10.10.2013 Aufrufe

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

• M B - Brasiliana USP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

337<br />

Von der mcnschlichcn Eizclle und dem Graaf-chen I ollikel kann der Eingeborene<br />

nicht gut etwas wis-en, er kann nicht wi-scn, dass die Mutter das den Eiern der<br />

Võgel ent-prcchende Gebilde beherbcrgt. Fur ihn ist der Mann der Trager tier<br />

Eier, die er, um es kurz und klar zu sagen, in die Mutter legt und die die-e<br />

wáhrend der Schwangerschaft briitct. Man betrachte sich Tafel \6 und 17, wo<br />

die Indianer die mànnlichcn Ficr gezeichnet haben. Wo das sprachliche Material<br />

atisreicht, sehen wir sofort, wie dieser hochst natürliche \'ersuch, die Zeugung zu<br />

erkláren, auch in den Wõrtern für \ ater, Hoden und Ei offenbar wird. Im<br />

Guarani heis-t tub Vater, Rogen, Eier, tupiá Eier, und r/«/w a selbst, der Name<br />

de- Stammes, i-t nur, mit -/ klein zusammengesetzt, kleine Vater oder Eier oder<br />

Kinder wie man will; der Vater i-t Ei und das Kind ist der kleine Vater, Die<br />

Sprache sagt es selb-t, dass das Kind nichts ist ais der Vater. Bei den Tupi<br />

bcstand auch die Sitte, da-- der Vater nach der Geburt jedes nenen Sohnes<br />

einen neuen Namen annahm; es ist keineswegs nõtig, um dies zu erkláren, anzunehmen,<br />

dass die »Seele t des Vaters jedesmal in den Sohn hineinfuhr. Im<br />

Karaibischen genau dassclbe. imu ist Ei oder Hoden oder Vater oder Kind,<br />

letztcres bei einigen Stámmen bereits lautlich differenziert:<br />

Ipurucoto imu Ei, Bakairí Hoden, Tamanako Vater, Makuschi imum Samen;<br />

mit dem Pronominalsuffix -ru finden wir imu-nt Kind bei verschiedenen Stámmen:<br />

Kumanagoto umo mein Yater, amo dein Vater, Nahuquá umú-ru mein Kind.<br />

amá-ru dein Kind. Selbstverstándlich kommt man überall dazu, bestimmende<br />

Zusatze zu liefern oder die ursprünglich idcntischen Wõrter, den Zusammenhang<br />

vergessend, lautlich von einander zu entfernen. So hat das Kamayurá ye-rup<br />

mein Vater, avia Eier, yt-rcapiá meine Hoden, das Aueto i-tupiá meine Hoden,<br />

n-upiá seine Eier, die Lingoa geral çapyá Hoden, çopiá Ei. So heisst bei den<br />

Bakairí Kind und klein imèri, das Kind des Hauptlings phna imèri; wir kõnnen<br />

nach Belieben übersetzen »das Kind des Háuptlings< oder »der kleine Hãuptling«<br />

und werden uns bei der letzteren Form, die wir vom Sohn mehr scherzweise<br />

anführen konnten, nicht bewusst, dass bei dem Indianer das Kind auch wirklich<br />

nur der kleine Háuptling selbst ist, eine kleine Ausgabe vom grossen. Seltsam<br />

und kaum fassbar ist diese Yorstellung auch für unser Gefühl wohl nur für den<br />

Fali, dass cs sich um ein Madchen handelt. Aber auch das Madchen ist der<br />

kleine Yater und nicht die kleine Mutter; es ist nur vom Vater gemacht. Im<br />

Bakairí giebt es keine besonderen Wõrter für »Sohn« und »Tochter«, sondem es<br />

wird, wenn man den Unterschied verlangt, das Geschlecht hinzugefügt. „pimu<br />

im, ri" kann sowohl der Sohn ais die Tochter des Hauptlings heissen. Die einzige<br />

Tochter des Hauptlings ist die Erbin von Besitz und Rang, was beides mit ihrem<br />

eigenen Besitz an den Gatten übergeht.<br />

Der kleine Yater kommt zur Weit, die Nabelschnur wird durchschnitten,<br />

der grosse Yater fastet mindestens so lange, bis die Wunde geheilt i-t und<br />

damit das neue Menschlein ais ein selbstándiges Wesen gelten kann. Der Vater<br />

würde sicherlich keine Vorsichtsmassregeln beobachten, wenn das Kleine sogleich<br />

.. d. Steinen, Zentral-Brasilien. 2 2

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!