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• M B - Brasiliana USP

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Pause an einem fischreichen Orte; die Piranyas bissen so schnell zu, dass man die<br />

Angel nur auszuwerfen brauchte und sie auch schon daran festhingen; ein grosser,<br />

i m langer Bagadú, den Antônio mit Leguankõder fing, zog den glücklichen<br />

Fischer zu unserm Vergnügen bis in die Mitte des Flusses. Mehrere Angeln<br />

wurden von den Piranyas abgebissen. Die Indianer lõsten nach einiger Untersuchung<br />

sorgfáltig den Unterkiefer aus, den sie zum Durchschneiden von Fáden<br />

und auch zum Haarschneiden verwenden.<br />

Wilhelm und ich, deren Boot wie gewõhnlich mit dem Tumayaua's den<br />

anderen voraus war, trafen zuerst am eigentlichen Hafen ein und überraschten<br />

dort drei Individuen, die nicht wenig erschreckt schienen. Es war ein hübscher<br />

strammer Junge von etwa 18 Jahren, das Urbild der Crevaux'schen Rukuyenn<br />

in Guyana, den Tumayaua âls píma i/nérí, den Sohn eines Hãuptlings, bezeichnete,<br />

ein kleiner Knabe und ais dritter ein junger Mehinakú.<br />

Durch Tumayaua freundlich getrõstet und beruhigt, lachte der kleine Háuptling,<br />

zitterte aber am ganzen Leibe. Er hatte ein breites Baumwollbündel um<br />

den Leib geschlungen und auch eine Unwickelung über den Waden. Den Hals<br />

zierten zwei schõne Muschelketten. Ihre Tragkõrbe waren mit Flussmuscheln<br />

gefúllt. Bald eilten sie freudig erregt davon. «Kúra karáiba«, der Karaibe ist<br />

gut, war ihnen hundertmal gesagt worden — und Tumayaua rief ihnen noch<br />

lange nach, sie sollten für reichlich Püserego sorgen. Den andern Morgen brachen<br />

wir früh auf; nachdem wir ein Stückchen Campo cerrado passiert hatten, kamen<br />

wir in den Wald. Es war grõsstenteils Capoeira, junger Buschwald, der in früher<br />

bepflanztem Terrain nachwáchst. An den Báumen bemerkten wir eine grosse<br />

Zahl von plump eingeschnitzten menschlichen Figuren — mehr ais wir irgendwo<br />

anders gesehen haben. Dieselben zeichneten sich durch gewaltige eselohrartige,<br />

aber schmale Verlàngerungen aus, die uns ais Ohrfedern gedeutet wurden. Gegen<br />

Ende des Weges fanden wir eine schõne Pflanzung von Pikí-Bãumen (Caryocar brasiliensis);<br />

sie haben runde Früchte von der Form und dem Umfang recht grosser<br />

Aepfel mit grüner Schale, buttergelbem Inhalt und dieken Kernen.<br />

Nach zwei Stunden erreichten wir das Dorf, es lag in Totenstille. Unser<br />

Zug betrat den Festplatz. Ein Kranz von zwõlf nahe zusammenstehenden Hàusern<br />

und ein schõnes Flõtenhaus; lange Sitzbalken lagen zu unsern Füssen. Keine<br />

Menschenseele begrüsste uns; nur in den Eingãngen der schweigenden Bienenkõrbe<br />

liessen sich einige dunkele Gestalten unbestimmt unterscheiden. Tumayaua<br />

rief, eifrig mit Bogen und Pfeil gestikulierend, in die Lüfte hinaus; unsere lange<br />

Reihe harrte stummvergnügt der kommenden Ereignisse, dann fingen auch wir<br />

an zu schreien, dass wir gut seien, und plõtzlich sahen wir uns von einigen<br />

vierzig Mánnern dicht umringt.<br />

Mit Ausbrüchen der Freude, die einen verzweifelten Anstrich grosser Angst<br />

nicht verbergen konnte, liessen sie uns einen neben dem anderen auf den dünnen<br />

Sitzbalken niederhocken und schleppten Beijús und mãchtige Kürbisschalen die<br />

HüUe und Fülle herbei. Die Beijús thürmten sich in erschreckender Hõhe auf;

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