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Bericht - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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„Föderalismusreform I“ die frühere Möglichkeit, Rahmengesetze zu erlassen (Art. 75 GG a.F.), abgeschafft<br />

wurde. 433<br />

B. Gesetzgebungskompetenz<br />

I. Gesetzgebungskompetenzen des B<strong>und</strong>es<br />

1. Art. 74 Abs. 1 Nr. 7 GG<br />

Die Kompetenz des B<strong>und</strong>es, gesetzliche Regeln zur Existenzsicherung (Gr<strong>und</strong>sicherung, Sozialhilfe,<br />

Asylbewerberleistungsgesetz) einschließlich der Finanzierungsregelungen zu erlassen, 434 die auch die<br />

Hilfe in <strong>Frauen</strong>häusern erfassen, ergibt sich aus Art. 74 Abs. 1 Nr. 7 GG, dem Kompetenztitel <strong>für</strong> die<br />

„öffentliche Fürsorge“. Dieser Begriff entspricht der Wortverwendungsweise zur Zeit der Entstehung<br />

des Gr<strong>und</strong>gesetzes; er entspricht dem, was heute u.a. als „Sozialhilfe“ oder „Gr<strong>und</strong>sicherung“ bezeichnet<br />

wird. 435 Art. 74 Abs. 1 Nr. 7 GG erfasst damit einen wichtigen Bereich der sozialen Sicherheit.<br />

Nicht erfasst von Art. 74 Abs. 1 Nr. 7 GG ist die sog. innere Sicherheit, die – als allgemeines Gefahrenabwehrrecht<br />

(allgemeines Ordnungsrecht/Sicherheitsrecht/Polizeirecht) – der Gesetzgebungskompetenz<br />

der Länder zugewiesen ist (vgl. Art. 70 GG). 436<br />

Die Gesetzgebungskompetenz „öffentliche Fürsorge“ wird vom B<strong>und</strong>esverfassungsgericht sehr weit<br />

verstanden, was starker Kritik ausgesetzt ist. 437 Das Gericht erstreckt die Kompetenz auf das Vorfeld<br />

akuter Notlagen, also auf den Bereich der Notlagenprävention. 438 Der Gesetzgeber könnte also bei<br />

einer gesetzlichen Regelung den Aspekt der frühzeitigen Notlagenprävention in den Vordergr<strong>und</strong><br />

rücken, was insbesondere Regelungen über die Einrichtung niedrigschwelliger Unterstützungsangebote<br />

(z.B. Beratungsstellen) möglich machen würde, die der Entstehung akuter Bedrohungslagen, die<br />

nur noch die Flucht in eine Zufluchtseinrichtung übrig lassen, entgegenwirken sollen.<br />

433<br />

Gestrichen durch Art. 1 Nr. 8 des Gesetzes zur Änderung des Gr<strong>und</strong>gesetzes vom 28.8.2006 (BGBl. I S. 2034<br />

[2035]), in Kraft getreten am 1.9.2006.<br />

434<br />

Allg. hierzu Oeter in: von Mangoldt/Klein/Starck (Hrsg.), Kommentar zum Gr<strong>und</strong>gesetz, Bd. 2, 6. Aufl. 2010,<br />

Art. 74 Rn. 55 ff., 58; B<strong>und</strong>esverfassungsgericht (BVerfG), Urteil vom 9.2.2010 – 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL<br />

4/09 –, BVerfGE 125, 175 – 260, juris (oder www.bverfg.de), Rn. 181 zu Art. 74 Abs. 1 Nr. 7 GG als Kompetenztitel<br />

<strong>für</strong> den Erlass des SGB II; zu den Finanzierungsregelungen als Aspekt der Gesetzgebungskompetenz B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

(BVerfG), Urteil vom 24.10.2002 – 2 BvF 1/01 –, BVerfGE (Amtliche Sammlung der Entscheidungen<br />

des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts) Bd. 106, 62 – 166, juris (oder www.bverfg.de), Rn. 285; B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

(BVerfG), Beschluss vom 17.3.2003 – 2 BvL 1/99 u.a. –, BVerfGE (Amtliche Sammlung der Entscheidungen<br />

des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts) Bd. 108, 186 – 238, juris (oder www.bverfg.de), Rn. 111.<br />

435<br />

Vgl. Stettner, in: Dreier (Hrsg.), GG, Kommentar, Bd. II, 2. Aufl., Supplementum 2007, 2007, Art. 74 Rn. 46<br />

(S. 204 f.).<br />

436<br />

Dazu oben die Nachweise Teil 3, A. III. 2. am Ende.<br />

437<br />

Hierzu Höfling/Rixen, Lotterie der Gesetzgebungskompetenzen im Heimrecht? Die Landesgesetzgebungskompetenz<br />

<strong>für</strong> das Heimrecht nach der Föderalismusreform, Beiträge zum Recht der sozialen Dienste <strong>und</strong> Einrichtungen<br />

(RsDE) H. 65/2007, S. 1 – 42 mit umfangr. Nachw.<br />

438<br />

Oeter, in: von Mangoldt/Klein/Starck (Hrsg.), Kommentar zum Gr<strong>und</strong>gesetz, Bd. 2, 6. Aufl. 2010, Art. 74<br />

Rn. 59 f.<br />

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