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Bericht - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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stellen bei Menschenhandel bedeutet dies, dass sie nicht nur <strong>für</strong> ihre Beratungstätigkeit, sondern<br />

auch <strong>für</strong> den Unterbringungsbereich die erforderlichen Personal- <strong>und</strong> Sachkosten absichern müssen.<br />

Für Fachberatungsstellen, die auf Zwangsverheiratung spezialisiert sind, gilt Ähnliches. Auch hier ist<br />

oft eine sofortige unbürokratische <strong>und</strong> geschützte Unterbringung erforderlich <strong>und</strong> einige dieser Stellen<br />

haben eigene Schutzwohnungen.<br />

• Gruppen, die nicht erreicht werden<br />

Die befragten Fachberatungsstellen benennen mehrere Gruppen von <strong>Frauen</strong>, die von Gewalt betroffen<br />

sind, aber den Weg zu den Fachberatungsstellen nicht ausreichend finden. Es handelt sich um<br />

Gruppen, die in besonderem Maße von Gewalt betroffen sind.<br />

• Migrantinnen mit Sprachschwierigkeiten. Teilweise wird die Angabe kommentiert, sie werden<br />

„immer noch nicht“ erreicht, obwohl die Fachberatungsstellen zum Teil mehrsprachiges<br />

Informationsmaterial zur Verfügung stellen. Allerdings arbeiten in den Fachberatungsstellen<br />

im Vergleich zu den <strong>Frauen</strong>häusern verhältnismäßig wenige Migrantinnen. Über ein mehrsprachiges<br />

Team – über Englisch <strong>und</strong> Französisch hinaus – verfügen nur 19,4% der Fachberatungsstellen<br />

(n=253). Weniger als ein Viertel (23,8%) haben eine Finanzierung <strong>für</strong> Sprachmittlung.<br />

Migrantinnen mit geringen oder keinen deutschen Sprachkenntnissen leiden eher unter<br />

sozialer Isolation <strong>und</strong> unter Abhängigkeit vom gewalttätigen Partner <strong>und</strong> verfügen über weniger<br />

Kenntnis des Unterstützungssystems. Zudem sind sie häufiger von schwerer Gewalt betroffen.<br />

• <strong>Frauen</strong> mit Behinderungen. Nur ein Viertel der Fachberatungsstellen sieht sich <strong>für</strong> diese Zielgruppe<br />

gut geeignet. Es fehlt an entsprechender Ausstattung <strong>und</strong> wahrscheinlich auch an<br />

Kompetenzen, <strong>für</strong> deren Erwerb Fortbildung erforderlich ist. Im Rahmen des B<strong>und</strong>esverbandes<br />

der <strong>Frauen</strong>beratungsstellen <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>notrufe wird zurzeit eine intensive Debatte über<br />

die Barrierefreiheit in Fachberatungsstellen geführt, die Veränderungen zur Folge haben<br />

wird. Die Untersuchung zu Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> mit Behinderungen <strong>und</strong> Beeinträchtigungen<br />

(Schröttle/Hornberg u.a. 2011) zeigte in großer Deutlichkeit, dass <strong>Frauen</strong> mit Behinderungen<br />

überproportional von Gewalt betroffen sind. Eines der gravierenden Ergebnisse dieser Studie<br />

im Hinblick auf die Gewalterfahrungen von <strong>Frauen</strong> mit Behinderungen <strong>und</strong> Beeinträchtigungen<br />

ist, dass diese zwei- bis dreimal häufiger sexuellem Missbrauch in Kindheit <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong><br />

ausgesetzt waren als der weibliche Bevölkerungsdurchschnitt. Die hohe Betroffenheit durch<br />

sexuelle Gewalt in Kindheit <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong> der <strong>Frauen</strong> mit Behinderungen <strong>und</strong> Beeinträchtigungen<br />

setzt sich vielfach auch im Erwachsenenleben fort. So hat mehr als jede dritte bis fünfte<br />

Frau der Studie erzwungene sexuelle Handlungen im Erwachsenenleben angegeben (21-<br />

38%). Die <strong>Frauen</strong> waren damit auch im Erwachsenenleben etwa zwei- bis dreimal häufiger<br />

von sexueller Gewalt betroffen als <strong>Frauen</strong> im Bevölkerungsdurchschnitt. Wurden alle <strong>Frauen</strong><br />

zusammengenommen, die in Kindheit <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong> <strong>und</strong>/oder im Erwachsenenleben sexuelle<br />

Gewalt erlebt haben, dann war mehr als jede zweite bis dritte Frau der vorliegenden Studie<br />

im Lebensverlauf von sexueller Gewalt betroffen (34-56%). Mindestens eine Situation körperlicher<br />

Gewalt im Erwachsenenleben haben mit 58-73% fast doppelt so viele <strong>Frauen</strong> der<br />

vorliegenden Studie wie <strong>Frauen</strong> im Bevölkerungsdurchschnitt erlebt (Schröttle/Hornberg u.a.<br />

2011). Dies zeigt, dass der Bedarf in dieser Gruppe als hoch einzuschätzen ist, das vorhandene<br />

Angebot wird dem nicht gerecht.<br />

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