und</strong> deutlich höhere Belastungen<br />
hinsichtlich schwererer körperlicher <strong>und</strong>/oder sexueller Gewalt in Verbindung mit psychischer Miss‐<br />
handlung aufweisen, dies auch im Vergleich zu anderen <strong>Frauen</strong> mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. So war in<br />
der Untersuchung etwa jede 6. Frau türkischer Herkunft (18%) von schwerer körperlicher, psychi‐<br />
scher <strong>und</strong>/oder sexueller Gewalt durch den aktuellen Partner betroffen; im Vergleich dazu: 5% der<br />
<strong>Frauen</strong> deutscher Herkunft. Aus Sicht der B<strong>und</strong>esregierung dürfen diese Unterschiede der Betroffen‐<br />
heit von häuslicher Gewalt in deutschen <strong>und</strong> Migrationsfamilien weder skandalisiert noch bagatelli‐<br />
siert werden. Anhand der vorliegenden Analysen lässt sich zeigen, dass bei der erhöhten Gewaltbe‐<br />
troffenheit von Migrantinnen durch aktuelle Partner teilweise ähnliche gewaltfördernde Bedingun‐<br />
gen wirksam sind wie bei <strong>Frauen</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>, dass diese aber in den Paarbeziehun‐<br />
gen bestimmter Gruppen von Migrantinnen häufiger <strong>und</strong> oft in verschärfter Form vorliegen. So sind<br />
die erhöhten Gewaltpotentiale u.a. auf die oftmals schwierigeren sozialen Lagen <strong>und</strong> mangelnden<br />
Bildungs‐ <strong>und</strong> ökonomischen Ressourcen der Betroffenen zurückzuführen. Diese Bedingungen kön‐<br />
nen Spannungen <strong>und</strong> Konflikte bis hin zu Gewalt in Paarbeziehungen verstärken.<br />
Eine besondere Form der Gewalt, von der weit überwiegend Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
betroffen sind, ist die Zwangsverheiratung. Mit der im Auftrag des <strong>B<strong>und</strong>esministerium</strong>s <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>,<br />
<strong>Senioren</strong>, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong> durchgeführten Studie „Zwangsverheiratung in Deutschland ‐ Anzahl<br />
<strong>und</strong> Analyse von Beratungsfällen" 20 wurden erstmals b<strong>und</strong>esweit Erkenntnisse von Beratungseinrich‐<br />
tungen über Menschen, die von Zwangsverheiratung bedroht oder betroffen sind, erhoben <strong>und</strong> sys‐<br />
tematisch ausgewertet werden. Insgesamt gaben die Beraterinnen <strong>und</strong> Berater aus 830 Beratungs‐<br />
<strong>und</strong> Schutzeinrichtungen in Deutschland an, dass sie im Jahr 2008 zusammen 3.443 Personen zu dem<br />
17 http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=20560.html<br />
18 http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=108722.html<br />
19 http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=120792.html<br />
20 http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=175410.html<br />
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