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• M B - Brasiliana USP

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— 66 —<br />

schicklichkcit den fertigen Fladen auf ein Sieb werfend, die Kinder schleckten<br />

Püserego und spielten Fangball mit federverzierten Maisbàllen, und vier Frauen<br />

und Màdchen drehten die Fáden aus Palmfaser, falteten die »Rõckchen« aus<br />

braungelbem Blatt und lieferten mir die zierliche Arbeit massenweise in allen<br />

Grõssen. Das Einzige, was ich zugeben muss, ist das, dass eine Frau sehr verblüfft<br />

war und ratlos um sich blickte, ais ich ein Uluri verlangte, das sie anhatte.<br />

Allein an dieser Verlegenheit hatte ein auf die Entblõssung bezogenes Schamgefühl<br />

keinen Anteil, sondem was von Schamgefühl vorhanden war, sollte ein<br />

physiologisches genannt werden, dessen Existenz ich nicht bestreite. Ais ich nun<br />

mehrere Frauen gleichzeitig um ihre Uluris bat und durch Verweisen auf die<br />

Sammlung jedes Missverstándnis ausschloss, wurde mir »anstandslos« und lachend<br />

gewiüfahrt.<br />

Dagegen beobachtete ich ein deutliches Schamgefühl bei ganz anderem<br />

Anlass, und zwar beim — Es sen. Ich hatte nur Gelegenheit, es bei den Mánnern<br />

festzusteUen, und mõchte vermuten, dass es den Frauen erst recht nicht fehlte.<br />

Am Abend des 13. September bot mir Tumayaua draussen auf dem Platz,<br />

wo wir Mánner plaudernd bei dem Mandiokagestell standen, ein Stück Fisch an,<br />

das ich hocherfreut sofort verspeisen wollte. Alie senkten die Háupter, blickten<br />

mit dem Ausdruck peinlicher Verlegenheit vor sich nieder oder wandten sich ab,<br />

und Paleko deutete nach meiner Hütte. Sie schãmten sich. Erstaunt und betroffen<br />

ging ich in das Flõtenhaus, den Fisch zu verzehren. Ich hatte die Mahlzeit<br />

noch nicht beendet, ais Kulekule eintrat, der über den Gebrauch einer ihm<br />

geschenkten Angel náher belehrt werden wollte. Mit einem Gesicht, das deutlich<br />

sagte: »ah, Sie sind noch nicht fertig«, setzte er sich nieder auf den Boden,<br />

schweigend, abgewandt und mit gesenktem Kopf und wartete. Am nãchsten<br />

Abend erhielt ich draussen wieder Fisch, doch war es schon dunkel: ich ass,<br />

mich bescheidentlich dem finstern Baumgrund zukehrend und schien so keinen<br />

Anstoss zu erregen.<br />

Ais Paleko mir den Topf mit kleinen Fischen brachte, waren wir beide<br />

allein im Flõtenhaus; er kehrte mir den Rücken zu und sprach kein Wort<br />

wãhrend der langen Zeit, dass ich mit den Gráten kàmpfte. Ich gab Tumayaua<br />

von unserm Bohnengericht; er nahm die Portion und ging bis zu seinem Hause,<br />

wo er sich hinsetzte, ass und zwischendurch, aber ohne den Kopf zu wenden,<br />

herüberrufend sich auch an unserer Unterhaltung beteiligte. Er hatte sich also<br />

mit voller Absicht entfernt. Im Hause assen die Frauen jede für sich in der<br />

Nãhe der Feuerstelle, sie brachten den Mánnern das Mahl, und Jeder ass auf<br />

seinem Platz. Dabei machte es sich Alakuai z. B. sehr bequem, indem er in der<br />

Hãngematte liegend zu dem Topf auf dem Boden hinablangte, mit den Fingem<br />

hineinfuhr und sie sich schaukelnd abschleckte, aber Keiner behelligte den Andern<br />

mit seiner Gesellschaft. Mit dem Beijúessen war man vielleicht etwas liberaler,<br />

wenigstens mir gegenüber, doch sah ich die Mánner Abends hãufig einzeln beiseite<br />

gehen, ein Stück zu verzehren. Ehrenreich hat spáter bei den Karajá

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