10.10.2013 Aufrufe

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— 112 —<br />

Baumwurzeln aufsass. Dies war die Zufluchtsstàtte der Weiber, wenn sie aus<br />

Angst vor dem Besuch der Fremden weglaufen. Hier allerdings hatten wir sie,<br />

wenn wir selbst gewollt hatten, niemals finden kõnnen.<br />

Der Kanal war stellenweise so schmal und so versperrt, dass wir uns nur<br />

mühsam hindurchschoben. Auf den Seitenkanálen, bedeutete mich der Yaulapiti,<br />

konnte man links zu den Mehinakú und rechts zu den Trumaí gelangen.<br />

Es passte schlecht in das Bild der Sumpflandschaft, so angenehm ich den<br />

Mangel auch empfand, dass uns gar keine Moskitos und Schnaken belãstigten.<br />

Unser Führer schaute eifrig nach Fischen aus und suchte sie mit dem Pfeil, der<br />

eine lange Knochenspitze trug, aufzuspiessen, wobei er eintauchend hàufig die<br />

Strahlenbrechung im Wasser mass: er spiesste jedoch nur eine kleine Trahira.<br />

Gern stiess er das Kanu mit dem Bogen weiter.<br />

Nach fünfviertel Stunde Fahrt waren wir am Ende des AuetÓ-Kanals. Dort<br />

liessen wir das Kanu liegen und traten auf festes Land. Die Aueto hatten hier<br />

eine Pflanzung und bearbeiteten dieselbe offenbar, indem sie tagelang draussen<br />

blieben. Wir fanden etwa ein Dutzend Schutzhütten, mehrere Feuerstellen und<br />

eine Anzahl grosser und kleiner Tõpfe. Wir gingen dann eine Stunde durch<br />

offene idyllische Buschgegend auf einem etwas schlangenfõrmig gewundenen Pfad<br />

über Land und erreichten wieder einen sehr schmalen sumpfigen Kanal. Hier<br />

mussten wir, im Sumpfe sitzend, lángere Zeit warten, wáhrend unser Yaulapiti<br />

den Kanal ein Stück entlang gegangen war und den lauthallenden Ruf nach<br />

einem Kanu ertõnen Hess. Endlich kam eins herbei, erschien in unserem Kanal<br />

und brachte uns nach wenigen Augenblicken in eine schõne Lagune, deren reines<br />

Wasser den Augen wohlthat. Das Ufer war ringsum mit Buritípalmen bestanden;<br />

wir durchkreuzten den See und erreichten in einer halben Stunde das Yaulapitidorf.<br />

Ein kurzer Weg führte zu den Háusern hinauf; es waren ihrer sechs<br />

und mehrere stark verfallen. Kein Flõtenhaus war vorhanden, man brachte<br />

uns in eine leere Hütte und holte für Antônio und mich je einen Schemel herbei.<br />

Ein merkwürdiger Empfang. Nach langer Zeit erst humpelte am Stock der<br />

Háuptling herbei und blieb eine Weile, hinter mir rauchend, sitzen. Allmáhlich<br />

kam er aber nàher, rückte mir gegenüber und begann die Unterhaltung. Er:<br />

ich bin ein Yaulapiti. Ich: ich bin ein Karaibe. Er: ich bin gut, Yaulapiti sind<br />

gut. Ich: ich bin gut, die Karaiben sind gut. Er: ich bin ein Yatoma (Zauberarzt).<br />

Ich: ich bin ein Yatoma. Dann Hess er eine Schale stickig schmeckenden,<br />

ungeniessbaren Mandiokagetrànkes bringen, erhielt sein Messer und gab mir eine<br />

Zigarre.<br />

Es ist erstaunlich, welche Unterschiede es sogar bei diesen Naturvõlkern<br />

zwischen Arm und Reich giebt. Die Leute haben nichts vor mir geflüchtet,<br />

man erkennt sofort, dass sie eben nichts mehr besitzen ais das Notdürftigste,<br />

dass hier nicht ausgeráumt ist wie bei den Nahuquá, sondem wirklicher Mangel<br />

herrscht. Ich kann mich nicht dazu entschliessen, den einzigen vorhandenen<br />

Beijú anzunehmen, und gebe gern Perlen, auch ohne dies trostlose Exemplar zu

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!