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• M B - Brasiliana USP

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— 144 —<br />

Kottbus, von Hammelrücken in Tondern, von Fruchteis oder von Kalbsherz in<br />

München, von Weisswein im Kasino zu Trier; es gab das schlechteste Brod in<br />

der Schweiz, die schlechtesten Würste in Brasilien, die schlechtesten Makkaroni<br />

in Neapel, das schlechteste Essen überhaupt in Heidelberg, das schlechteste Bier<br />

in Oberammergau. Wie gut wáre uns auch das Schlechteste erschienen!<br />

Am 8. Dezember konnten wir zum ersten Mal eine ordentliche Queimada<br />

anleeen ais Wahrzeichen für die Verschollenen. Wir rechneten leidenschaftlich<br />

die Entfernungen aus und sahen, dass Rondons Angabe zu klein ausfiel. Wir<br />

passierten zahlreiche tief eingeschnittene Báche, viele sumpfige Strecken (Atoleiros),<br />

fanden uns wieder mitten im dichten, mit Gestrüpp gefüllten Kamp, stiegen von<br />

Chapadão zu Chapadão und immer noch erschien keine Aussicht auf den Paranatinga.<br />

Erst am 9. Dezember nach steilem Aufstieg erblickten wir den breiten<br />

Waldstreifen, den wir ersehnten. Wir schlugen einen langen Weg Pikade und<br />

standen plõtzlich vor dem gelben, hochangeschwollenen und reissend dahinstrõmenden<br />

Fluss, der an dieser Stelle etwa 80 m breit war.<br />

Von hier bis zur Fazenda soUte es noch »5 Leguas« sein. An ein Uebersetzen<br />

der Truppe ohne Kanu war nicht zu denken. Antônio musste eins machen.<br />

Lebensmittel waren nicht mehr vorhanden. So entschied ich mich, mit Peter<br />

sofort zur Fazenda aufzubrechen. Unsere Hàngematten und Kleider wurden in<br />

einer Pelota auf das linke Ufer geschafft, wir selbst gingen ein gut Stück flussaufwárts<br />

und schwammen hinüber oder wurden vielmehr durch die Strõmung fortgerissen.<br />

Um 1 1 /a Uhr schlugen wir uns drüben in die Büsche und kamen bald<br />

an das linke Ufer des S. Manoel, eines breiten, aber stillen Flusses, den wir wieder<br />

durchschwammen. Die Fazenda lag noch weit oberhalb. Das Verháltnis war<br />

so, dass der Fluss auf dem Wege von ihr zum Paranatinga einen grossen Bogen<br />

machte und links einmündete, wenige Kilometer oberhalb unseres rechts gelegenen<br />

Lagers. Wir schritten wieder auf wirklichen, von Fáhrten bedeckten Wegen;<br />

die erste Spur, die uns die sichere Náhe von Menschen verriet, rührte von Ochsen<br />

und Eseln her. Nach 6 Uhr, ais die Sonne zur Rüste sank, erschallte wütendes<br />

Hundegebell, und wir standen noch nicht vor der Fazenda, aber vor einem Retiro,<br />

einer Viehstation derselben, der sogenannten «Fazenda Pacheco« álteren<br />

Datums.<br />

»Como passou?* »wie geht es Ihnen?« begrüsste mich mit biederm Handschlag<br />

ein kropfbehafteter Mulatte, der Vaqueiro Feliciano, der draussen in einem<br />

Topf — uns hüpfte das Herz vor Freude — prasselnde Bohnen kochte. Bald<br />

erschien auch der Capataz Francisco de Veado, ein alter wetterfester Jãgersmann,<br />

kerzengrade und stolz, ais trüge er immer einen Degen an der Seite. Sie hielten<br />

uns für Leute von Rondon.<br />

Eine Umzáunung für das Vieh, schlammiger ausgetretener Lehmboden, ein<br />

kleines Wohnhaus, 3 Schritte breit, 51/2 Schritte lang. »Ihr Haus, Ew. Hochwohlgeboren.«<br />

Nach meinem Aussehen konnte ich eigentlich nur auf »Ew. Wohlgeboren*<br />

Anspruch machen. Drinnen: die Wánde senkrechte Stiele mit dünnen

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