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• M B - Brasiliana USP

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20 —<br />

bilden in der Thalmulde jene eigenartige und liebliche Cabeceira, die sich dem<br />

Wanderer ais das reizvoUste Landschaftsbildchen des Matogrosso einpràgt. Halbverschmachtet<br />

in dem dürren Busch und auf dem sandigen Boden tntt man<br />

plõtzlich auf einen saftigen frischen, vielleicht ein wenig sumpfigen Wiesengrund<br />

hinaus, an dessen Ende in der Mittellinie der junge Bach entspringt, wo ihn das<br />

Auge aber vergeblich sucht. Denn thalabwàrts schleichend verschwindet er sofort<br />

inmitten einer Doppelgallerie pràchtiger, schlank emporragender Fàcherpalmen und<br />

hochstàmmiger Laubbàume; und dieser an vollen Wipfeln und Kronen reiche<br />

Wald geht nicht etwa beiderseits mit Stráuchern oder Gestrüpp in den niedrigen<br />

Busch über, sondem zieht ais freistehende dunkle Mauer in die Ferne, noch eine<br />

gute Strecke von dem feuchtschimmernden breiten Streifen der grünen Grasflur<br />

eingefasst.<br />

Der Topograph darf sich nicht beklagen, dass er schwere Arbeit habe;<br />

steigt er auf einen der Tafelberge oder bewegt er sich auf hohem Chapadão, so<br />

erblickt er nirgendwo wie bei uns die in der Sonne schimmernden Silberbânder<br />

der Wasserarme, allein für ihn bedeuten Bach oder Fluss alie die schmalen, auf<br />

hellem Grund scharf abgesetzten Waldlinien, die aus engen Querthàlern der<br />

Hügelrücken seitlich hervortreten und in gewundenem Lauf den rasch anschwellenden<br />

und dem ferneren Horizont zustrebenden Hauptzug im tiefen, breiten Thalgrund<br />

suchen.<br />

Hier oben auf der Hochebene befinden wir uns in der echten Natur der<br />

»Campos«, und alie Eigentümlichkeiten dieser Kampwildnis — die in beliebigen<br />

Uebergàngen von dem schwer durchdringlichen, mit stachligen Hecken und dornigem<br />

Gestrüpp erfüllten Buschdickicht, dem »Campo cerrado«, bis zu der nur von<br />

schmucken Wàldchen (CapSes) oder kleinen Palmenstànden (Buritisaes) unterbrochenen<br />

Grassteppe erscheint — alie Eigentümlichkeiten ihrer wechselnden<br />

Bodengestaltung und Bewàsserung, ihrer Pflanzen- und Tierwelt, ihrer Lebensbedingungen<br />

für den Menschen fasst der Brasilier in dem einen Wort »Sertão«<br />

zusammen. Der Sertão »bruto«, der rohe wilde Sertão, ist der, in dem es keine<br />

Menschenwohnung oder Weg und Steg überhaupt mehr giebt, wie wir ihn<br />

jenseits des Paranatinga in seinem vollen Glanze kennen lernten, aber auch<br />

der Sertão, der einige Léguas im Nordosten von Cuyabá beginnt, ist nur eine<br />

gewaltige Einõde mit wenigen kleinen, um Tagereisen voneinander entfernten<br />

Ansiedelungen.<br />

Man kann ohne grosse Uebertreibung sagen, dass der Sertão bereits hinter<br />

den Thoren der Hauptstadt einsetzt, denn kein Feldbau, keine Dorfer, keine<br />

Bauernhõfe, nur die sandigen, mit Kieselbrocken bestreuten Wege durch das<br />

niedrige Gebüsch verraten die Kultur. Im Anfang zieht man noch auf breiter<br />

Strasse, die nicht gerade mit Fahrdamm, Wegweisern und Meilensteinen ausgestattet,<br />

aber für die Tiere gut gangbar ist. Sie liegt nur võllig vernachlássigt;<br />

jedes Hindernis, eine tiefe Karrenspur oder ein in der Regenzeit ausgespültes<br />

Loch oder ein seitlich herabgestürzter Baum wird umgangen, umritten oder um-

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