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• M B - Brasiliana USP

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— 368 -<br />

hat ais mit der Sonne. So konnte es ja auch geschehen, dass, wenn von zwei<br />

ost-westlich gelagerten Gruppen von Stámmen die eine õstliche die der Sonne<br />

genannt wird, die andere die des Mondes genannt würde.<br />

Leider geraten wir aber in unserm Fali mit dem gleichen Schluss in eitel<br />

Verwirrung. Vom Standpunkt der alten westlichen Nu-Aruak, denen der Arinos<br />

der Ost- und Sonnenfluss war, wohnten die Keristámme noch mehr nach Osten<br />

ais die Kame-Arinosstãmme. Vom Standpunkt der Bakairí wohnten die Kamestámme<br />

gerade westlich und die Keristámme õstlich. Die Bedeutung der<br />

Himmelsrichtungen wãre also vertauscht.<br />

Lassen wir aber die Richtungen vorláufig beiseite und versetzen wir uns<br />

einmal in die Situation, ais die Mythen entstanden! Es war ein alter Verkehr<br />

vorhanden, es vollzog sich gelegentlich auch eine engere Vereinigung von Nu-Aruak<br />

und Bakairí. Das muss geschehen sein, wenn die Namen Keri und Kame in das<br />

Bakairí aufgenommen wurden. Die beiden Elemente fühlten sich deshalb brüderlich<br />

verwandt und führten ihre Geschichte auf zwei Bruder zurück, die in áltester<br />

Zeit zusammen lebten. Die beiden Bruder haben ihren Stámmen Alies Gute verschafft,<br />

dessen sie sich heute erfreuen. Bevor sie dies aber auf Erden vollbringen<br />

konnten, müssen sie im Himmel gewõhnt haben, der ãlteren Weit, die wir mit<br />

allen ihren verzauberten Tieren und Dingen erhalten sehen. Dort sind sie geboren<br />

und haben mit den dort sichtbaren Tieren die Geschichten erlebt, die damals<br />

passiert sein müssen, damit es so aussieht, wie es jetzt aussieht. Die Beiden<br />

haben auch die Federbàlle Sonne und Mond unter den Topf oder in die Kuye<br />

gelegt, in denen sie jetzt noch immer eine Zeitlang verdeckt sind. Sie haben<br />

dafür gesorgt, dass Tag und Nacht richtig abwechseln, damit wir immer regelmãssig<br />

unsere Schlafenszeit bekommen. Wenn die beiden das nicht gemacht<br />

hatten, wáren wir übel daran; vorher ist es sicher nicht so regelmássig hergegangen,<br />

da waren die beiden Bálle noch ein einziger, ein grosser roter Vogel flog damit<br />

in allen mõglichen Gegenden herum und nur, wo er gerade hinkam, wurde es hell.<br />

Dann haben sie die Federn aber für uns weggenommen, haben sie untereinander<br />

verteilt und haben den ordentlichen Dienst eingerichtet, der jetzt Tag für Tag<br />

und Nacht um Nacht mit Sonne und Mond so genau abláuft, dass wir in der<br />

Nacht unsere Ruhe haben und uns am Tage überall sicher zurechtfinden. Deshalb<br />

nennen wir den einen Bali auch heute »Sonne« und den andern<br />

»Mond«, wie sie selber hiessen.<br />

Vielleicht stutzt der freundliche Leser, da er erwartete, ich werde sagen:<br />

deshalb wurden sie auch selber »Sonne« und »Mond« genannt. Mag sein, dass<br />

die Beiden nach Sonne und Mond genannt wurden, wie Rotkáppchen nach seiner<br />

roten Kappe. Ich weiss es nicht. Allein ich kann mir nur schwer vorstellen,<br />

dass die alten Indianer so gedacht haben, ich würde dann immer auf eine bewusste<br />

Namenstaufe stossen, wie sie für Kinder stattfindet, wie z. B. etwa ein Eingeborener,<br />

dem Zwillinge geboren werden, sie »Sonne« und »Mond« nennen<br />

konnte. Wenn er uns aber die Herkunft von Dingen erklárt, so erzáhlt er

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