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• M B - Brasiliana USP

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— 444 —<br />

thõrichter Weise nicht benutzt, ais er das Dorf der nicht »Coroados«, sondem<br />

richtig »Bororó« genannten Stammesabteilung am Rio Cabaçal besuchte. Bei<br />

diesem Besuch, den er S. 169 ff. schildert, hátte er bemerken sollen, dass die<br />

Indianer einen Dialekt der Sprache des kleinen frommen Sebastian redeten.<br />

Wieder hat er seinen Martius zu Rate gezogen und dort S. 14 die »Bororós«<br />

gefunden und hier 40 Wõrter, die wirklich den Bororó am Cabaçal gehõren, abgeschrieben.<br />

Auch hier lásst uns sein Missgeschick die Quelle entdecken. Denn<br />

die Wõrter, von der Castelnau'schen Expedition aufgenommen, haben leider nicht<br />

portugiesische, sondem franzósische Schreibweise, in der mehreren Doppelvokalen<br />

eine ganz andere Aussprache zukommt ais in der portugiesischen, und stimmen in<br />

einer Weise überein, wie zwei voneinander unabhàngige Aufnahmen niemals übereinstimmen.<br />

Einer der Wenigen, der die Identitát der »Coroados« und Bororó, wie ich<br />

spáter fand, richtig vorausgesetzt hat, ist der Baron Melgaço*) gewesen, ein<br />

ebenso tüchtiger Prásident (zum ersten Mal 1851) ais Geograph des Matogrosso.<br />

»Die Coroados hausten im Quellgebiet des S. Lourenço; sie haben nichts gemein<br />

mit denen des Paranabeckens; ich vermute es seien Bororó gewesen.« Er hielt<br />

sie nur für ausgestorben.<br />

Bei den Verwechslungen, die im Lande selbst vorkommen, kann es nicht<br />

Wunder nehmen, dass Martius von den Bororó sehr irrige Vorstellungen hat.<br />

Er behandelt sie unter den Central-Tupí,**) er zweifelt selbst mit Recht, dass sie<br />

einen Tupístamm darstellen, fàllt aber dann den merkwürdigen Vorstellungen zum<br />

Opfer, die früher über die Zusammensetzung von Indianerstámmen geherrscht<br />

haben und die in seinem Lieblingswort »Colluvies gentium« am besten zum Ausdruck<br />

kommen. »Es ist wahrscheinlich, dass unter Bororós überhaupt feindliche<br />

Indianer, ohne bestimmte Namensbezeichnung, ja vielleicht mitunter wohl auch<br />

eine Colluvies gentium begriffen werde, die ohne scharf ausgepràgte und festgehaltene<br />

Nationalitãt in Sprache, Sitten und kõrperlicher Erscheinung, bis auf<br />

kleine Banden ohne festen Wohnort zerteilt, plündernd und mordend umherschweifen.<br />

In Mato Grosso und Goyaz mõgen allerdings solchen rãuberischen<br />

Gemeinschaften Individuen vom Tupístamme zu Grunde liegen. Indem sich aber<br />

denselben andere Indianer angeschlossen, haben sie ihre Sprache gleichsam zu<br />

einem Diebs-Idiome (!) umgeàndert. Bei Cazal (Corografia brasilica p. 302) werden<br />

zwei Horden Bororós: die Coroados oder Geschorenen und die Barbados, Bàrtigen,<br />

angeführt. Die ersteren sind keine Schiffahrer, sondem nomadische Jàger, die<br />

südlich und südwestlich von der Stadt Cuyabá in unzugánglichen Einõden an<br />

den Quellen des Rio de S. Lourenço und des Rio dos Mortes, eines<br />

Tributàrs des Araguaya, hausen sollen.« Diese Angaben von Cazal sind võllig<br />

genau und zutreffend und auch er erkannte also die >;Coroados« ais Bororó. Unter<br />

*) Revista Trimensal Bd. 47 p. 396. Baron Melgaço hiess mit seinem bürgerlichen Namen<br />

Aug. Leverger und war franzõsischer Abstammung.<br />

**) Zur Ethnographie Amerika's, p. 209 ff., p. 263 Leipzig 1867.

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