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• M B - Brasiliana USP

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— 119 —<br />

obwohl die Soldaten damals versicherten, dass sie nur in die Luft gcfeuet t íattcn,<br />

ein Indianer getotet worden, und dies soll nicht ein Trumaí, sondem ein Kamayurá<br />

gewesen sein. Takuni erklãrte, dass sie bis zu den Nahuquá am Kuluene geflolien<br />

seien; drei Tage hatten sie dann nach Hause gebraucht, wo er krank und totmüdc<br />

angekommcn sei.<br />

Am Abend de- 23. Oktober lernten wir noch eine vierte Ansiedelung<br />

kenncn; wir wurden mit grosser I eierlichkeit aufgefordert, dort einen Besuch zu<br />

machen und spazierten von un-crem Wohnhaus im Gansemar-ch dorthin. Ein<br />

màchtiger Platz war frei gerodet worden. Ein schõnes Haus, vielleicht das schonste,<br />

da- wir am Schingú gesehen haben, hoch und geràumig, war offenbar erst scit<br />

kurzcm fertig geworden. An diesem Ortc wollten die jetzt /.er-treut ange-<br />

-iedeltcn Kamayurá sich zu einem Dorfe vercinigen. Aber — und wieder kam<br />

dieses grosse Aber, ais wir rauchend ziisammensassen — aber mit den Steinhcilen<br />

ist die Arbeit so mühsam; vom Morgen bis zum Abend qualt man<br />

sich, um einen Baum, den der Karaibe mit zwei oder drei Hieben — tok tok —<br />

niedcrschlagt. Ich lud die Kamayurá ein, uns nach Cuyabá zu begleiten. Dort<br />

sollten sie Messer und Acxte haben, so viel ihr Hcrz begehre. Ich beschrieb<br />

ihnen Cuyabá, malte ihnen aus, dass dort so vicie Hàuser standen ai- am ganzen<br />

Kulisehu und Kuluene zusammengenommen und versicherte sie der freundlichsten<br />

Aufnahme.<br />

Wenig befricdigtc zwar die Auskunft über den weiten Weg. Finger und<br />

Zehen reichten nicht aus, um zu vcranschaulichen, wie viele Male die Sonne den<br />

Tagcslauf am Himmel beschreiben musse, bis man zu den Flàusern der Karaiben<br />

gelange. Dennoch waren Alie von dem Yor-chlag begeistert. Takuni schwelgtc<br />

in der Yorstellung, wie ihn die Frauen bewillkommnen wiirdcn bei seiner Heimkehr,<br />

wenn er den schwerbepackten Tragkorb nicdersetze und seine Schàtze hervorhole.<br />

Stundenlang wurde das Thema in Wort und Pantomime behandelt;<br />

schliesslich überwogen bei Takuni die Zweifel. Seine schauspielerische Leistung<br />

gewann einen sentimentalen Charakter: er hat Kinder, die nach ihm weinen, die<br />

noch an der Brust liegen, für die er fischen und roden muss.<br />

Nachdem wir uns zum Schlaf in das Haus zurückgezogen hatten, dauerte<br />

die unseren Gastfreunden so angenehme Erregung noch lange fort. Wilhelm<br />

hatte schon die Augen goschlossen, ais es noch an seiner Hãngematte zupfte und<br />

ein Kamayurá ihn mit leiser Stimme bat, ihm noch einmal den Weg nach Cuyabá<br />

vorzurechnen und ihm zu versichern, dass er dort Beile und Perlen erhalten<br />

werde. Ueberhaupt fehlte es in der Nacht nicht an komischen Zwischenfallcn.<br />

Ehrenreich musste die photographischen Platten wechseln und war genõtigt,<br />

die Leute zu bitten, dass sie die kleinen Feuer, die sie bei den Hàngematten bis<br />

zum Morgen anzuhalten pflegen, für eine Weile auslõschten. Gutwillig entsprachen<br />

sie seinem Wunsche, aber es war ihnen unheimlich zu Mute. Ais sie die rote<br />

Laterne sahen, fragten sie sogar àngstlich — eine sehr merkwürdige Frage —<br />

ob die Suya kamen.

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