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Bericht - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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• Seniorinnen. Obwohl der ganz überwiegende Teil der Fachberatungsstellen sich <strong>für</strong> diese<br />

Zielgruppe gut geeignet sieht, werden sie nicht ausreichend erreicht. Auch <strong>für</strong> sie müssen –<br />

auch angesichts des demographischen Wandels – die Zugangsschwellen gesenkt werden. Eine<br />

Untersuchung im Daphne-Programm der EU zu Gewalt in Paarbeziehungen älterer <strong>Frauen</strong><br />

(Nägele u.a. 2011) wies nach, dass Gewalt in Paarbeziehungen mit dem Alter zwar abnehmen<br />

kann, aber nicht verschwindet. Es besteht Bedarf an Schutz <strong>und</strong> Unterstützung, obwohl die<br />

größte Gewaltbetroffenheit bei jüngeren <strong>Frauen</strong> liegt (Schröttle 2004). Für Seniorinnen bestehen<br />

große Hindernisse bei der Hilfesuche.<br />

• Besserverdienende <strong>Frauen</strong>. <strong>Frauen</strong> mit guter Bildung <strong>und</strong> Einkommen werden von den Unterstützungsangeboten<br />

nicht gut erreicht, dabei handelt es sich um eine Risikogruppe <strong>für</strong><br />

schwere Gewalt bei asymmetrischen Beziehungen (Schröttle 2010). Eine Tagung des B<strong>und</strong>esverbandes<br />

der <strong>Frauen</strong>beratungsstellen <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>notrufe (bff) zu Gewalt in bildungsnahen<br />

Schichten eröffnete eine Diskussion über diese Seite der Thematik.<br />

• <strong>Frauen</strong> mit prekärer Einkommenssituation. Obwohl die Beratung durchweg kostenlos ist –<br />

nur 4,8% der Fachberatungsstellen (n=248) geben an, dass ihre Beratung kostenpflichtig ist –<br />

werden <strong>Frauen</strong> mit geringen ökonomischen Ressourcen nach Einschätzung der Fachberatungsstellen<br />

nicht genügend erreicht. Auch diese Gruppe ist als Risikogruppe <strong>für</strong> schwere<br />

Gewalt anzusehen, wenn es sich um junge Paare mit geringen Ressourcen bei Bildung <strong>und</strong><br />

mit prekärem Einkommen handelt (Schröttle 2010).<br />

• <strong>Frauen</strong>, die auf dem Land leben <strong>und</strong> uninformierte <strong>Frauen</strong>. Diese <strong>Frauen</strong> werden schlecht erreicht,<br />

weil die Ressourcen <strong>für</strong> zugehende Arbeit nicht ausreichen. Sind die Entfernungen zu<br />

den Fachberatungsstellen zu weit, die Infrastruktur unzureichend <strong>und</strong> die Verkehrsverbindungen<br />

schlecht, sind die Zugangsschwellen hoch. Auf dem Land gibt es nur wenige spezialisierte<br />

Einrichtungen, die Versorgung mit Ärztinnen/Ärzten ist schlecht <strong>und</strong> mit Therapeutinnen/Therapeuten<br />

geradezu katastrophal (vgl. Tabelle 46 im Anhang). Telefonische <strong>und</strong> mobile<br />

Beratungsangebote sowie Außensprechst<strong>und</strong>en von Fachberatungsstellen in Einrichtungen<br />

vor Ort – z.B. im Büro der Gleichstellungsbeauftragten einer ländlichen Kommune oder der<br />

Erziehungsberatungsstelle vor Ort, können dazu beitragen, spezialisierte Unterstützung zugänglicher<br />

zu machen.<br />

B3.2.4 Zusammenfassende Bewertung<br />

Aufgabe der Fachberatungsstellen ist die Erfüllung mehrerer Kriterien des Leitbildes (A2): bei akuter<br />

Gewalt die Abklärung der Handlungsmöglichkeiten, Unterstützung bei der Beendigung der Gewalt<br />

bzw. der Gewaltbeziehung sowie bei zurückliegender Gewalt Hilfe bei der Verarbeitung von Gewalterfahrungen<br />

<strong>und</strong> allgemein Information über ihre Rechte als Opfer.<br />

Die Fachberatungsstellen verzeichnen bei dünner Personaldecke eine hohe Inanspruchnahme <strong>und</strong><br />

bieten ein breites Spektrum an Leistungen. Eine Größenordnung von ca. 300 Fällen pro Jahr – die<br />

Inanspruchnahme der großen Mehrheit der Fachberatungsstellen – entspricht der Arbeit einer gut<br />

besuchten <strong>Familie</strong>nberatungsstelle (EJF 2011: 14). Die Erhebung verdeutlicht aber auch, dass keineswegs<br />

jede betroffene Frau diese Unterstützung in Anspruch nehmen kann bzw. nimmt. Trotz der intensiven<br />

Inanspruchnahme der Fachberatungsstellen, gehen die hier tätigen Expertinnen von einem<br />

dahinter liegenden Dunkelfeld aus, das nur unzureichend erreicht wird.<br />

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