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• M B - Brasiliana USP

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- 77 —<br />

«Eséti?* «Eséti?' «Wie heisst das?» rief die ganze Gesell-chaft unisono und alie<br />

plagten sich redlich, die portugiesischen Wõrter nachzusprechen. Der Eine oder<br />

Andere flüsterte oft, wáhrend die Unterhaltung weiter ging, das Wort noch lange<br />

vor sich hin. Zwei Konsonanten hintereinander vermochten sie nicht auszusprechen.<br />

Gclang es aber hier und da, ein geeignetes Wort gut wicderzugeben, war die<br />

Freude gross, und ich hatte den Eindruck, ais ob ihnen nun der Gegenstand<br />

selbst auch vertrauter erscheine. Ais Name für mein Schreibbuch war »papéra«,<br />

von dem portugiesischen papel, Papier, in Aufnahme gebracht worden, und<br />

wáhrend sie im Anfang das unbegreifliche Ding nicht genug hatten betrachten<br />

und betasten kõnnen, wussten sie sich nun rasch damit abzufinden: es war eben<br />

einfach «papéra"<br />

Ueberall in der Weit, wo man einer fremden Sprache gegenübertritt, will<br />

man recht bald wissen, was «ein hübsches Mádchen* heisst. Ihr to iwáku*<br />

oder das lieblichere pekóto iwakulukúlu* konnte ich ihnen mit den Worten, die<br />

sie gut nachzusprechen im Stande waren, «moça bonita* übersetzen und das<br />

wurde nun mit Entzücken geübt. Ich hatte zuerst Eva mein «moça bonita*<br />

vorgesagt, sie lachte, errõtete und sprach es zierlich und deutlich aus. Sie lachte<br />

weiter, stiess ihren Gatten Kulekule in die Rippen — genau so wie eine kràftige<br />

Person bei uns thun würde, die sich über einen guten Einfall freut — die beiden<br />

tuschelten zusammen, und ich wurde gebeten zu sagen, was nun «ein hübscher<br />

Mann* heisse. Ais ich Tumayaua's portugiesische Versuche, die in der That, obwohl<br />

er Háuptling war, nicht sehr glücklich ausfielen, einmal nachahmte, lachte der<br />

ganze Chorus in einer Weise, dass sie vor Lachen nicht mehr reden konnten, sie<br />

jodelten fõrmlich vor Ausgelassenheit.<br />

Das waren die düstern und verschlossenen Indianer. Wurde es ihnen mit<br />

dem Geplauder des Guten zu viel, so gàhnte Alies aufrichtig und ohne die Hand<br />

vor den Mund zu halten. Dass der wohlthuende Reflex auch hier ansteckte,<br />

Hess sich nicht verkennen. Dann stand Einer nach dem Andern auf, und ich<br />

blieb allein mit meinem Dujour.<br />

Die verschiedenen Abkommandirten waren von sehr verschiedener Brauchbarkeit<br />

für meine Zwecke. Einige ermüdeten zu rasch, andere waren zu unstãt.<br />

Der dicke bàurische Yapü z. B. gàhnte nach wenigen Minuten und sein Gesicht<br />

schien zu sagen: «Herr, Sie fragen zu vieF, und Luchu, der eitle Fant, woUte<br />

sich nur amüsieren. Von den Jüngeren nützte mir nur der merkwürdige Kulekule.<br />

Dieser war in der That schweigsam und zurückhaltend, aber er kam<br />

offenbar gern, lachte still für sich hin, und wenn er dann den Mund zum Reden<br />

aufthat, antwortete er besser ais die F T ebrigen. Er hatte für einen Topf von<br />

mir Perlen bekommen, sie aber abliefem müssen; ich schenkte ihm neue und<br />

nahm einen andern Topf. den er brachte, nicht an. Darüber war er glücklich,<br />

gab mir eine Schale des faden Pogugetrànkes und setzte sich, den Kopf zutraulich<br />

an meine Schulter gelehnt, zu mir. Mein getreuester Hüter war Paleko; mit<br />

seinem langen graumelierten Haar, seinem feinen alten Antlitz hàtte er sehr gut

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