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• M B - Brasiliana USP

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— i5o —<br />

wir mit einiger Mühe bunten Schmuck im Kamp; es fanden sich Piki-Aopfclchen,<br />

einige orangerote Blumen und Bergkristalle; die Spitze, einer Paopalanthusstaude<br />

entnommen, bildete eine Krone, starrend von Kugeln, die am linde langer<br />

Stachelspitzen sassen. Mit den Kerzen brauchten wir jetzt nicht mehr zu sparen.<br />

Nach Eintritt der Dunkelheit stellten wir das Kunstwerk in Perrot's Zeit, zündeten<br />

die Lichter an und gaben nach riograndenser Art einige Schüsse ab.<br />

Das strahlende Báumchen in der Zeltecke machte sich ganz allerliebst.<br />

Weniger glánzend sah es mit den Geschenken aus. Doch hatten wir zweierlei<br />

für diesen Abend im tiefsten Grund der Blechkãsten durch alie Unbilden der<br />

Reise hindurchgerettete Herrlichkeiten zu bescheeren. Herr Ernesto Vahl in<br />

Desterro hatte uns ein Packet bulgarischen Zigarrettentabaks mit dem ausdrücklichen<br />

Zusatz »Weihnachten« mitgegeben, und Vogel hatte mit gleicher Bestimmung<br />

in seinem heimatlichen Nest Uehlfeld in Franken beim Abschied eine<br />

Schachtel »extrafeiner, runder Lebkuchen« von dem Zuckerbácker »Wilhelm<br />

Büttner am Markt« erhalten, sich selbst freilich nicht die Seelenstárke zugetraut,<br />

bis zum 24. Dezember zu warten, sondem schon in Cuyabá die Verantwortung<br />

mir übertragen. Heil den edelmütigen Spendern! Ich glaube nicht, dass sie<br />

selbst an diesem Abend wertvollere Geschenke erhalten haben. Ais brave<br />

Philister tranken wir kõstlichen Mokka und sangen, obwol nur Wilhelm singen<br />

konnte, zum Kaffee redlich die »Wacht am Rhein« und das in der Fremde<br />

doppelt voll ertõnende »Deutschland, Deutschland über Alles«. Und der Expeditionsdichter<br />

klagte wehmütig:<br />

Kein Tannenbaum mit goldnen Nüssen,<br />

Kein frischer Schnee, kein Festgelãut —<br />

In Sonnenglut und Regengüssen<br />

Begehen wir die Weihnachtsfreud.<br />

Ein Teller Spekulaz, Makronen,<br />

Ein Marzipanherz — eitler Traum!<br />

Das Christkind hángt nur braune Bohnen<br />

Und Speck an unsern Lichterbaum.<br />

Ein Weihnachten hatte ich in Japan, eins in Mexiko verbracht, eins im<br />

antarktischen Südgeorgien, und dieses an der von quakenden Frõschen erfüllten<br />

Lagoa Comprida, der langen Lagune, war nun das dritte auf südamerikanischem<br />

Festland.<br />

Am 25. Dezember überstieg die Eintõnigkeit der Landschaft das Mass<br />

alies Erlaubten. Wáhrend der 35 Kilometer unseres Marsches záhlte ich die<br />

lebenden Wesen, die ich bemerken konnte: 1 Raubvogel, 1 kleinen Kampvogel,<br />

eine raschelnde Eidechse, 3 Bienen. Zahlreiche rote Kegel von Termitenbauten,<br />

wie groteske Grabhügel. Ein Holzkreuz mit drei aufgemalten Kreuzen; hier<br />

musste Einer vor Langeweile gestorben sein. 25 Kilometer der Strecke ohne Wasser;<br />

am Lagerplatz war der Trank gut und kühl für unsere Ansprüche, 24, 6 o .<br />

Am 27. Dezember erreichten wir die Fazenda von Ponte alta, ein grosses<br />

Haus mit einem Mühlrad und Maisstampfer in einer schõnen Thalschlucht. Dort

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