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• M B - Brasiliana USP

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kitenart giebt, die einen -clionen roten Fleck neben dem Schnabel hat, so nehme<br />

ich an, dass eine Bakairí-Frau sich dieses Tierchens erinnerte, ais sie mir zu<br />

meinem Erstaunen hintereinander smaragdgrün, zinnober und ultramarin<br />

ab tukuéng bezeichnete! Dann stimmte Alies, ich selbst aber hatte damab keine<br />

Ahnung von dem Zusammenhang und brachte das Ergebnis kopfschüttelnd mit<br />

grossen Ausrufungszeichen zu Papicr. Ein wahres Glück, dass die Leute nicht<br />

von dem roten Arara des unteren Schingú einen Farbennamen abgeleitet haben,<br />

-ie wurden eine Palette mit ungefáhr sámtlichen schreienden Farben dem ver<br />

dutzten Europãer mit einem Wort haben erkláren kõnnen. Mõglich wcnigstcns<br />

i-t es ferner, dass das Wort für rot der Bakairí und Nordkaraiben fruchtfarben*<br />

bedeutet; in diesem Falle konnte schon einmal Jemand, der keineswegs rotblind<br />

ist, das Wort ausnahmsweise auch für grün (smaragdgrün und saftgrün) gebrauchen,<br />

wáhrend die Andern es allgemein für Orange, Zinnober und Karmin anwandten.<br />

Wohl zu vertheidigen ist die Ableitung des Tupíwortes ti, ting, tinga für >weiss*<br />

von ty Urin, Saft, Brühe; alsdann konnte es gewiss nicht Wunder nehmen, wenn<br />

die Aueto damit weiss und hellgelb bezeichnen.<br />

Das Wort für weiss der Bakairí ist ;sab.'farben, das für schwarz russ*farben.<br />

Letzteres dient, wie erwàhnt, auch für blau und dunkelbraun, und, wáhrend<br />

grün = perikitofarben auch vblau* sein konnte, konnte blau —- russfarben nicht<br />

»grün« sein.<br />

Somit ergiebt sich, einige der Farbennamen kõnnen mehrdeutig sein. Es<br />

ist klar, dass, wo dies der Fali ist, der Gebrauch sich allmàhlich für eine Qualitàt<br />

entscheiden wird; worauf es ankommt, ist eben nur der Gebrauch, der das Bedürfnis<br />

der Unterscheidung cntwickelt. Das Bedürfnis, Farben zu unterscheiden,<br />

macht sich am nãchsten geltend für die Farbstoffe selbst. Es scheint keineswegs<br />

gcwõhnlich zu sein, dass der Farbnamen vom Farbstoff abgeleitet wird, da ich<br />

dies nur im Bakairí für schwarzblau russfarben zu finden vermag; so ist auch bei<br />

den Tupi una schwarz-- »verbrannt-, und die den Tieren háufig zugewiesene Form<br />

pischunu bedeutet «verbrannte Haut«. Auch dieses Wort wird für »blau« gebraucht;<br />

der prachtvoll blaue Arara ist ais Psittacus araraúna* = arara una in<br />

die Zoologie übergegangen. Nirgendwo ist das Urukúwort in dem Farbenwort<br />

rot, das Wort für den weissen Thon in dem Farbenwort weiss enthalten. Ich<br />

glaube, die Farbstoffe sind weit álter ais das Bedürfnis, sie nach ihren<br />

Farben zu unterscheiden. Dies wird für die Bakairí durch zwei Punkte wahrscheinlich:<br />

die Farbenadjektiva gehõren einmal mit einziger Ausnahme des >rot,<br />

orange* nicht zum Inventar der karaibischen Grundsprache, dann zeigt ihre Zusammensetzung<br />

nach dem Schema t-$famm-éng das Gepráge neuerer Bildung.<br />

Ich darf ein solches Verhalten wohl auch zu Gunsten der früheren Ausíührung<br />

über den Ursprung des persõnlichen Farbenschmucks verwerten (vgl.<br />

Seite 184 tf.). So uralt und eingeboren gewisslich die Freude an den Farben sein<br />

mag, so spricht doch der Umstand, dass sich das Bedürfnis, die Farben der Farbstoffe<br />

mit Wõrtern zu unterscheiden, erst spàt geregt hat, zu Gunsten der Ansicht,

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