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• M B - Brasiliana USP

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— io6 —<br />

der Rückfahrt besuchte. Den Beiden wurde ein kleiner Empfang bereitet, sie<br />

mussten sich auf die prachtvollen Tierschemel setzen, die wir bei keinem andern<br />

Stamm so schon gearbeitet sahen, und erhielten ihre Willkommbeijús. Die<br />

Nachricht von der Schlacht zwischen den Trumaí und Suyá wurde unter eifriger<br />

Pantomime besprochen. Es stellte sich heraus, dass es noch zwei andere<br />

Mehinakú-Dõrfer gabe, beide eine Tagereise oder weniger entfernt. Das im SW.<br />

gelegene schien freilich sehr klein zu sein und wurde sogar ais ein einziges Haus<br />

beschrieben, das andere im Norden sollte aus fünf Hàusern bestehen.<br />

Unser Dorf setzte sich, ausschliesslich des Flõtenhauses, aus vierzehn Háusern<br />

zusammen; es waren ausserdem zwei Neubauten vorhanden, von denen der<br />

eine nahezu fertiggestellt und schon bewohnt war. Das Ganze machte den<br />

Eindruck grosser Wohlhabenheit. Jedenfalls, wenn der indianische Massstab<br />

angelegt wird, dass der Besitz an Mandioka den eigentlichen Reichtum bedeutet,<br />

so waren die Mehinakú der reichste Stamm des Kulisehu. Sie schienen<br />

einen sehr geordneten Feldbau zu treiben. Bei ihnen erhielten wir zuerst wieder<br />

Bataten. Ais wir einige Mangaven mit Perlen bezahlten, wurden uns ganze<br />

Kõrbe herbeigeschleppt, bis wir unseres vorzüglichen Appetits ungeachtet den<br />

Spendern ein Halt gebieten mussten. Am Abend des 13. Oktober trug sich das<br />

freudige Ereignis zu, dass eine Wolke fliegender Ameisen über dem Dorfe<br />

niederfiel. Es wurden Strohfeuer vor den Hütten angezündet und eilfertig<br />

sammelte Alt und Jung in Kuyen und Tõpfen die fast zollgrossen Tierchen, die<br />

sich in dem flackernden Feuer die langen zarten Flügel versengten. Alies jubelte<br />

und Hess sich die Ameisen mit Beijú und Salzerde schmecken. In mehreren<br />

Háusern fanden wir die Leute mit der Zubereitung des Salzes bescháftigt. Sie<br />

verbrennen Takoara und Aguapé, die Blattpflanze stiller Gewásser, laugen die<br />

Asche aus und erhalten aus dem Filtrat einen salzigen Rückstand. Vielfach<br />

wird auch rõtliche, wie eine Salzasche aussehende Erde unmittelbar verwendet.<br />

Wir konnten eine hübsche ethnologische Sammlung zusammenstellen. In<br />

allen Geráthen bekundete sich derselbe primitive, aber hõchst lebendige Kunstsinn,<br />

der sich immer Tiergestalten und zwar háufig in recht sinniger Weise zum<br />

Yorwurf nahm. Die Weiber der Mehinakú, die mit schon geschnitzten Geráten<br />

ihre Kuchen wenden, sind auch diejenigen, die es in der Herstellung künstlerischer<br />

Topfformen am weitesten gebracht haben. Von den Masken in dem Flõtenhause<br />

wurden uns alie, die wir auswáhlten, ohne Anstand überlassen. Auch mit dem<br />

Schwirrholz verband sich kein Begriff, der eine Auslieferung an uns hátte bedenklich<br />

erscheinen lassen.<br />

Der Abschied von den Mehinakú am Nachmittag des 14. Oktober war sehr<br />

herzlich; sie beschenkten uns noch einmal mit Beijús, Mangaven und Bataten,<br />

und vier Mãnner packten sich die Ladung auf, um sie für uns zum Hafen zu<br />

tragen. Unsere Sammlung, die wir nicht zum Besuch der flussabwárts wohnenden<br />

Stámme mitschleppen wollten, übergaben wir vertrauensvoll dem alten Herrn, den<br />

ich so erschreckt hatte, zur Aufbewahrung. Er war unser wohlgesinnter Freund

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