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Bericht - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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Für die Fachberatungsstellen gilt zudem – wie <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>n- <strong>und</strong> Erziehungsberatungsstellen auch<br />

(ebenda: 15) – ein im Leitbild nicht erwähntes Kriterium: der präventive Charakter der Beratungsarbeit.<br />

Wegen der Niedrigschwelligkeit der Angebote kann frühzeitig Hilfe angeboten <strong>und</strong> den <strong>Jugend</strong>ämtern<br />

können teure Folgekosten erspart werden. Fachberatungsstellen bei Gewalt gegen <strong>Frauen</strong><br />

können durch frühzeitige Beratung <strong>und</strong> Unterstützung Gewaltverläufe abkürzen <strong>und</strong> einerseits <strong>Frauen</strong>hausaufenthalte<br />

vermeiden helfen <strong>und</strong> andererseits bei der Bearbeitung von Gewalterleben unterstützen,<br />

was die Chronifizierung von Gewaltfolgen zu Krankheitsbildern vermeiden hilft <strong>und</strong> ebenfalls<br />

Folgekosten im Ges<strong>und</strong>heitswesen senkt.<br />

B3.2.5 Auf sexuelle Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> spezialisierte Fachberatungsstellen<br />

Die fachliche Diskussion <strong>und</strong> Interventionspraxis zu Vergewaltigung <strong>und</strong> sexueller Nötigung sowie<br />

sexueller Belästigung stagniert seit einigen Jahren <strong>und</strong> steht im Schatten der dominierenden Auseinandersetzung<br />

mit häuslicher Gewalt (seit Ende der 1990er Jahre) sowie mit sexuellem Missbrauch<br />

(erneut seit Anfang 2010). Diese Problematik wird in der Fachdiskussion aufgegriffen (B<strong>und</strong>esverband<br />

der <strong>Frauen</strong>beratungsstellen <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>notrufe 2011) <strong>und</strong> nach einer Lösung gesucht, wie das<br />

Thema Vergewaltigung stärker positioniert werden kann. Das Gutachten möchte diese Ausblendung<br />

nicht wiederholen, deshalb wird im Folgenden ein gesonderter Blick auf die Fachberatungsstellen<br />

geworfen, die spezialisiert <strong>für</strong> <strong>Frauen</strong> arbeiten, die von sexueller Gewalt betroffen sind. Häufig nennen<br />

sie sich <strong>Frauen</strong>notrufe. Da viele Fachberatungsstellen sich zwar als spezialisiert ausweisen, aber<br />

<strong>Frauen</strong> nicht abweisen, die mit einem anderen Gewaltproblem zu ihnen kommen – vor allem in Regionen<br />

mit wenig ausgebautem Unterstützungssystem – kann der Vergleich nur Tendenzen zeigen.<br />

Fachberatungsstellen, die sich auf sexuelle Gewalt spezialisiert haben (n=119) unterscheiden sich in<br />

einigen Punkten von den Fachberatungsstellen, die überwiegend zum Thema häusliche Gewalt oder<br />

Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> allgemein arbeiten (n=146).<br />

• Sie geben etwas häufiger an, <strong>für</strong> <strong>Frauen</strong> mit Behinderungen <strong>und</strong> Beeinträchtigungen geeignet<br />

zu sein (93% im Unterschied zu 89%). Dies bezieht sich offenbar vor allem auf <strong>Frauen</strong> mit sog.<br />

geistigen Behinderungen <strong>und</strong> Lernschwierigkeiten. Kenntnisse in leichter Sprache sind in den<br />

auf sexuelle Gewalt spezialisierten Fachberatungsstellen deutlich öfter vorhanden (71% im<br />

Unterschied zu 53%). Da diese Gruppe von <strong>Frauen</strong> besonders stark von sexueller Gewalt betroffen<br />

ist (Schröttle u.a. 2011), übernehmen diese Fachberatungsstellen hier eine spezifische<br />

Aufgabe, die es auszubauen gilt.<br />

• Ihre Eignung <strong>für</strong> psychisch kranke <strong>Frauen</strong> schätzen die auf sexuelle Gewalt spezialisierten<br />

Fachberatungsstellen besser ein als andere (als spezialisiert bzw. gut geeignet sehen sich 45%<br />

im Unterschied zu 31%). Diese Zielgruppe, die ebenfalls besonders stark von sexueller Gewalt<br />

betroffen ist, findet hier Fachberatungsstellen, die auf sie eingestellt sind.<br />

• Ähnliches gilt <strong>für</strong> die Gruppe der Menschen mit geänderter oder uneindeutiger sexueller<br />

Identität (Trans*-Menschen). Die auf sexuelle Gewalt spezialisierten Fachberatungsstellen<br />

sehen sich zu 28% gut geeignet, andere Fachberatungsstelle zu 19%.<br />

• Deutlich öfter ist Traumabewältigung ein Arbeitsschwerpunkt in den Fachberatungsstellen<br />

<strong>für</strong> sexuelle Gewalt (94% im Unterschied zu 58%). Die spezifisch schädigende Auswirkung<br />

dieser Gewalt ist Thema der Fachberatungsstellen <strong>und</strong> wird hier aufgefangen.<br />

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