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Bericht - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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geschlossen etwa 10%, die fünf Jahre <strong>und</strong> länger warteten. Maximum waren 35 Jahre; der Mittelwert<br />

liegt bei 21 Monaten. Insgesamt hat die Hälfte der <strong>Frauen</strong> innerhalb von 1,4 Monaten Beratung aufgesucht.<br />

Die Beratung wurde überwiegend positiv eingeschätzt. Die Situation hat sich den Angaben zufolge<br />

bei 75,2% verbessert, bei 20,6% ist sie gleich geblieben <strong>und</strong> bei 4,2% hat sie sich verschlechtert (Berechnet<br />

auf n=44, die Angaben gemacht haben).<br />

Fazit<br />

Die Hälfte der <strong>Frauen</strong> hatte innerhalb von 1,4 Monaten Beratung gesucht, aber 41,6% haben nach<br />

drei Monaten noch keinen Beratungskontakt, <strong>und</strong> es gibt <strong>Frauen</strong>, die sich erst nach sehr langer Zeit<br />

an Beratungsstellen wenden.<br />

Für drei Viertel der <strong>Frauen</strong>, die Angaben machten, hat sich die Situation nach der Beratung verbessert.<br />

D5 Diskussion <strong>und</strong> Fazit<br />

(1) Nicht jede Frau, die akut oder zurückliegend Gewalt erfahren hat, hat Beratung in Anspruch genommen.<br />

Etwa 5% der <strong>Frauen</strong> hatten Beratung aufgesucht (“formal gedeckter Bedarf“), 9% hatten<br />

keine Beratung gesucht, obwohl sie Gewalterfahrungen kennen („formal ungedeckter Bedarf“).<br />

Das heißt: Auf etwa eine Frau, die Beratung gesucht hat, kommen zwei <strong>Frauen</strong>, die Gewalt kennen<br />

<strong>und</strong> keine Beratung gesucht haben.<br />

Die Angaben zum gedeckten Bedarf bei <strong>Frauen</strong> fallen in der Prävalenzstudie etwas höher aus (11%<br />

gegenüber 4,7%), was an der unterschiedlichen Operationalisierung von Gewalterfahrungen liegen<br />

kann: Die direkte Abfrage von Items zu konkreten Gewalterfahrungen ergibt immer eine höhere Betroffenheit<br />

als die an einer summarischen Gewaltdefinition orientierte Frage. Das bedeutet, dass die<br />

vorliegenden Ergebnisse die Gewaltbetroffenheit in den genannten Bereichen eher unterschätzen<br />

verglichen mit Befragungen, die methodisch anders vorgegangen sind. Deutlich zeigt diesen Effekt<br />

die deutsche Prävalenzstudie: hier wurde sowohl pauschal nach Gewalterleben gefragt, als auch anhand<br />

ausführlicher Itemlisten konkrete Gewalthandlungen abgefragt. Die Ergebnisse der Itemlisten<br />

fielen deutlich höher aus (vgl. Schröttle/Müller 2004: 37 ff <strong>und</strong> 71ff). Eine Rolle dürfte auch der Befragungskontext<br />

spielen: Die Befragung durch EMNID war ein Teil einer Mehrthemenbefragung, die<br />

Prävalenzstudie hatte den Schwerpunkt Gewalt. Die Relation von gedecktem zu ungedecktem (formalen)<br />

Bedarf ist in beiden Studien aber ähnlich: Auf etwa eine Frau, die Beratung gesucht hat,<br />

kommen zwei <strong>Frauen</strong>, die Gewalterfahrung haben <strong>und</strong> keine Beratung gesucht haben. Beide Studien<br />

besagen damit, dass zwei Drittel der <strong>Frauen</strong> mit Gewalterfahrungen nicht im Hilfesystem angekommen<br />

sind. Diese Übereinstimmung der Ergebnisse aus zwei unterschiedlich angelegten Studien bestätigt<br />

die groben Einschätzungen.<br />

Es ist zu wenig bekannt über die Verarbeitung von Gewalterfahrungen <strong>und</strong> die Geltendmachung von<br />

Rechten als Opfer mit <strong>und</strong> ohne Unterstützung von professioneller Hilfe. Bot sich denen, die keine<br />

Beratung gesucht haben, nicht in ausreichendem Maß die Möglichkeit dazu? Lässt sich aus der Aussage<br />

der Befragten, sie sei ohne Beratung „klargekommen“ schließen, dass Beratung nicht hilfreich<br />

gewesen wäre? Für eine vertiefende Einschätzung sind drei Aspekte heranzuziehen: Erstens eine Einschätzung<br />

der Hürden, Beratung zu suchen, darunter auch die Verbreitung des Wissens, was Bera-<br />

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