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• M B - Brasiliana USP

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— 374 —<br />

kehrenden Oka vor, der ihn ahnungslos ass. Heftig erzürnt, ais er den Hergang erfuhr,<br />

lief er Mero zu toten, stand aber davon ab, weil sie sagte: »ich bin deine<br />

Mutter.« Keri und Kame zog der Pflege vater Jaguar auf, er liess sie auf seinen Rücken<br />

reiten und lehrte sie mit Pfeilen schiessen. Nun fragten sie ihn aber nach ihrer<br />

Mutter; er hatte von ihrem Tod geschwiegen, weil er sich schámte, von ihrem<br />

Fleisch gegessen zu haben, und gab auch jetzt keine Auskunft. Doch die Grossmutter<br />

oder Tante Ewaki, die zum Geschlecht der Bakairí gehõrte und hier zum<br />

ersten Mal genannt wird, berichtete die Unthat Mero's. Keri und Kame gingen<br />

hin und tõteten Mero, obwohl diese sie freundlich mit dem Gruss »o meine<br />

EnkeU empfing.<br />

»Mero safada, die verdammte Mero* (Antônio hasste sie von Herzensgrund)<br />

»wurde nicht beerdigt, o nein, die wurde verbrannt*. Keri und Kame trugen<br />

Scheiter zusammen und legten Feuer an, dann gruben sie sich ein Loch um<br />

zuzuschauen. Mero brannte bopopopo . . . Man sieht das Feuer noch heute in<br />

der grossen Magelhães'schen Wolke. Zu jener Zeit hatte Keri und Kame noch<br />

keine menschliche Gestalt. Kame kroch aus seinem Loch neugierig hervor<br />

und fing Feuer. Er verbrannte, starb. Keri blies ihn an und machte ihm Nase<br />

und Hánde und Füsse wie die Menschen haben. Aber auch Keri fing Feuer<br />

(die kleine Magehães'sche Wolke ist das Feuer von Keri und Kame), verbrannte,<br />

starb, wurde von Kame lebendig geblasen und menschlich gestaltet. Da kamen<br />

drei Tierarten, die man auch noch am Himmel sieht, die kleine Fischotter, die<br />

sich den Schwanz, die grosse (Ariranya), die sich Hánde und Füsse, und der<br />

Tukan, der sich den Schnabel von Keri und Kame nahm. Keri hatte einen<br />

grõsseren Schnabel gehabt ais Kame.<br />

Jetzt sind die beiden also erst menschlichen Aussehens und beginnen bald<br />

ihre Thàtigkeit zum Nutzen der heute Lebenden. Wie sahen denn Kamuschini,<br />

Mero und Oka aus? »Oka ist doch der bunte Jaguar?* »Ja«. »Und er schoss<br />

mit Pfeilen? »Ja, damals schoss der Jaguar mit Pfeilen.« »Er schoss die Bakairí<br />

und frass sie auf.« Mero hatte »etwas vom Joho« (Crypturus noctivagus) »und<br />

Makuku* (Tinamus brasiliensis), zwei Waldhühnern. Aber ihre Krallen waren<br />

so gross wie Daumen. »Also die Mutter der Jaguaré ist ein Vogel gewesen?«<br />

»Ja, man sagt, dass der Jaguar noch heute keinen Johó und Makuku frisst.»<br />

Da ist wieder eine echt indianische Begründung des unsinnigen Verwandtschaftsverháltnisses<br />

zwischen der Sippe Jaguar und der Sippe Waldhuhn. Wenn hier<br />

etwas Historisches zu Grunde liegt, so ist es mit dem Zoologischen untrennbar<br />

verquickt. »Mero frass so viele Bakairí, dass kaum welche übrig blieben. Keri<br />

musste neue machen.«<br />

KamuschinTs Person endlich wird auch mit einer Tierbeobachtung in Zusammenhang<br />

gebracht, und stellt, obwohl wir seinen Aufenthalt im Himmel begreifen<br />

lernen, noch grõssere Ansprüche an unsere Einbildungskraft. Er hat »ein<br />

schwarzes Fell, ist mãssig behaart, er macht Fáden wie die Spinne*. »Die<br />

Spinnen kommen jedes Jahr im Juli und kriegen dann Kinder; im August und

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