17.10.2013 Aufrufe

Bericht - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Bericht - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Bericht - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

B3.1.9 Zusammenfassende Bewertung<br />

Es gibt <strong>Frauen</strong>häuser in großer Zahl in Deutschland, ihre regionale Verteilung ist historisch gewachsen<br />

<strong>und</strong> nicht geplant erfolgt. Es gibt Regionen, in denen es deutlich weniger <strong>Frauen</strong>häuser gibt. In<br />

der Regel sind dies strukturschwache <strong>und</strong> weniger besiedelte Regionen. Für diese Regionen ist, gemessen<br />

an dem Leitbild, an dem sich diese Untersuchung orientierte (vgl. A2), ein Mangel dahingehend<br />

zu sehen, als schutzsuchende <strong>Frauen</strong> nicht umgehend Schutz erhalten. Sie müssen (weite) Entfernungen<br />

zurücklegen, um in ein <strong>Frauen</strong>haus zu kommen. In diesem Fall sind vor allem <strong>Frauen</strong> betroffen,<br />

bei denen dem Aufsuchen eines <strong>Frauen</strong>hauses die Sorge entgegensteht, den Arbeitsplatz zu<br />

verlieren, die Kinder aus ihrer Schule nehmen zu müssen <strong>und</strong> ein möglicherweise stützendes soziales<br />

Umfeld zu verlieren. Auch eine Lösung wie die in NRW, wo die Landesarbeitsgemeinschaft der <strong>Frauen</strong>häuser<br />

eine Internetseite angelegt hat, auf der in einem „Ampelsystem“ zu sehen ist, in welchem<br />

<strong>Frauen</strong>haus Plätze frei sind, hilft den <strong>Frauen</strong> nicht, die keine weite Entfernung zu ihrem Wohnort in<br />

Kauf nehmen wollen oder können. Anders ist die Situation <strong>für</strong> die <strong>Frauen</strong>, die besonders bedroht sind<br />

<strong>und</strong> einen Schutzraum suchen, der von ihrem bisherigen Wohnort weiter entfernt ist.<br />

Das Kriterium der zeitnahen Abklärung der Handlungsmöglichkeiten ist in der Hinsicht erfüllt, als die<br />

Mehrheit der <strong>Frauen</strong>häuser neben der Unterstützung der Bewohnerinnen auch telefonische Beratung<br />

<strong>für</strong> <strong>Frauen</strong> anbietet, die nicht entschieden sind, ins <strong>Frauen</strong>haus zu kommen <strong>und</strong> dies möglicherweise<br />

auch gar nicht müssen. Darüber hinaus gehört die Begleitung zu Ämtern <strong>und</strong> Behörden sowie<br />

nachgehende Beratung <strong>für</strong> <strong>Frauen</strong>, die aus dem <strong>Frauen</strong>haus ausgezogen sind, zum Standardangebot<br />

vieler <strong>Frauen</strong>häuser. Vor allem in ländlichen Regionen halten die <strong>Frauen</strong>häuser ein Allro<strong>und</strong>-<br />

Angebot vor, während in Großstädten häufiger eine Arbeitsteilung zwischen <strong>Frauen</strong>häusern <strong>und</strong><br />

Fachberatungsstellen anzutreffen ist.<br />

Die Art <strong>und</strong> Weise, wie der Bedarf an Beratung <strong>und</strong> Begleitung vorgehalten wird, variiert stark. Die<br />

Ausstattung der <strong>Frauen</strong>häuser unterscheidet sich sehr nach Größe <strong>und</strong> Standort. Ein <strong>Frauen</strong>haus in<br />

einer Großstadt oder einem Ballungsgebiet kann sein Angebot auf bestimmte Gruppen wie z.B. Migrantinnen<br />

spezialisiert zuschneiden, in den weiten Regionen der Flächenländer <strong>und</strong> in ländlichen Regionen<br />

muss es ein Allro<strong>und</strong>-Angebot vorhalten <strong>und</strong> flexibel auf jeglichen Bedarf reagieren. Die Qualifikationen<br />

der Mitarbeiterinnen in den Einrichtungen hängen von der Größe des <strong>Frauen</strong>hauses ab.<br />

Nur große Einrichtungen können ein differenziertes Angebot an Personal bieten. Es fällt auf, dass es<br />

durchweg häufig Mitarbeiterinnen mit Zusatzqualifikationen gibt. Die Erhebung zeigt zudem, dass die<br />

große Mehrheit der <strong>Frauen</strong>häuser nicht ohne die Unterstützung durch Ehrenamtliche auskommt. Vor<br />

allem die Bereitschaftsdienste werden mit Ehrenamtlichen besetzt. Bereitschaftsdienste bedeuten<br />

Arbeit außerhalb der üblichen Beratungszeiten, nachts <strong>und</strong> am Wochenende. Es wäre zu wünschen,<br />

dass <strong>Frauen</strong>häuser sich stärker als Kriseneinrichtung verstehen <strong>und</strong> auch nachts <strong>und</strong> am Wochenende<br />

Mitarbeiterinnen vor Ort vorhalten.<br />

Es gibt starke Hinweise da<strong>für</strong>, dass das Kriterium verletzt ist, nach dem jede Frau, die von akuter Gewalt<br />

betroffen ist, umgehend Schutz erhalten soll. Die Nachfrage nach Schutz übersteigt zurzeit die<br />

Anzahl der <strong>Frauen</strong>hausplätze. 2010 wurden fast überall <strong>Frauen</strong> weiterverwiesen – <strong>und</strong> zwar überwiegend<br />

wegen Platzmangel. Allerdings kann nicht geklärt werden, wie viele <strong>Frauen</strong>, die weiterverwiesen<br />

wurden, am Ende unversorgt blieben <strong>und</strong> wie viele in einem anderen <strong>Frauen</strong>haus unterkamen.<br />

Aber auch andere Gründe von Nicht-Aufnahme geben Hinweise auf Versorgungslücken. Es<br />

mangelt an Angeboten <strong>für</strong> schutzsuchende <strong>Frauen</strong> mit spezifischen Problemen wie psychische Erkrankung<br />

oder Suchterkrankungen, die mehrheitlich von <strong>Frauen</strong>häusern nicht aufgenommen wer-<br />

66

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!