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• M B - Brasiliana USP

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waren, sich aber gut konservieren und tragen liessen, nicht trennto, sondem sie<br />

zur Anerkennung fúr die Mitwelt aufbewahrte und an seinem Leibe anbrachte.<br />

Wir finden dies um so natürlicher, ais wir wissen, dass mit solchen Teilen nach<br />

seiner Meinung die Eigenschaften des Wíldes crworben wurden. So truschneidiger'<br />

vor, wenn cr sein Kleinod in einem Loch der Nase, der Lippe oder der Ohren<br />

zur Schau trut;, ais wenn er es an einer Schnur umhángen hatte. Wurde die<br />

'Tropháe einmal gewohnheitsmássig getragen, so war es unausbleiblich, dass -iich<br />

die Aufmerksamkeit auch ihren áusseren F.i^en-chaften, den früher sekundáren<br />

Mcrkmalen der Farbc und Form, zuwandte. Selbst Gegenstánde, die man nur<br />

gebraucht hatte, um die Lõcher offen zu halten und das Zuheilen zu verhindern,<br />

wurden zu Schmuck und Zierrat. Mit den Yorstellungen uber das Schwierige,<br />

Seltene, Kraftbegabte assoziierten sich die mehr oder minder dunkcl empfundencn<br />

Wahrnehmungen gcfálliger Farbenkontraste.<br />

Die künstliche Yerletzung wurde aber auch Selbstzwcck durch den Umstand,<br />

dass sie ein dauerndes Kennzeichcn lieferte und so mancherlei l*"ormen der<br />

Sitte gostaltete. Sie war nicht nur vorzüglich ^eeignet, innerhalb eines Stammes<br />

mutige und herrschende Personen, die gewõhnlich auch die eitelsten waren, auszuzeichnen,<br />

sie bildetc vielfach von Stamm zu Stamm das mit Be»u--t-ein getragene<br />

Nationalitátsmerkmal. Sie gab das Mittel an die Hand, schon Kinder<br />

mit Dauermalen zu versehen. Die Indianer haben von jeher den Kinderraub bei<br />

fremden Stámmen mit Leidenschaft betrieben, um sich Krieger und Frauen aufzuziehen;<br />

so markierte man die Kinder, um sie wiedererkennen zu kõnnen, wie<br />

der Herdenbesitzer sein Yioh stempelt. Ais wir bei den Bororó waren, schwor<br />

eine alte Frau Stein und Bein, unser Antônio sei, obwol er kein Wort Bororó<br />

verstand, ihr vor Jahren von Feinden gestohlener Sohn, sie wehklagte und<br />

jammerte laut durch die Nacht; da war es denn merkwürdig zu sehen, wie sich<br />

die Bororó den halb lachenden, halb empõrten Antônio gründlich vornahmen,<br />

seine Unterlippe genau untersuchten, die bei ihnen schon dem Saugling durchbohrt<br />

wird, und ihn einmütig freigaben, ais sie statt ihres Lippenlõchleins eine<br />

durchlõcherte Nasenscheidewand fanden. So waren unter den Bakairí geraubte<br />

Paressífrauen, unter den Nahuquá Mehinakúweiber, unter den Suya die gefangenen<br />

Manitsaua sofort nach den Stammc-abzeichen von den Uebrigen zu unterscheiden.

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