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• M B - Brasiliana USP

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— 264 —<br />

einzelnen Fische aneinander gesetzt sind, und lassen bei náherer Bctrachtung<br />

zahlreiche kleine Unregelmássigkeiten entdecken. Es machte viel Vergnügen, den<br />

Leuten bei ihrem Kritzeln zuzuschauen. Ich vermag nur nicht zu denken, dass<br />

dieses » Muster*, das den hohen Grad der ethnologischen Ausgleichung zwischen<br />

den Stámmen am besten zum Ausdruck bringt, ein Erzeugnis jüngerer Zeit sei.<br />

Wenn das Mass der Stilisierung ais relatives Zeitmass dienen dürfte, wáren die<br />

Aueto am lángsten in seinem Besitz.<br />

Man kann nicht etwa sagen, die Leute haben rautenfõrmige Figuren, in<br />

denen sie Striche sich in gleichen Abstãnden kreuzen liessen, gezeichnet, die Ecken<br />

ausgefüllt, nun gesagt: »das sieht ja aus wie ein Mereschu-Fisch, ist mereschufõrmig<br />

oder dgl.« und hatten also das Muster dem Vergleich gemáss mit dem<br />

Namen belegt. Das wird widerlegt durch die Art der Herstellung, die Stück für<br />

Stück die Figuren aneinander setzt, und durch den einfachen Umstand, dass das<br />

Muster nicht mehr mereschufõrmig ist, sondem sich von dem konkreten Vorbild,<br />

wie namentlich die Schwanzecke beweist, bereits entfernt hat. Er wàre für<br />

keinen von uns überhaupt ais Fisch zu erkennen. Der Pakúfisch links in Nr. 3<br />

(Tafel 20) ist noch ais Abbildung eines Fisches mit Hülfe von dem Kurimatá<br />

Nr. 15 verstándlich, obwohl bereits zwei Rautenkõrper mit dem Schwanzdreieck<br />

vereinigt sind, aber von den Rautenkõrpern rechts in Nr. 3 kann kein Zeichner<br />

sagen, dem sie zufállig in den Hánden erstehen, sie erinnerten ihn an einen Pakúfisch,<br />

sondem es ist schlechterdings nur der umgekehrte Weg von dem Bild einer<br />

konkreten Vorlage zur Schematisierung mõglich. Von Nr. 9, den punktierten<br />

Rauten = Pakúfischen mit Tüpfelung oder den Fledermãusen nicht zu reden.<br />

Die Beziehung zum originalen Vorbild ist geradezu das, was dem Indianer<br />

die Freude an der Zeichenkunst giebt, wie übrigens sehr natürlich ist. Es macht<br />

ihm Spass, dass er mit wenigen Strichen einen Fisch zeichnen kann. Nun ist<br />

aber wahrscheinlich ein technisches Moment von Bedeutung gewesen. Das<br />

Zeichnen war in den meisten Fállen ein Ritzen, kein Malen. Der geritzte<br />

Strich wurde erst mit Farbe gefüllt. Auf Spinnwirteln und Kürbissen<br />

wurden die Muster geritzt, sogar an den Masken wurden sie mit einem Bambusstábchen<br />

aus dem zuerst aufgetragenen weissen Thongrund herausgekratzt. Da<br />

ist es kein Wunder, dass Motive wie die Raute des Mereschu und das Dreieck<br />

des gleieh zu besprechenden Uluri mit ihren scharfen Ecken so gewaltig die<br />

Oberhand gewonnen haben und in ewiger Wiederholung überall wiederkehren.<br />

Auskratzen liessen sich die scharfen Ecken ebenfalls besonders leicht. Man hatte<br />

besseres Arbeiten ais mit Kreisen und Wellenlinien, die doch auch Tiere darstellen<br />

konnten. Das Ritzen dràngte von selbst zur Stilisierung.<br />

Bei dem Uluri, dem Weiberdreieck, ist uns das Vergnügen am konkreten<br />

Vorbild vielleicht leichter verstándlich ais bei einem wohlschmeckenden Fischlein.<br />

Vgl. Abbildung 18, Seite 194. Auch wir stehen ja noch heute auf dem Standpunkt<br />

der Kulisehu-Indianer. Nur haben wir zivilisierten Menschen die anatomische<br />

Vorlage stilisiert, wo sich die rohen Naturvõlker mit dem zierlichen »Kleidchen«

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