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Bericht - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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Die Befragung zeigt eine insgesamt recht gute Bekanntheit von Hilfsangeboten; die meisten Befrag‐<br />

ten wissen auch, wie sie an Informationen kommen können; in der Reihenfolge der präferierten In‐<br />

formationsquellen werden zuerst Beratungsstellen (rd. 66%), dann das Internet (rd. 44%), danach<br />

nahestehende Personen, Ämter <strong>und</strong> Printmedien genannt; insbesondere der Zugang zu Informatio‐<br />

nen über das Internet ist eine Frage des Alters <strong>und</strong> der Bildung.<br />

Gefragt, welche Stellen sie einer Fre<strong>und</strong>in nach einer Misshandlung durch den Partner oder nach<br />

sexueller Belästigung oder sexueller Gewalt empfehlen würden, kennen nur wenige keine Ansprech‐<br />

stellen <strong>und</strong> noch weniger raten zum Schweigen. Die Polizei genießt eine große Vertrauensstellung,<br />

gefolgt von Ärzten <strong>und</strong> Ärztinnen. Offenbar wird bei akuter Gewalt eher an Fragen des Schutzes <strong>und</strong><br />

der medizinischen Versorgung gedacht als an psychosoziale Beratung. Bei Misshandlung durch den<br />

Partner werden <strong>Frauen</strong>haus <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>n‐ <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>beratungsstellen gleichauf mit Ärzten <strong>und</strong> Ärz‐<br />

tinnen genannt. Beratungsstellen folgen bei sexueller Gewalt an dritter Stelle. Das <strong>Frauen</strong>haus wird<br />

als gute Ansprechstelle eher bei Misshandlung als bei sexueller Gewalt genannt <strong>und</strong> umgekehrt The‐<br />

rapeutin/Therapeut eher bei sexueller Gewalt als bei Misshandlung.<br />

Als ein wichtiges Ergebnis ist festzuhalten, dass offenbar in allgemeiner Form zwar ein recht guter<br />

Informationsstand über Stellen, „an die man sich wenden kann“ einschließlich Kenntnis von Angebo‐<br />

ten zum Schutz gewaltbetroffener <strong>Frauen</strong> besteht, aber nicht in ausreichendem Maße bekannt ist,<br />

welche Art der Unterstützung von psychosozialen Beratungsstellen erwartet werden kann, während<br />

alle Menschen eine Vorstellung von dem haben, was Polizei <strong>und</strong> medizinische Versorgung leisten<br />

können.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> sollten die (teilweise bereits gut ausgebauten) Kooperationen von Polizei<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen mit Beratungsstellen weiter gestärkt werden. Einem solchen Ansatz folgt<br />

auch das durch das <strong>B<strong>und</strong>esministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>, <strong>Senioren</strong>, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong> geförderte Modell‐<br />

projekt „Medizinische Intervention gegen Gewalt an <strong>Frauen</strong> (MIGG)“. Zentrale Ziele waren die Ent‐<br />

wicklung eines <strong>für</strong> die Praxen von niedergelassenen Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzten tauglichen Interventions‐<br />

programms zur ambulanten medizinischen Versorgung gewaltbelasteter <strong>Frauen</strong>, die Einbeziehung<br />

der ambulanten medizinischen Versorgung in die multiprofessionelle Interventionskette (<strong>Frauen</strong>häu‐<br />

ser, Beratungsstellen, Polizei, Staatsanwaltschaft, Gerichte) sowie die Integration von niedergelasse‐<br />

nen Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzten in vorhandene Netzwerkstrukturen. Nach Abschluss des Projektes stehen<br />

die Projektergebnisse <strong>für</strong> den gesamten ambulanten ärztlichen Versorgungsbereich in Deutschland<br />

zur Verfügung. Insbesondere der auf der Gr<strong>und</strong>lage der Erfahrungen im Modellprojekt erarbeitete<br />

Implementierungsleitfaden soll die weitere Umsetzung der Projektergebnisse auf regionaler Ebene<br />

befördern 29 . Weitere Maßnahmen des <strong>B<strong>und</strong>esministerium</strong>s <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>, <strong>Senioren</strong>, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong><br />

z.B. als Informationsmaterial <strong>für</strong> die ärztliche Praxis unterstützen die regionale Implementierung.<br />

Die Hälfte der <strong>Frauen</strong>, die Beratung aufgesucht haben, hat dies innerhalb einer relativ kurzen Zeit von<br />

weniger als zwei Monaten nach der Gewalterfahrung getan, ein erheblicher Anteil meldete sich je‐<br />

doch erst nach einem sehr viel längeren Zeitraum, teilweise erst nach vielen Jahren. Die Studie belegt<br />

damit Beratungsbedarf auch bei <strong>Frauen</strong>, bei denen die Erfahrung länger als ein Jahr zurückliegt <strong>und</strong><br />

die möglicherweise entweder zu hohe Hürden zu überwinden hatten oder die zunächst dachten, dass<br />

sie die Erfahrungen ohne Unterstützung bewältigen können.<br />

Die Beratung wurde überwiegend positiv bewertet: Für drei Viertel der <strong>Frauen</strong>, die hierzu Angaben<br />

machten, hat sich die Situation nach der Beratung verbessert.<br />

Signifikante Unterschiede ergibt diese repräsentative Bevölkerungsbefragung insbesondere in Ab‐<br />

hängigkeit vom Bildungsgrad der <strong>Frauen</strong>: <strong>Frauen</strong> mit einer niedrigen Schulbildung haben weniger<br />

Wissen darüber, wie sie an Informationen über Hilfsangebote kommen könnten, sie haben zudem<br />

eine größere Beratungsdistanz, zugleich sind sie stärker von Gewalt betroffen.<br />

29 Die Projektergebnisse zur Unterstützung der ärztlichen Arbeit stehen auf der neuen – vom <strong>B<strong>und</strong>esministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>, <strong>Senioren</strong>,<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong> geförderten Website ‐ www.Ges<strong>und</strong>heit‐<strong>und</strong>‐Gewalt.de zur Verfügung<br />

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