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• M B - Brasiliana USP

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mit Isolierung, Ausráucherung, Diát, Inzisionen und den übrigen Hilfsmitteln wider<br />

die unbekannten PYinde. Man entfernte sáuberlich das Schamhaar und legte<br />

einen Yerband an, die Bastschlinge, oder eine Pelotte: das Uluri.<br />

Die Bastschlinge ist bei den Trumaífrauen — eine Kombination von Verband<br />

und Pelotte — strickartig gedreht, bei den Uluritrágerinnen bewirkt der schmale<br />

Rindenstreifen die Anspannung über den Damm; in beiden Fãllen wird ein gegen<br />

die Schambeinfuge hin andrückendes Widerlager geschaffen, bei jenen durch das<br />

Rõllchen, bei diesen durch das federnde Dreieck. Man sieht, es war nicht die<br />

Reinlichkeit, die das Yerfahren eingab, sondem das árztliche Bemühen, dem Blutverlust<br />

entgegenzuarbeiten. Das sind aber wahrlich keine Erfindungen der Schamhaftigkeit,<br />

wie Schürzen oder dergleichen loser Umhang.<br />

Für die Mánner liegt die Erklárung nicht ganz so nahe. Auch hier hat<br />

man den Versuch gemacht, die Beziehung zu einem ursáchlich wirkenden, primàren<br />

Schamgefühl zu retten. Die Ansicht ist ausgesprochen worden, dass man sich<br />

nur ganz ausschliesslich geschámt habe, die Glans des Penis den Blicken zu<br />

zeigen, und deshalb auch nur sie verhüllt habe. Leider habe ich Nichts beobachtet,<br />

was die Frage unmittelbar entscheiden konnte. Ich habe gesehen, dass<br />

die Leute sich nicht schámten, wenn sie ihre Vorrichtungen uns gaben oder auch<br />

gelegentíich ablegten, wie denn eine Anzahl Trumaí den Faden nicht einmal trugen,<br />

allein der Penis war immer bereits so stark zurückgedrángt und die Haut so faltig,<br />

dass von der Glans nichts sichtbar wurde. Ich glaube sogar, vielleicht, weil ich<br />

ohne gegebenes Material selbst durch die Kulturbrille schaue, dass sie sich schãmen<br />

wurden, die Glans dem Auge eines Andern, zumal des Fremden, auszusetzen.<br />

Nur würde ich dieses Schamgefühl ais Folge des eingewurzelten Gebrauchs betrachten<br />

und nicht ais seine Ursache. Dass sich aber ein in der Naturanlage<br />

gegebenes Gefühl nur für einen kleinen anatomischen Teil eines in seiner Funktion<br />

auch die andern Teile beanspruchenden Organs regen solle, finde ich recht seltsam,<br />

und gern würde ich von einem etwa derart beobachteten Fali hõren, dass<br />

ein im Zustand der Nacktheit überraschter Mensch sich nicht mit der Hand,<br />

sondem nur mit zwei Fingem bedeckt habe. Es ist nicht zu vergessen, dass<br />

Erektionen durch die Abschnürung weder verhindert noch verborgen werden.<br />

Dann giebt es ja auch beschnittene Menschen, die nackt gehen oder gingen '*).<br />

Und hier sind wir bei dem Punkt angelangt, der vor Aliem erwogen werden<br />

muss. Wir müssen die entgegengesetzte Behandlung der Glans in Betracht<br />

ziehen, die das Praeputium verkürzt oder spaltet. Der grõssere Teil der Menschheit<br />

hat der Zirkumzision den Vorzug gegeben. Mit Ploss und Andree**)<br />

bin ich der Meinung, dass der ursprüngliche Sinn der Beschneidung der eines<br />

»operativen Vorbereitungsaktes auf die Sexualfunktion des Mannes« gewesen sei;<br />

»man will den Jüngling mit einem Male reif und normal in sexueller Hinsicht<br />

*) v gl- das Beispiel des Kaziken von Gotera, R. Andree, Ethnographische Parallelen und<br />

Vergleiche. Xeue Folge, Leipzig 1889, p. 202.<br />

**) a. u. O. p. 212.

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