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• M B - Brasiliana USP

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— 296 —<br />

I. Masken.<br />

Auf der zweiten Reise ist unsere Ausbeute an Tanzschmuck und vor aliem<br />

an Gesichtsmasken bedeutend grosser gewesen ais auf der ersten. Es ist dies um<br />

so wichtiger, ais die Masken, die doch über die ganze Erde in den verschiedensten<br />

Formen und den verschiedensten Zwecken dienend verbreitet sind, die auch bei<br />

den Indianern des nõrdlichen Amerika eine so bedeutende Rolle spielen, bisher<br />

nur in verhaltnismassig geringem Umfang in Südamerika beobachtet wurden. Es<br />

scheint, dass ihr Vorkommen besonders dem Amazonasgebiet angehõrt, aber es<br />

scheint wohl nur. Alie Stámme haben ihre Tanzfeste, alie haben Pantomimen,<br />

in denen Tiere dargestellt werden, man stattet sich mit dem natürlichen Felloder<br />

Federschmuck aus, ahmt die Stimme und Bewegungen nach, und gelangt<br />

von selbst zur charakterisierenden Vermummung, durch die das Spiel wirkungsvoller<br />

gestaltet wird. Die technische Geschicklichkeit der Vermummung und<br />

ihrer Charakterisierung ist gewiss verschieden, aber bis zu dieser Stufe, die wir<br />

bei den Schingú-Stámmen in auch recht verschiedener Ausbildung der mimischen<br />

Mittel antreffen, sind wohl alie Jãgervõlker gelangt. Wir sind nur deshalb so<br />

schlecht darüber unterrichtet, weil die Gelegenheiten, in ungestõrten Verháltnissen<br />

lebende Stámme zu erforschen, selten sind und bei einem flüchtigen Besuche<br />

auch nur oberfláchlich ausgenutzt werden kõnnen. Unsere eigene Reise ist das<br />

beste Beispiel. Aus einem Gebiet, in dem wir 1884 zwar sonderbare Kopfaufsàtze<br />

mit Tiernachbildungen aus Stroh u. dgl., aber nur zwei hõlzerne Taubenmasken<br />

kennen lernten, haben wir 1887 eine stattliche Sammlung von Gesichtsmasken<br />

heimgebracht, die jetzt im Berliner Museum für Võlkerkunde einen<br />

interessanten Vergleich mit den dort vorhandenen grotesken Tiermasken der<br />

Tekuna vom oberen Amazonenstrom gestatten. Auch Ehrenreich hat von den<br />

Karayá am Araguay eine Reihe von máchtigen, in buntester Weise mit Federn<br />

geschmückten Tanzmasken mitgebracht, die in ihrer Bauart auf das auffallendste<br />

an den Duck-Duck der Südsee erinnern.<br />

Jeder Stamm nicht nur, jedes Dorf hat seine eigenen Maskentãnze. Der<br />

Mittelpunkt ist immer das »Flõtenhaus«. In ihrem Charakter gleichen sich die<br />

Tánze in ganz Brasilien ausserordentlich. Stets das Umherlaufen im Kreise und<br />

der dem Stampfen entsprechende stossweise Gesang. Es ist ungemein charakteristisch,<br />

dass die Bakairí für »tanzen« und »singen« dasselbe Wort haben. »Der<br />

Sinn der Gesánge«, sagt Martius, »ist einfach: Lob der Kriegs- und Jagdthaten<br />

Einzelner oder Horden, Aufzáhlung gewisser Tiere und Erwãhnung von deren<br />

Eigenschaften. Erscheinen Masken beim Feste, welche meistens Tiere vorstellen,<br />

so ahmen die Tráger deren Stimmen nach.«<br />

Nichts haben wir beobachtet, was uns den Schluss erlaubte, dass die Masken<br />

irgendwie heilig gehalten werden. Zumal alie von Palmstroh geflochtenen Stücke<br />

wurden nach dem Gebrauch achtlos beiseite geworfen. Man hat zwar die Masken<br />

zuweilen vor uns versteckt, aber nur auf dieselbe Art, wie man in der Angst

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