10.10.2013 Aufrufe

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>•</strong>— 7o —<br />

dorf eine Tagereise, von dem zweiten zum dritten zwei u. s. w. — nein, so raste<br />

man nicht weiter in der guten alten Zeit, die ich hier erlebte. Zuerst setzt man<br />

sich in das Kanu, »pépi«, und rudert, rudert «pépi, pépi, pépi« — man rudert<br />

mit Paddelrudern, links, rechts eintauchend, und man kommt an eine Stromschnelle,<br />

bububu . Wie hoch sie herabstürzt: die Hand geht mit jedem bu,<br />

bu von oben eine Treppenstufe nach abwàrts, und wie die Frauen sich fürchten<br />

und weinen: «pekóto àh, ãh, àh . . .!« Da muss das pépi — ein kráftiger<br />

Fusstritt nach dem Boden hin — durch die Felsen, mit welchem Aechzen, vorgeschoben<br />

werden, und die »mayáku«, die Tragkõrbe, mühsam — i, 2, 3 mal<br />

an die linke Schulter geklopft — über Land getragen werden. Aber man steigt<br />

wieder ein und rudert, pépi, pépi, pépi. Weit, weit — die Stimme schwebt<br />

ih , so weit ih , und der schnauzenfõrmig zugespitzte Mund,<br />

wáhrend der Kopf krampfhaft in den Nacken zurückgebogen wird, zeigt, in<br />

welcher Himmelsrichtung ih Darüber sinkt die Sonne bis: die Hand,<br />

soweit sie sich auszustrecken vermag, reicht einen Bogen beschreibend nach Westen<br />

hinüber und zielt auf den Punkt am Himmel, wo die Sonne steht, wenn man —<br />

lah á — im Hafen eintrifft. Da sind wir bei den: «Bakairí, Bakairí,<br />

Bakairí!* «Kúra, kúra!« und hier werden wir gut aufgenommen. Vielleicht hat<br />

man auch noch eine Stelle mit gutem Fischfang passiert, wo »Matrinchams« oder<br />

»Piranyas« zu schiessen sind: wãhrend die Wõrter sonst den Ton auf der vorletzten<br />

Silbe haben, noróku, póne, wird er jetzt — wie wir »Jahré« sagen — auf<br />

die letzte verlegt »norokú«, »poné«, und der Pfeil schnellt, tsõk, tsõk, vom Bogen.<br />

Hinter dem Nahuquá freilich, wo die Kenntnis der Einzelheiten unbestimmt<br />

wird, werden nur die Tagereisen selbst angegeben. Die rechte Hand beschreibt<br />

langsam steigend in gleichmàssigem Zuge einen Bogen von Osten nach Westen,<br />

kommt dort unten an und legt sich plõtzlich an die ihr entgegenkommende<br />

Wange, verweilt hier, wáhrend die Augen mude geschlossen sind, und greift<br />

dann nach dem Kleinfinger der linken Hand: einmal geschlafen. Dann wieder<br />

dieselbe Figur, doch wird mit dem Kleinfinger noch der Ringfinger ergriffen, und<br />

beide werden nach der Seite gezogen: zweimal geschlafen u. s. w. Sei aufmerksam,<br />

edler Zuhõrer, denn wehe Dir, wenn Du fragst — es kann Dir nicht<br />

anders geholfen werden, ais indem man wieder von vorn anfángt.<br />

Aber Rache ist süss. Die Reihe kam auch an mich, denn man wollte<br />

wissen, wie weit Cuyabá sei, mein Ausgangspunkt. Die Gesichter waren kõstlich,<br />

wenn ich erst die linke, dann die rechte Hand abfingerte, dann genau nach ihrer<br />

Zãhlweise, die Zehen des linken und die des rechten Fusses abgriff, zwischen je<br />

zwei Fingem und je zwei Zehen vorschriftsmássig am Himmel wanderte und<br />

schlief, und zum Schluss in meine Haare greifen musste, um sie auseinander<br />

ziehend zu bekunden, dass die Zahl der Tage noch nicht reichte und mehr sei<br />

ais 20! Da murmelten sie denn ihr «kóu, kóu* des Erstaunens oder «óka, óko,<br />

he okó« immer ungeduldiger, redeten alie durcheinander und vereinigten sich<br />

schliessUch in einem frõhlichen Geláçhter baaren Unglaubens.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!