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• M B - Brasiliana USP

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nur an, wenn sie selbst satt waren, und es waren nicht die besten Beijús, die sie<br />

uns überliessen. Die ewige Unterhaltung auch unter ihnen selbst, ob dieser oder<br />

jener Stamm nkúra" sei, zeigte deutlich, dass man nichts weniger ais naiv gastfrei<br />

war; es erregte stets die grõsste Befriedigung, wenn wir einen Stamm für<br />

„kurápa u erklárten, weil das von unserer Seite bedeutete, dass wir mit jenem<br />

weniger Gescháfte gemacht hatten. Man lobte sich selbst zu stark, ais dass der<br />

Empfangende an die reine Tugend des uneigennützigen Wilden hátte glauben<br />

kõnnen.<br />

Unsere nüchtern gescháftsmássige Art, der Umtausch von Gegenstand<br />

um Gegenstand, war allen Stámmen im Anfang võllig neu. Sie lernten<br />

aber rasch. Doch kamen die possierlichsten Ungeheuerlichkeiten vor. Einer raffte<br />

eine Handvoll Mangaven auf und verlangte dann ungestüm ein grosses Messer.<br />

Einer wollte Perlen dafür haben, dass man ihm die Hand verbunden hatte. Nur<br />

wenn man ihnen erklárte, dass man selbst den Gegenstand nur in einem einzigen<br />

Exemplar besitze, wurde man nicht weiter behelligt.<br />

Namen. Der Sohn erhált bald nach der Geburt den Namen des Grossvaters,<br />

Oheims oder eines Vorfahren, nicht den des Vaters. Die Namen sind bei den Bakairí<br />

zum Teil, ich glaube jedoch nur zum kleinen Teil, Tiernamen. Dies sind die einzigen,<br />

deren Sinn ich verstehe; so ist Luchu eine Wasserschlange, der Háuptling<br />

Reginaldo am Rio Novo hiess mit seinem einheimischen Namen izána = Kaiman,<br />

ein Alter in Iguéti hiess póne = schwarze Piranya. Eine von den Frauen im Paranatingadorf<br />

hiess matála = Tujujústorch. Die Namen der Mánner waren meist ohne<br />

Schwierigkeit zu erfahren; zuweilen ging ein leichtes Stráuben voraus, und man<br />

zog vor, wenn ein Freund die Mitteilung machte. Ein Bakairí hatte angeblich<br />

keinen Namen, weil seine Eltern früh gestorben seien. Von den Frauen am<br />

Kulisehu erhielt ich immer nur die Antwprt »ich bin eine Frau«; ich habe allerdings<br />

versàumt, dritte Personen zu befragen. Die Sitte des Namentausches habe<br />

ich beschrieben, vgl. S. 125 und 129. Sie erklárt, warum die Indianer so wenig<br />

Schwierigkeiten machen, sich der christlichen Taufe zu unterwerfen. Sie verstehen<br />

darunter nur eine Zeremonie, durch die sie ihren alten Namen verlieren.<br />

Geburt und Couvade. Abortieren soll háufig stattfinden. Die Frauen<br />

fürchten sich vor der Niederkunft. Bei den Bakairí machen sie sich einen Thee<br />

aus der Wurzel eines Kampbaumes, namens Perovinha. Wahrscheinlich treten<br />

noch mechanische Prozeduren hinzu. Die Frau kommt in knieender Stellung auf<br />

dem Boden nieder, indem sie sich an einen Pfosten anklammert. Die Hãngematte<br />

soll nicht beschmutzt werden. Frauen, die uns dies pantomimisch veranschaulichten<br />

und die es aus Erfahrung wussten, erklárten mit Entschiedenheit, dass die<br />

Schmerzen gross seien. Sie stehen aber bald auf und gehen an die Arbeit und<br />

der Mann macht die berühmte Couvade, das mãnnliche Wochenbett,<br />

durch, indem er strenge Diãt hált, die Waffen nicht berührt, und den grõssten<br />

Teil der Zeit in der Hãngematte verbringt. Bei der Rückkehr sahen wir eine<br />

solche Couvade in Maigéri in Paleko's Haus. Man hatte eine wirkliche Wochen-

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